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Mit den Aktien von Sika liess sich der breite Schweizer Aktienmarkt in den letzten Jahren um Längen schlagen. Und der Baustoffhersteller aus Baar ist bei weitem nicht alleine.

Auch mit den Valoren anderer kleinerer und mittelgrosser Unternehmen wie dem Halbleiterzulieferer Comet, dem Finanzspezialisten VZ Holding, dem Kunststoffhersteller Gurit oder dem Pharmazulieferer Lonza Group liess sich gutes Geld verdienen - zumindest bis in die jüngere Vergangenheit.

Denn eines haben diese Unternehmen gemeinsam: Sie alle haben über die letzten Wochen überdurchschnittlich stark an Börsenwert verloren.

Die Sika-Aktien (rot) lassen den SPI (grün) über fünf Jahre weit hinter sich zurück (Quelle: www.cash.ch)

Besonders heftig erwischte es Gurit. Die Aktien des Kunststoffherstellers trennen mittlerweile gut 20 Prozent von den Jahreshöchstkursen. Auf das Rekordhoch vom letzten Sommer bezogen, errechnet sich gar ein Minus von fast 30 Prozent.

Erst vor wenigen Wochen meldete das Unternehmen einen neuen Grossauftrag aus der Windenergieindustrie in Höhe von 64 Millionen Franken über drei Jahre. Analysten zufolge dürfte dieser Auftrag bei Gurit allerdings bereits in die diesjährigen Zielvorgaben eingeflossen sein.

Die Wachstums- und Gewinnaussichten des Kunststoffherstellers werden verhaltener beurteilt als auch schon.

Bei Comet drückt der Schuh an einer anderen Stelle: Der Halbleiterzulieferer wächst zwar weiterhin kräftig, was jedoch mit hohen Vorabinvestitionen verbunden ist. Das gilt insbesondere für die zukunftsträchtige, aber noch auf Jahre hinaus defizitäre eBeam-Technologie.

Zudem gibt es mittlerweile Anhaltspunkte, wonach die Halbleiterindustrie ihr Zyklushoch wohl durchschritten hat. Mit zeitlicher Verzögerung von einigen Monaten dürfte sich das auch in der Auftragslage von Zulieferern wie Comet niederschlagen.

Angeblich treten angelsächsische Grossinvestoren bei hiesigen Halbleiteraktien schon seit Tagen als Verkäufer in Erscheinung.

Weiterhin gut unterwegs ist Sika. Dass der Baustoffhersteller im laufenden Jahr erstmals die Umsatzmarke von 7 Milliarden Franken knacken wird, gilt schon heute als sicher.

Für einen Fauxpas sorgte Sika Mitte April, als das Unternehmen das Gewinnziel in der deutschen Pressemitteilung vorsichtiger formulierte als in der englischen Fassung - wenn auch nur geringfügig.

Trotz brummendem Tagesgeschäft fiel der Kurs der bei Anlegern beliebten Aktien zuletzt um 14 Prozent unter das Rekordhoch von Ende Januar.

Zuletzt hätten ausländische Grossinvestoren im Hinblick auf den noch ausstehenden Entscheid des Obergerichts des Kantons Zug (siehe "Die Stunde der Wahrheit für Sika rückt näher" vom 12. April) Geld aus diesen Valoren abgezogen, so wird mir berichtet. Nach der Kursvervielfachung der letzten Jahre kann man das den Investoren nicht verübeln.

Ob das Tagesgeschäft auch bei der Lonza Group brummt, wird sich kommende Woche zeigen. Die kalte Dusche von Anfang Februar ist jedenfalls noch nicht vergessen, als der Pharmazulieferer aus Basel mit einem überraschend schwachen Jahresergebnis aufwarten musste.

Rückblickend hatten Analysten die Gewinnverwässerung aus der milliardenschweren Übernahme von Capsugel unterschätzt.

Das Jahresergebnis setzte den Aktien von Lonza sichtlich zu (Quelle: www.cash.ch)

Obwohl die Aktien der Lonza Group zuletzt wieder besser im Markt lagen, errechnet sich seit dem Rekordhoch von Ende Januar noch immer ein Minus von 14 Prozent. Das Unternehmen muss nun den Beweis antreten, Capsugel unter dem eigenen Dach möglichst rasch zum Erfolg führen zu können.

Als Vermögensspezialist müsste die VZ Holding derzeit eigentlich den Anlegernerv treffen. Und doch haben Anleger mit diesen Aktien im bisherigen Jahresverlauf einiges an Geld verloren. Mittlerweile liegt der Börsenwert gar 22 Prozent unter dem Stand von Anfang November.

Hohe Investitionen in die Digitalisierung und zusätzliche Rückstellungen für mögliche Mehrwertsteuerforderungen verhagelten Anfang März die Berichterstattung für das vergangene Jahr - was nicht spurlos an den stolz bewerteten Aktien vorbeiging.

Die Vergangenheit zeigt, dass es manchmal Jahre dauern kann, bis Nebenwerte an Kursrekorde vergangener Tage anknüpfen können - wenn überhaupt jemals wieder.

Meines Erachtens sind von den fünf genannten Unternehmen nur die Aktien von Sika sowie jene der Lonza Group ein Kauf. Und ich möchte nicht ausschliessen, dass diese im weiteren Jahresverlauf noch einmal günstiger zu haben sind - selbst wenn angelsächsische Grossinvestoren bei uns eher selten eine gute Nase beweisen.

In den letzten Tagen gerieten übrigens auch die Valoren von ABB und Clariant unter Abgabedruck, letztere erlitten selbst im Zuge solider Quartalsergebnisse einen Kurseinbruch. Wie mir aus London berichtet wird, stehen auch dahinter Programmverkäufe angelsächsischer Grossinvestoren bei konjunkturabhängigen europäischen Aktien.

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