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Der Übernahmekampf zwischen Monsanto und Syngenta nimmt immer groteskere Züge an. Allen Unkenrufen zum Trotz wartete der in Basel beheimatete Agrarchemiekonzern gestern mit einem ziemlich überzeugenden Zahlenkranz auf.

Im Jahresvergleich führte der starke Dollar zwar zu einem Umsatzrückgang um etwas mehr als 10 Prozent auf 7,63 Milliarden Dollar, wobei das Unternehmen knapp an den bei 7,65 Milliarden Dollar liegenden Analystenerwartungen vorbeischrammte. Der operative Gewinn (EBITDA) von 2 Milliarden Dollar und der Reingewinn von 1,22 Milliarden Dollar übertrafen diese wiederum ziemlich deutlich.

Dennoch gerieten die Namenaktien von Syngenta im Laufe der ersten Handelsstunde unter starken Verkaufsdruck, nachdem im Berufshandel der Vorwurf der Ergebnisbeschönigung laut wurde. Öl ins Feuer goss der für Helvea tätige Experte. In einem Kommentar warf er die Frage auf, ob sich die Basler mit dem Zahlenkranz nicht sogar von ihrer bestmöglichen Seite gezeigt hätten, um dem vom Übernahmeangebot ausgehenden Druck standhalten zu können?

Ganz von der Hand weisen lässt sich dieser Vorwurf nicht. Denn gerade bei der Reduktion von Lagerbeständen scheint Syngenta in den vergangenen Monaten mächtig Dampf gemacht zu haben. Auffällig sind in diesem Zusammenhang auch die im Jahresvergleich regelrecht zusammengestrichenen Investitionen. Darüber hinaus berichtet der für BNP Paribas tätige Berufskollege von einer Umstellung der Verbuchung von Absatzvereinbarungen in Brasilien, die geholfen hätten.

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass auch Preiserhöhungen sowie Fortschritte bei der Zusammensetzung des Umsatzes zur positiven Ergebnisüberraschung beigetragen haben. Ausserdem legt das Unternehmen nach IFRS Rechnung ab, was nur sehr begrenzt Spielraum für Ergebnisbeschönigungen bietet.

Interessant ist, dass Syngenta gestern keine Gelegenheit ausliess, um Monsanto einen Seitenhieb zu verpassen. Es grenzte schon fast an einen Affront, dass das nichtbindende Angebot des Rivalen in der Pressemitteilung mit keinem Wort erwähnt wurde.

Ausserdem fand CEO Mike Mack gegenüber Vertretern der Finanzpresse einmal mehr ziemlich klare Worte für die vorliegende Offerte. Aussagen wie "unsere Zahlen sind die beste Antwort auf das Monsanto-Angebot" lassen jedoch eher eine gewisse Verzweiflung vermuten. Denn so überragend war der Zahlenkranz für die erste Jahreshälfte nun auch wieder nicht. Stummer Zeuge ist der Aktienkurs, der gestern zeitweise um mehr als 2 Prozent nachgab.

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Die Börse ist ein Ort, an welchem Verrückte wie Propheten behandelt werden. Und die verrücktesten Analystenempfehlungen kommen seit ich denken kann aus dem angelsächsischen Raum.

Jüngstes Beispiel ist die aggressive Verkaufsempfehlung der Citigroup für die Namenaktien des Börsendebütanten Sunrise Communications mit einem Kursziel von 70 Franken (siehe Kolumne vom Montag).

Still und leise legt der verantwortliche Experte heute mit einer weiteren Unternehmensstudie nach. Zwar ändert sich weder am Anlageurteil noch am aufsehenerregend tiefen Kursziel etwas. Was die Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre anbetrifft, so krebst der Autor der Studie nach nur wenigen Tagen kräftig zurück und erhöht seine Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre um bis zu 44 Prozent.

Alleine schon das Ausmass dieser Aufwärtsrevisionen müsste eigentlich stutzig machen - lägen die neuen Annahmen nicht immer noch substanziell unter jenen anderer Banken wie der UBS, Morgan Stanley oder der Berenberg Bank. Diese drei Banken haben übrigens eines gemeinsam: Sie alle begleiteten den Telekommunikationskonzern diesen Frühling an die Börse.

Ich will den für UBS, Morgan Stanley oder die Berenberg Bank tätigen Experten nichts unterstellen. Allerdings lässt sich eine gewisse Portion Zweckoptimismus auch nicht völlig ausschliessen. Denn anlässlich der Quartalsergebnispräsentation von Mitte Mai erwiesen sich ihre Umsatz- und Gewinnschätzungen schon einmal als zu hoch.

Gut möglich, dass Sunrise Communications selber bei der Citigroup interveniert hat. Wie mir aus Bankenkreisen berichtet wird, ist ein solches Vorgehen hierzulande nicht unüblich.

Nach der Ergebnisenttäuschung von Mitte Mai steht das Unternehmen, das sich erst vor wenigen Monaten dem Publikum öffnete, in der Beweispflicht. Meines Erachtens verfügte es jedoch über eine gute Ausgangslage, um in den Olymp der Dividendenperlen aufzusteigen. Im Zuge dessen sollte dann auch der Aktienkurs in höhere Sphären klettern.

 

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