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Nach der überraschenden Aufgabe des Mindestkurses gegenüber dem Euro von Mitte Januar durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) hagelte es Kritik. Viele exportabhängige Unternehmen wähnten sich auf der sicheren Seite und wurden von der anschliessenden Frankenstärke auf dem falschen Fuss erwischt.

Was sich in diesen Tagen an den Devisenmärkten abspielt, dürfte bei den arg kritisierten Entscheidungsträgern und ihren Mitarbeitenden in den Handelsräumen allerdings für Genugtuung sorgen. Schliesslich kratzte die europäische Einheitswährung zum ersten Mal seit Aufgabe des Mindestkurses an der psychologisch wichtigen Marke von 1,10 Franken. Auch wenn der Euro seither wieder etwas nachgelassen hat, die noch vor wenigen Monaten herumgereichten Horrorszenarien sind bislang nicht eingetreten.

Auch bei den Banken und ihren Währungsstrategen rechnet höchstens die ewiggestrige Commerzbank mit einem Rückschlag der europäischen Einheitswährung unter die Franken-Parität. Prognosen von 1,08 bis 1,15 Franken gehören mittlerweile zum Alltag.

Nicht vorenthalten möchte ich an dieser Stelle einen Kommentar aus dem Hause Unicredit. Darin erwartet der Autor einen noch einmal deutlich schwächeren Franken, sowohl gegenüber dem Euro als auch auf handelsgewichteter Basis.

Der viel beachtete Währungsstratege geht sogar noch einen Schritt weiter und stellt den Status unseres Frankens als sicheren Hafen in Frage. Darf man dem Experten Glauben schenken, dann häufen sich schon seit Wochen die Anhaltspunkte für eine Abkoppelung vom Risikoappetit der Anleger. Mit anderen Worten: Letztere suchen in turbulenten Zeiten nicht mehr länger Schutz im Franken.

Die Schuld dafür sucht man bei Unicredit ausgerechnet bei den Schweizern. Entgegen der gängigen Meinung seien nicht ausländische Anleger und Spekulanten für die Frankenstärke verantwortlich, so der Währungsstratege. Er sucht den Grund viel eher bei der Repatriierung von Schweizer Auslandsvermögen.

Diese hält der Experte nun für weitestgehend abgeschlossen. Seit wenigen Wochen würden von Schweizer Seite vermehrt wieder Auslandsinvestitionen getätigt. Davon angetrieben werde der Euro bis Ende nächsten Jahres auf 1,22 Franken steigen, was einem Aufwärtspotenzial von 13 Prozent entspräche.

Es scheint, als sei der Damm beim Franken gebrochen. Das stellt die SNB allerdings vor eine neue Herausforderung, nämlich sich den 540 Milliarden Franken schweren Devisenreserven anzunehmen, ohne die Marktakteure an den Devisenmärkten zu verärgern - ganz bestimmt keine leichte Aufgabe.

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Gestern wurde bei Santhera Firmengeschichte geschrieben: Mit der Marktzulassung des Medikaments Raxone zur Behandlung von Patienten mit Leberscher hereditärer Optikusneurophatie ist das in Liestal beheimatete Biotechnologieunternehmen seinem Ziel des vollintegrierten Pharmaherstellers einen entscheidenden Schritt nähergekommen.

Die Reaktionen aus der Analystengemeinde liessen verständlicherweise nicht lange auf sich warten. Insbesondere ein Kommentar aus dem Hause RBC Capital Markets sorgte im hiesigen Berufshandel für Gesprächsstoff. Dieser hatte es denn auch in sich, nahm der Autor darin doch eine Verdoppelung seines schon zuvor hohen Kursziels auf 340 (172) Franken vor.

Für den Experten hat die Zulassung von Raxone aus Anlegersicht gleich in dreifacher Hinsicht Signalwirkung: Zum einen wird das Unternehmen bei einem Umsatz von 86 Millionen Franken schon im kommenden Jahr einen Reingewinn von 26 Millionen Franken oder 4,33 Franken je Aktie erwirtschaften. Zum anderen liess sich das Medikament trotz anfänglichem Widerstand der europäischen Arzeimittelbehörde auf den Markt bringen, und das erst noch ohne zusätzliche Studien in Auftrag zu geben. Darüber hinaus ebnet die Zulassung von Raxone die geplante Erweiterung auf andere Therapiegebiete.

Unter den bestmöglichen Annahmen sieht man den Kurs der mit "Outperform" empfohlenen Aktien von Santhera über die nächsten zwölf Monate sogar bis auf 423 Franken klettern. Das entspräche aus heutiger Sicht mehr als einer Verdreifachung.

Den Namenaktien reichten weder die produktseitigen Fortschritte noch dieses atemberaubende Kursziel aus, um zu dreistelligen Kursen zurückzukehren. Letztendlich gingen sie um 5,4 Prozent höher bei 99 Franken aus dem Handel.

Schon heute beträgt der Börsenwert von Santhera knapp 540 Millionen Franken. Bei einem Aktienkurs von 340 Franken läge dieser bei 1,9 Milliarden Franken, was mir in Anbetracht des für 2017 erwarteten Jahresgewinns von 154 Millionen Franken nicht übertrieben scheint.

Gestern Nachmittag gingen ausserbörslich 70'000 Titel um. Das wiederum lässt vermuten, dass finanzkräftige Grossinvestoren zugelangt haben.
 

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