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Den Aktionärinnen und Aktionären von Meyer Burger präsentiert sich schon seit Wochen ein ungewohntes Bild: Am Freitagvormittag fiel der Kurs der Aktien erstmals in diesem Jahr in die Nähe von 25 Rappen. Letztmals waren die Valoren des aufstrebenden Solarunternehmens im November 2020 so günstig zu haben wie momentan.

Die wohl naheliegendste Erklärung für die hartnäckige Kursschwäche ist, dass die Ära des billigen Geldes endgültig der Vergangenheit angehört. Folglich müssen Investitionsprojekte deutlich mehr abwerfen, damit sie sich überhaupt noch rechnen. Das gilt nicht nur für die Investitionen Meyer Burgers in neue Produktionskapazitäten – sondern eben auch für private genauso wie für gewerbliche Solarprojekte. Das alles war während der Tief- und Negativzinsphase noch ganz anders.

Interessant ist, dass sich die Aktien des Solarunternehmens alleine seit der Gewinnwarnung vom Juli im Kurs mehr als halbiert haben. War die Aussetzung der diesjährigen Rentabilitätsziele etwa die eine Warnung zu viel?

Kursentwicklung der Aktien von Meyer Burger seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Momentan fluten chinesische Anbieter den europäischen Markt regelrecht mit billigen Solarmodulen. Die Politik in Brüssel und Berlin ist sich dieses Problems zwar durchaus bewusst. Allerdings liess man auf Worte bisher keine Taten folgen. Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt drohte rund um die Gewinnwarnung vom Juli sogar unverblümt, die Pläne für den Produktionsausbau in Deutschland gegebenenfalls beerdigen und sich künftig auf die USA konzentrieren zu wollen.

Angesichts der Preisoffensive chinesischer Solarunternehmen dürfte letztendlich die Politik darüber entscheiden, ob die Premium-Strategie von Meyer Burger in Europa überhaupt überlebensfähig ist. Gut möglich deshalb, dass Firmenchef Erfurt sein Glück künftig in den USA sucht.

Wie mir aus Branchenkreisen berichtet wird, bleibt die Situation diesseits des Atlantiks schwierig. Ob das Tagesgeschäft bei Meyer Burger nach der enttäuschenden ersten Jahreshälfte eine Verbesserung erfahren hat, zeigt sich vermutlich erst anlässlich der Jahresergebnisveröffentlichung von Mitte März nächsten Jahres.

Ich schrieb kürzlich:

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Was der Swiss Market Index (SMI) für hiesige Grossunternehmen, ist der SMI Midcap Index (SMIM) für die Aktien mittelgrosser Firmen. Eines haben diese Börsenbarometer übrigens gemeinsam: Bei beiden handelt es sich um sogenannte Preisindizes. Dividendenabgänge schlagen sich folglich in der Entwicklung dieser Indizes nieder.

Dennoch liess der SMIM den SMI in der Vergangenheit regelmässig weit hinter sich zurück. Das mag nicht zuletzt damit zu tun haben, dass die drei trägen Kolosse Nestlé, Roche und Novartis bei letzterem für rund die Hälfte der Gesamtkapitalisierung verantwortlich sind.

Kursentwicklung der Montana-Aktien im bisherigen Jahresverlauf (Quelle: www.cash.ch)

Für Fondsmanager und Vermögensverwalter war das Erfolgsrezept in den letzten Jahren daher denkbar einfach: Man ersetze die drei SMI-Schwergewichte durch eine Auswahl von Aktien mittelgrosser Unternehmen – et voilà!

Spätestens wenn an den Märkten ein rauer Wind aufzieht, liefert dieses Rezept nicht mehr länger den erhofften Erfolg. Ganz im Gegenteil, wie die Kursverschiebungen der letzten Wochen zeigen.

Das ruft nun die Strategen von Kepler Cheuvreux um Kathleen Gailliot auf den Plan. In einem 20 Seiten starken Strategiepapier unterstreichen sie ihre Zuversicht für die Aktien mittelgrosser europäischer Unternehmen. Obwohl das Titelsegment als sehr günstig bezeichnet wird, nehmen die Autoren bei ihren Favoriten mehrere Anpassungen vor.

Die Valoren von Montana Aerospace ("Buy" mit einem Kursziel von 21 Franken) werden aufgrund ihrer hohen Abhängigkeit von der Wirtschaftsentwicklung ersatzlos gestrichen. Aus der Schweiz sind neuerdings noch Accelleron ("Buy" mit einem Kursziel von 30 Franken), Sulzer ("Buy" mit einem Kursziel von 111 Franken) sowie Swissquote ("Buy" mit einem Kursziel von 205 Franken) auf der Empfehlungsliste zu finden.

Über sämtliche 31 Favoriten hinweg weisen die Valoren des deutschen Immobilienbewirtschafters BAWAG (+72 Prozent), des italienischen Versorgers ERG (+69 Prozent) und des italienischen Luxusgüterherstellers Tod's (+69 Prozent) an den Kurszielen von Kepler Cheuvreux gemessen das grösste Aufwärtspotenzial auf. Da können die genannten Aktien aus der Schweiz nicht ganz mithalten...

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