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Wie am Montag nach Börsenschluss bekannt wurde, hat sich Andy Rihs von der Hälfte seiner an Sonova gehaltenen Aktien getrennt. Die Verkaufstransaktion spült nicht weniger als 71 Millionen Franken in die Kasse des Verwaltungsrats und Unternehmensgründers.

Von den etwas mehr als 497‘000 Titeln entfallen gut 427‘000 auf ein bereits vor drei Jahren vereinbartes Derivatgeschäft. Von weiteren 70‘000 Aktien trennte sich Rihs über den offenen Markt. Neu kontrolliert der Grossaktionär noch 4,83 Prozent der Stimmen.

Wie schon in der Vergangenheit wird die Beteiligungsreduktion lapidar mit der Finanzierung anderer Investitionsprojekte und Diversifikationsanstrengungen begründet. Rihs sei nach wie vor von den «hervorragenden Zukunftsaussichten» des in Stäfa beheimateten Weltmarktführers für Hörgeräte überzeugt, so liess er in einer Pressemitteilung verlauten.

Allerdings dürfte es Rihs nicht schwer gefallen sein, sich von den Aktien zu trennen, nachdem diese vergangene Woche vorübergehend auf über 145 Franken und damit auf den höchsten Stand in der Firmengeschichte geklettert waren.

Da dürften die Geschäftsleitungsmitglieder der Credit Suisse schon eher das Nachsehen gehabt haben. Denn gemäss Offenlegungsmeldungen an die Schweizer Börse SIX trennten sich eines oder mehrere Mitglieder aus der Geschäftsleitung der in Zürich niedergelassenen Grossbank nach der Veröffentlichung des Quartalsabschlusses in vier Transaktionen von rund 430‘000 Aktien im Gesamtwert von 11 Millionen Franken. Und das obschon die Credit Suisse an ihrer Börsenkapitalisierung vom Frühsommer 2007 gemessen nur noch ein Schatten ihrer selbst ist. Gelten die Aktien heute noch gut 24 Franken, mussten die Anleger damals fast 100 Franken hinlegen.

Mit ihren Aktienverkäufen befinden sich der Sonova-Patron und die Geschäftsleitungsmitglieder der Credit Suisse allerdings in bester Gesellschaft. Einer mir aus London zugespielten Strategiestudie schreiben die für die Citigroup tätigen Verfasser, dass die Bilanz der von Verwaltungsräten und Geschäftsleitungsmitgliedern europäischer Unternehmen getätigten Aktienkäufe und –verkäufe so schlecht ist wie lange nicht mehr.

Den Experten zufolge waren in den ersten sechs Monaten dieses Jahres sogar grössere Nettoverkäufe zu beobachten. Letztmals seien solche gegen Ende 2006 und damit vor dem von der Finanzkrise losgetretenen Rückschlag an den Aktienmärkten zu beobachten gewesen.

Für die Verfasser der Strategiestudie steht damit fest: Verschiedenste Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder glauben bei den Aktien ihrer Arbeitgeber nicht mehr länger an höhere Kurse.

Noch bis vor wenigen Tagen sah ich keinen Grund um an den Aktienmärkten in Panik zu verfallen. Panik ist seit je her ein schlechter Ratgeber und auch jetzt fehl am Platz. Es sind aber genau solche Entwicklungen wie das Kassemachen der Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder, welche mich zusehends nachdenklich stimmen. Vertrauensbildend ist diese von der Citigroup gemachte Beobachtung jedenfalls nicht, auch wenn sich die Verfasser der Strategiestudie weiterhin zuversichtlich für die weitere Entwicklung der Aktienmärkte zeigen.

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Keine Aktienverkäufe aus dem Umfeld des Unternehmens sind vorderhand bei Nobel Biocare zu erwarten. Seit Ende Juli ist bekannt, dass sich der Dentalimplantatehersteller in Gesprächen mit potenziellen Interessenten befindet. Mit dem Finanzinvestor EQT Partners und dem Mischkonzern Danaher haben letztere mittlerweile auch einen Namen.

Für Gesprächsstoff sorgt im Berufshandel heute eine Unternehmensstudie aus dem Hause Credit Suisse. Darin stuft der Verfasser die Namenaktien von "Neutral" auf "Outperform" hoch. Nach einer Aufwärtsrevision seiner Gewinnschätzungen um 5 bis 11 Prozent errechnet er neu ein Kursziel von 20 (13,90) Franken. Die neuen Annahmen liegen um durchschnittlich 5 Prozent über den Konsensschätzungen.

Der Medizinaltechnikexperte der Credit Suisse gilt als viel beachtet und gut vernetzt. Dass er einen Bieterstreit zwischen den verschiedenen Interessenten und eine Übernahmeofferte von bis zu 27 Franken je Aktie für möglich hält, wirft hohe Wellen. Zudem äussern einige Händler mir gegenüber die Vermutung, dass der Experte unter Umständen sogar mehr weiss. Anders lässt sich die sehr mutige Kaufempfehlung für die Aktien von Nobel Biocare denn auch nicht erklären.

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Auch unser Heimmarkt ist fest in der Hand angelsächsischer Grossinvestoren. Gerade deshalb ist es aus Sicht von uns Schweizer Anlegern interessant zu wissen, wie sich diese Marktakteure positionieren.

Anhaltspunkte liefern die zweimal im Monat veröffentlichten Marktstatistiken aus Übersee. Sie informieren über Veränderungen bei den Baisseengagements. Die aktuellsten Statistiken offenbaren gleich bei zwei grossen Schweizer Unternehmen grössere Bewegungen. Während bei den in New York gehandelten Aktien von Syngenta die Wetten auf tiefere Kurse in der zweiten Juli-Hälfte um 45 Prozent reduziert wurden, schmolzen jene bei den Papieren von Novartis um 24,5 Prozent.

Diese Veränderungen lassen vermuten, dass sich die angelsächsischen Marktakteure nicht mehr länger auf die Aktien der beiden im Swiss Market Index berücksichtigten Gesellschaften eingeschossen haben. Vermutlich haben beide Papiere ihre kursseitige Talsohle sogar schon durchschritten.

Ich wünschte mir ähnliche öffentlich zugängliche Statistiken für den Schweizer Aktienmarkt. Letzterer könnte in Bezug auf das Treiben der Baissiers ruhig etwas mehr Transparenz vertragen.