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Einige Aktienanalysten haben das Wochenende durchgearbeitet. Das lassen zumindest die vielen Umstufungen vermuten. Ich zähle heute Montag nicht weniger als drei Aktienumstufungen und zwei Erstabdeckungen – grössere Kursverschiebungen inklusive.
Fleissig waren vor allem die Analysten der Zürcher Kantonalbank. In einer 26 Seiten starken Unternehmensstudie nimmt ihr Autor Michael Inauen die Wiederabdeckung der Aktien von Also mit «Übergewichten» auf, was einer Kaufempfehlung gleichkommt. Mit 340 Franken liegt das Kursziel neuerdings weit über den zuletzt bezahlten 237 Franken. Der Vorgänger Inauens hatte die Valoren des IT-Dienstleisters noch mit «Marktgewichten» eingestuft.
Inauen zufolge bietet sich Anlegerinnen und Anlegern bei Also ein attraktiver Investment-Case. Gerade beim Cloud Market Place rechnet der Analyst künftig mit einem hohen Wachstum.
Für ein Kursfeuerwerk sorgt sein Abteilungskollege Tobias Klöpper bei den Aktien von Schweiter Technologies. Auf nicht weniger als 39 Seiten bricht der Analyst eine Lanze für den Anbieter von Verbundwerkstoffen und stuft dessen Valoren mit einem Kursziel von 532 (zuvor 470) Franken von «Marktgewichten» auf «Übergewichten» herauf.
Wie Klöpper schreibt, hat das Unternehmen unter dem neuen Management glaubwürdige Massnahmen ergriffen, um das Wachstum zu beleben und die Margen zu steigern. Ausserdem macht er in den Absatzmärkten nach schwierigen Jahren erste Anhaltspunkte für eine Aufhellung aus.
Der Aktienkurs von Schweiter Technologies zieht im bisherigen Tagesverlauf kräftig an (Quelle: www.cash.ch)
Dass der Kurs der Schweiter-Aktien zeitweise um mehr als acht Prozent auf 434 Franken anzieht, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass der Anbieter von Verbundwerkstoffen an der Börse in den letzten Jahren regelrecht unter die Räder gekommen war. Hinzu kommt der vergleichsweise enge Markt. Dieser wirkt bei grösseren Kursbewegungen wie ein Brandbeschleuniger.
Erst kürzlich wurde bekannt, dass der SVP-Haudegen Thomas Matter sich über seine Matter Group mit gut drei Prozent bei Schweiter Technologies eingenistet hat. Er wird sich bestimmt über die Neueinstufung freuen.
Kräftig nach unten geht es hingegen für die Valoren von Gurit. Nach einer Herunterstufung von «Marktgewichten» auf «Untergewichten» durch den ZKB-Analysten Philipp Gamper büssen sie zeitweise bis zu sieben Prozent auf etwas mehr als 18 Franken ein.
Nach der Zahlenenttäuschung von vergangener Woche setzt Gamper bei seinen dies- und nächstjährigen Schätzungen den dicken Korrekturstift an. Durch die Anpassungen verringert sich der rechnerische faire Wert auf 20 (zuvor 54) Franken.
Dass der Analyst in unmittelbarer Nähe zu den langjährigen Tiefstkursen die Reissleine zieht und faktisch eine Verkaufsempfehlung ausspricht, überrascht schon sehr. Auch er selber räumt ein, dass die Bewertung mit einem Enterprise Value zum operativen Gewinn (EBITDA) von weniger als fünf auf Basis der nächstjährigen bankeigenen Schätzungen sehr tief ist. Dennoch rät Gamper neuerdings entschieden von einem Investment ab.
Sein Berufskollege Emmanuel Papadakis von der Deutschen Bank geht bei den Aktien von Idorsia von «Sell» auf «Hold», nachdem die Notierungen am Freitag unter sein Kursziel von 1 Franken gefallen waren. Wie der bekannte Pharmaanalyst schreibt, bewegt sich die Ergebnisentwicklung nach neun Monaten mehr oder weniger im Rahmen seiner Erwartungen. Trotz der noch immer laufenden Suche nach einem Partner für das Medikament Tryvio und der dadurch angespannten finanziellen Lage hält Papadakis eine Verkaufsempfehlung nicht länger für gerechtfertigt.
Die Aktien von Idorsia haben seit Januar deutlich an Wert eingebüsst (Quelle: www.cash.ch)
Neugierig wie ich bin, habe ich mich schlau gemacht: Die besagte Verkaufsempfehlung geht auf Ende April letzten Jahres zurück, als noch Kurse von 8 Franken und mehr bezahlt wurden. Von daher hat der Analyst alles richtig gemacht. Wie mir Händler berichten, wird das Geschehen in diesen Stunden von Deckungskäufen seitens ausländischer Leerverkäufer bestimmt.
Für Aufsehen sorgt in hiesigen Börsenkreisen auch die Erstabdeckung der Aktien von Bachem mit einer «Overweight» lautenden Kaufempfehlung und einem Kursziel von 86 Franken durch J.P. Morgan. Der zuständige Analyst Zain Ebrahim begründet seine Zuversicht vor allem mit den starken Wachstumsaussichten des Pharmazulieferers im Geschäft mit Wirkstoffen zur Gewichtsreduktion.
Im Hinblick auf den diesjährigen Investorentag vom 21. November setzt der Analyst die Valoren sogar unter positiven Vorzeichen auf die «Catalyst Watch List». Mit anderen Worten: Er sieht darin einen möglichen Kurstreiber.
Anders als andere Pharmazulieferaktien aus der Schweiz – ich denke da etwa an jene von Lonza (+55 Prozent) oder PolyPeptide (+80 Prozent) – fällt die diesjährige Kursbilanz bei Bachem (+14 Prozent) überraschend verhalten aus. Kein Wunder also, sieht man bei J.P. Morgan vom momentanen Kursniveau von 74 Franken aus durchaus noch Luft nach oben.
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