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Gestern tauchten die Aktien von Sulzer kurzerhand auf Kurse unter 100 Franken. Das dürfte kaum ein Zufall sein. Denn schon seit Tagen machen Gerüchte die Runde, ausländische Leerverkäufer hätten es auf den traditionsreichen Industriekonzern aus Winterthur abgesehen. Ziel dieses Angriffs sei es, knapp darunter vermutete limitierte Verkaufsaufträge loszutreten, so heisst es weiter.

Im Zuge eines durchwachsenen Auftragseingangs für die ersten neun Monate hatte dieses Vorhaben heute nun Erfolg, was die Kursnotierungen vorübergehend auf 96,25 Franken abtauchen liess. Seither machen die Aktien wieder Boden gut.

Das Ziel der Leerverkäufer könnte aber auch eines von ganz anderer Dimension sein: Wie vor wenigen Wochen einer Verfügung der Eidgenössischen Übernahmekommission zu entnehmen war, hat der russische Grossaktionär Viktor Vekselberg sein an Sulzer gehaltenes Aktienpaket als Sicherheit für Bankkredite hinterlegt.

Wenn ich die Verfügung richtig verstehe, dann müssen sämtliche sich im Besitz des Milliardärs befindlichen Aktien für einen Kredit der Sberbank in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar sowie für einen Kredit eines Bankenkonsortiums bestehend aus Natixis, Credit Suisse, J.P. Morgan, ING und Deutsche Bank in Höhe von 350 Millionen Franken herhalten.

Gelingt es den Leerverkäufern nun, den Aktienkurs von Sulzer stark genug zu drücken, könnte das zu einem erzwungenen Verkauf des zur Sicherstellung hinterlegten Beteiligungspakets führen.

Was für verheerende Folgen das haben kann, zeigte sich im Februar dieses Jahres. Damals fackelte die Sberbank nicht lange und zog bei LafargeHolcim auf der vom Grossaktionär Eurocement gehaltenen Beteiligung die Reissleine.

Zumindest aus heutiger Sicht stehen die ausländischen Leerverkäufer bei Sulzer auf verlorenem Posten. Nach einem erdrutschartigen Kurszerfall wie damals bei LafargeHolcim sieht es diesmal nämlich gar nicht aus. Kommt dazu, dass der Handel in den Valoren von Sulzer sehr viel enger und damit nicht ohne Risiken für die Leerverkäufer ist.

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Die Finanzmarktakteure sind der immer neuen Massnahmen im Kampf gegen deflationäre Kräfte sichtlich müde geworden. Allerdings wird die "Politik des billigen Geldes" an den Märkten auch immer häufiger hinterfragt.

Gestern berichtete ich an dieser Stelle von einer überraschenden Wende bei den Inflationserwartungen. In der monatlichen Umfrage von Merrill Lynch zeigten so viele Vermögensverwalter und Fondsmanager Angst vor einer Stagflation wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr.

Mit anderen Worten: Während die Notenbankverantwortlichen rund um den Globus die Finanzmärkte auf einen langwierigen Kampf einschwören, fürchten sich die von der amerikanischen Investmentbank befragten Profis vor einer tödlichen Kombination von ausufernder Teuerung und wirtschaftlicher Wachstumsflaute (siehe gestrige Kolumne).

Nun legt der für das Cross Asset Research von Kepler Cheuvreux tätige Stratege nach und sagt den radikalen geldpolitischen Vorstössen ein baldiges Ende vorher. Zum einen wachse das Lager der Gegner einer extremen Geldpolitik von Tag zu Tag und zum anderen würden selbst die Befürworter den Nutzen solcher Massnahmen vermehrt in Frage stellen, so schreibt der Experte.

Für den Strategen steht zwar fest, dass die Europäische Zentralbank (EZB) spätestens im Dezember eine zeitliche Verlängerung der Wertpapierkäufe bekanntgeben wird. Mit einer betragsmässigen Erhöhung rechnet er allerdings nicht mehr. Für ihn steht deshalb fest: Früher oder später werden sich die Finanzmärkte mit der Zeit nach Ende der Wertpapierkäufe auseinandersetzen müssen.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich die Nebenwirkungen der „Politik des billigen Geldes“ für die deflationären Kräfte und die wirtschaftliche Wachstumsflaute verantwortlich mache. Eine Absage an immer neue geldpolitische Massnahmen wäre meines Erachtens deshalb ein Schritt in die richtige Richtung.

 

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