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Monatelang hat Mondelez nicht nur um die Gunst des Süssigkeitenherstellers Hershey, sondern auch um diejenige des Mehrheitsaktionärs gebuhlt. Alles vergebene Mühe, wie sich jetzt herausstellt. Vergangene Nacht warf Mondelez entnervt das Handtuch.

Nun fragt sich: Hat Mondelez eventuell sogar wegen Nestlé bei Hershey auf Granit gebissen? Denn angeblich waren die Amerikaner nur bereit, 115 Dollar je Aktie zu bezahlen. Der Mehrheitsaktionär von Hershey verlangte seinerseits aber mindestens 125 Dollar je Aktie.

Die Schuld für diese Diskrepanz könnte bei Rechten für die beliebten Schokoriegel "KitKat" zu suchen sein. Wie das renommierte "Wall Street Journal" Anfang Juli schrieb, wären diese Rechte bei einem Verkauf von Hershey an Mondelez an Nestlé zurückgegangen - und das sogar ohne eine Ausgleichszahlung. Immerhin schätzen Experten den Wert der Produktfranchise auf 3 Milliarden Dollar (siehe Kolumne vom 1. Juli). Vermutlich konnte und wollte Mondelez auch deshalb nicht tiefer in die Tasche greifen.

Während die Aktien von Nestlé heute einen schweren Stand haben, sind jene von Barry Callebaut sehr gefragt. Am Markt kursieren Spekulationen, wonach Mondelez auf den industriellen Schokoladehersteller aus Zürich ausweichen könnte. Schon im vorbörslichen Handel war Kaufinteresse im Call-Warrant BARAJB festzustellen.

Allerdings lassen sich die Käufe auch damit erklären, dass eine Übernahme von Hershey durch Mondelez bei Zulieferern wie Barry Callebaut womöglich nicht ohne Druck auf die Preise geblieben wäre. Schliesslich beliefert das Unternehmen sowohl Hershey als auch Mondelez.

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Der Schweizer Aktienmarkt verkommt immer mehr zu einer Spielwiese ausländischer Spekulanten. Und diese gehen bekanntlich gerne bis an ihre Grenzen. So überrascht es nicht, dass der Kurs der Aktien von LafargeHolcim im Februar schier ins Bodenlose zu fallen schien, als der russische Grossaktionär Eurocement von den kreditgebenden Banken auf seinem Beteiligungspaket zwangsexekutiert wurde.

Obwohl die Papiere des Weltmarktführers unter den Zementherstellern für weniger als 35 Franken zu haben waren, machten Anleger und Analysten damals gleichermassen einen grossen Bogen um diese - und scheuten sie wie der Teufel das Weihwasser.

Heute, gut sechs Monate später und 15 Franken höher, werden die Aktien plötzlich wieder kräftig gekauft. Der hohe Ergebnisbeitrag aus den Schwellenländern - kein Problem. Die noch immer erdrückend hohe Verschuldung - selbstverständlich auch keines mehr.

In einer mir aus London zugespielten Unternehmensstudie von HSBC stuft der Verfasser die Papiere mit einem neu 58 (40) Franken lautenden Kursziel von "Hold" auf "Buy" herauf. Das überrascht, nimmt er seine Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre doch durchschnittlich um gerade mal 2 Prozent nach oben.

Liegt der Analyst mit seiner Einschätzung richtig, winkt den nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionären von LafargeHolcim in den nächsten zwei Jahren eine Kapitalrückführung in Form von Sonderdividenden oder eines Aktienrückkaufprogramms.

Damit steht der Experte bisweilen allerdings ziemlich alleine da, was auch daran liegen könnte, dass der Zementhersteller selbst nach den jüngsten Bereichsverkäufen noch immer eine Nettoverschuldung von gut 13 Milliarden Franken aufweist.

Als Anfang August bekannt wurde, dass sich im zweiten Quartal endlich die erhofften Synergien realisieren liessen, erhielt LafargeHolcim einiges an Vorschusslorbeeren. Rückblickend zu früh, musste Konzernchef Eric Olsen doch einräumen, dass 40 der ausgewiesenen 140 Millionen Franken an Kosteneinsparungen auf tiefere Energiepreise zurückzuführen sind (siehe Kolumne vom 9. August). Das wiederum lässt die damals in Analystenkreisen hochgelobten Synergien in einem ganz anderen Licht erscheinen.

 

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