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Wenn sich ein grosses Unternehmen wie Syngenta gegen ein unfreundliches Übernahmeangebot aus dem Ausland wehren muss, beauftragt es nicht selten Goldman Sachs. Die vermutlich mächtigste Grossbank der Welt zählt zu den besten Adressen, wenn es darum geht, ein Abwehrdispositiv aufzubauen. Doch auch auf der anderen Seite des lukrativen Geschäfts mit Firmenübernahmen und Zusammenschlüssen mischen die Amerikaner oft und gerne mit.

Erhebungen des Statistikunternehmens Dealogic sind beeindruckend: Alleine im vergangenen Jahr wurde Goldman Sachs weltweit für Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 1000 Milliarden Dollar hinzugezogen.

Dass nun ausgerechnet die Grossbank in einer Strategiestudie selber eine Liste wahrscheinlicher Übernahmeziele in Europa zusammengestellt hat, ist an Brisanz nicht zu überbieten. Wie der mir vorliegenden Studie entnommen werden kann, haben die Autoren die 170 Unternehmen starke Liste ausschliesslich mit der Hilfe ihrer Kollegen aus der Aktienanalyse zusammengetragen.

Den Vorwurf von Interessenkonflikten haben die Amerikaner deshalb nicht zu befürchten. Dennoch darf davon ausgegangen werden, dass die Studienverfasser beim einen oder anderen Unternehmen "das Gras wachsen hören".

Jeder von Goldman Sachs mitverfolgten Firma wird ein Wert zwischen eins und vier zugeteilt. Dieser richtet sich nach Schlüsselprodukten, Wachstumsaussichten, Absatzmärkten, der geografischen Ausrichtung, der Grösse, der vertikalen Integration, potenziellen Kostensynergien, Schwergewichten im Aktionariat sowie der Grösse. Viele Aktienanalysten lassen die von ihnen abgedeckten Unternehmen darüber hinaus auch noch durch ein sogenanntes Leveraged-Buyout-Modell laufen.

Der Wert eins steht für eine Wahrscheinlichkeit von 30 bis 50 Prozent, dass die Firmen schon bald in eine Übernahme oder einen Zusammenschluss verwickelt werden. Ein Wert von zwei sieht immerhin noch eine Wahrscheinlichkeit von 15 bis 30 Prozent vor, allerdings eher auf längere Sicht.

Bei der ersten Kategorie, den wirklich heissen Übernahmekandidaten, sind aus Schweizer Sicht nur Lindt & Sprüngli und wenig überraschend auch Actelion zu finden. Der in Allschwil beheimatete Biotechnologiekonzern steht seit dem letzten Wochenende im Zentrum von Spekulationen. Auch der angebliche Käufer, die britische Shire, ist Bestandteil der Liste. Allerdings fallen die Briten in die Kategorie zwei (siehe gestrige Kolumne).

Dieser Kategorie gehören mit Adecco, Panalpina, SGS, Sonova und Temenos ebenfalls einige bekannte Schweizer Unternehmen an.

Wirklich überrascht bin ich nicht, diesen Namen auf der Liste der wahrscheinlichsten Übernahmeziele in Europa zu begegnen. Bei Lindt & Sprüngli wird schon seit Jahren mit einer Übernahme durch den Branchenprimus Nestlé spekuliert. Ein gehöriges Wort hätte die Personalstiftung des Premiumschokoladeherstellers mitzureden, vereint diese doch ein Stimmrecht von 21,3 Prozent auf sich.

Auch die Aktien von Panalpina rückten in der Vergangenheit gerne mal ins Zentrum von Spekulationen. Das in Basel beheimatete Logistikunternehmen will allerdings nicht so recht aus seinen hausgemachten Problemen herausfinden. Allerdings müsste ein Käufer aus dem Ausland vermutlich tief in die Tasche greifen, um sich der Gunst der Ernst Göhner Stiftung sicher zu sein. Denn diese ist im Besitz von 43,6 Prozent der Stimmen.

Bei Sonova trafen vor wenigen Wochen aus London Gerüchte ein, wonach der Weltmarktführer für Hörgeräte eine Investmentbank "mit der Prüfung strategischer Alternativen" beauftragt habe. Das heisst im Fachjargon so viel wie: Das Unternehmen hat Wind von einem potenziellen Käufer bekommen und bildet nun entweder ein Abwehrdispositiv oder aber es sucht nach weiteren Interessenten oder einem sogenannten "weissen Ritter", um einen möglichst guten Preis für die Aktionäre zu erzielen.

Mittlerweile sind diese ziemlich fragwürdigen Übernahmegerüchte jedoch wieder verpufft. Sowieso scheinen einige gewiefte Marktakteure gezielt Falschinformationen zu verbreiten, um mit zuvor gekauften Derivaten den grossen Reibach zu machen (siehe Kolumne vom 2. Juni) - ein weiterer Anhaltspunkt dafür, dass sich die Börsenhausse auch bei uns in einer weit fortgeschrittenen Phase befindet. Denn nur wenn die Marktakteure Angst haben, etwas zu verpassen, lassen sich solche kleinen fiesen Spielchen erfolgreich spielen.

 

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