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Nicht nur die UBS, auch die Credit Suisse übt sich in diesen Tagen in Vergangenheitsbewältigung. Gestern Nachmittag unserer Zeit musste CEO Brady Dougan in den USA vor einem Senatsausschuss Rede und Antwort stehen. Wenig überraschend räumte Dougan ein Fehlverhalten einiger Mitarbeiter ein, bekundete Reue und signalisierte Kooperationsbereitschaft.

Nur wenige Stunden zuvor meldeten Nachrichtenagenturen, dass die UBS in fortgeschrittenen Vergleichsverhandlungen mit den deutschen Steuerbehörden stehe. Für die herumgereichte Vergleichssumme von umgerechnet 250 Millionen Franken dürfte die Schweizer Grossbank bereits im vergangenen Jahr Rückstellungen verbucht haben.

Von der Vergangenheitsbewältigung der beiden Schweizer Grossbanken lassen sich erste finanzielle Konsequenzen für andere betroffene Banken wie Julius Bär ableiten. Interessant ist ein Kommentar aus dem Aktienhandel der Berenberg Bank. Darin zieht der Verfasser negative Rückschlüsse der jüngsten Ereignisse bei UBS und Credit Suisse auf die Zürcher Bank.

Zwar habe sich Julius Bär bereits mit den deutschen Behörden geeinigt. Noch offen sei allerdings der Fall Madoff, bei dem es um geschätzte 155 Millionen Dollar gehe, der Rechtsstreit um Vermögen der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik im Gegenwert von 110 Millionen Franken, der Veruntreuung von Kundenvermögen im Umfang von 422 Millionen Franken sowie Schadenersatzansprüche asiatischer Kunden über 94 Millionen Singapur-Dollar und 186 Millionen Hong-Kong-Dollar.

Darüber hinaus laufe ja noch immer die Untersuchung des US-Justizdepartements, welche die Zürcher Bank geschätzte 300 Millionen Franken kosten werde.

Abgestützt auf die Berechnungen der Firmenverantwortlichen für das Überschusskapital könne sich Julius Bär bestenfalls eine Vergleichszahlung von 700 Millionen Franken leisten. Er schliesse nicht aus, dass dem Unternehmen nach dem Vergleich kein Überschusskapital mehr bleibe, so der Verfasser des Kommentars.

Tragisch wäre das vor allem aus Sicht der Aktionäre, liebäugeln diese doch mit höheren Dividenden oder einem neuen Aktienrückkaufprogramm. Höher als erwartete Kosten für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten würden solche Erwartungen allerdings grundlegend in Frage stellen. Ich für meinen Teil bleibe jedenfalls bei meiner vorsichtigen Einschätzung für die Aktien der Zürcher Bank.

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Bei den Namenaktien von Clariant berichten mir Händler schon seit Tagen von guten Anlagekäufen. Vermutlich stehen letztere zumindest teilweise im Zusammenhang mit einer Road-Show des Basler Spezialitätenchemieherstellers mit Kepler Cheuvreux in Frankfurt.

Die Rückmeldungen von der Road-Show fallen jedenfalls sehr positiv aus. Das im Dezember beobachtete Geschäftsmomentum ziehe sich ins neue Jahr hinein, so die Botschaft der Firmenverantwortlichen. Ausserdem stehe Clariant erst in der Mitte des Transformationsprozesses. Über die kommenden Jahre seien deshalb sowohl bei der Margenentwicklung als auch bei der Barmittelgenerierung noch einmal Fortschritte zu erwarten.

Interessant ist auch, was der für Kepler Cheuvreux tätige Experte zu den diesjährigen Prognosen des Unternehmens zu sagen hat. Bei den Prognosen seien die Firmenverantwortlichen von einem Weltwirtschaftswachstum von 2 bis 2,5 Prozent ausgegangen. Der Experte bezeichnet diese Annahme als recht konservativ. Und auch wenn er es im Kommentar nicht explizit schreibt, so lässt er zwischen den Zeilen vermuten, dass Clariant die firmeneigenen Prognosen übertreffen wird. Die Aktien der Basler werden bei Kepler Cheuvreux deshalb weiterhin mit einem Kursziel von 20 Franken zum Kauf empfohlen.

Der Leistungsausweis der letzten Jahre kann sich bei Clariant durchaus sehen lassen und sucht seinesgleichen. Sofern dem Unternehmen nicht die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einen Strich durch die Rechnung machen, können sich die Aktionäre jetzt schon auf dividendenreiche Jahre freuen.

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Die Namenaktien der Credit Suisse liegen weiterhin im Angebot. Wer nach dem Rückschlag von gestern Nachmittag auf eine Gegenbewegung gewettet hatte, wird bitter enttäuscht.

In Analystenkreisen herrscht nach gestern so etwas wie Ratlosigkeit. Während die einen die Anhörung von CEO Brady Dougan und von drei weiteren Firmenvertretern vor einem Ausschuss des US-Senats als Anhaltspunkt für einen unmittelbar bevorstehenden Vergleich mit dem dortigen Justizdepartement sehen, glauben andere nicht an eine rasche Einigung.

Und auch bei der Vergleichssumme gehen die Meinungen weit auseinander. Während der Experte der MainFirst Bank mit Kosten im Umfang von 825 Millionen Franken und einer Beeinträchtigung des diesjährigen Gewinns von 500 Millionen Franken rechnet, befürchtet sein Berufskollege von der Deutschen Bank Kosten von umgerechnet bis zu 1,3 Milliarden Franken.

Ich rate bis auf weiteres von den Aktien der beiden Schweizer Grossbanken ab. Obschon das laufende Quartal saisonal betrachtet das stärkste des ganzen Jahres ist, halte ich gerade im Investment Banking Enttäuschungen für möglich. Umso mehr müssen die überraschend vorsichtigen Aussagen des US-Rivalen JP Morgan anlässlich des gestrigen Investorentags aus Sicht der Aktionäre von UBS und Credit Suisse ernst genommen werden.