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Über die letzten Jahre spielte ABB auf der SMI-Gewinnerliste stets weit vorne mit. Da macht das laufende Börsenjahr keine Ausnahme. Mit einem Kursplus von knapp 32 Prozent seit Januar steuert das schweizerisch-schwedische Industrie-Urgestein auf die Silbermedaille zu – wobei ihm der Genfer Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan als Drittplatzierter im Nacken sitzt.
Allerdings trifft nun für ABB eine Herunterstufung aus dem hohen Norden ein. In einem 135 Seiten dicken Papier der schwedischen Handelsbanken über die europäischen Investitionsgüterhersteller senken die Autoren um Hampus Engelau ihr kurzfristiges Anlageurteil einerseits von «Hold» auf «Sell». Dann wird auch das langfristiges Anlageurteil von «Market Perform» auf «Underperform» gesenkt. Das 3-Jahres-Kursziel für die in New York gehandelten Stücke geben sie nach-wie-vor mit 67 Dollar an.
Engelau und seine Mitautoren befürchten, dass sich die Auftragslage im kommenden Jahr verschlechtern könnte. Darauf abgestützt reduzieren sie ihre Umsatz- und Gewinnschätzungen – wenn auch nur leicht.
Höhenflug der ABB-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
ABB hat in den letzten Jahren unter dem früheren Firmenchef Björn Rosengren Vieles richtig gemacht. Er hat as Unternehmen entschlackt und dezentralisiert. Folglich kam das Industrie-Urgestein in den Genuss einer grundlegenden Neubeurteilung und -bewertung durch die Börse. Sein Nachfolger Morten Wierod tritt jedenfalls in grosse Fussstapfen.
Dass die Handelsbanken-Analysten ausgerechnet die Aktien des Rivalen Sandvik auf kurze Sicht mit einem Kursziel von 330 (zuvor 345) schwedischen Kronen von «Hold» auf «Buy» heraufstufen, entbehrt nicht einer gewissen Situationskomik. Denn bekanntlich war der im Juli zurückgetretene Rosengren vor seinem Wechsel an die ABB-Spitze in selbiger Funktion für Sandvik tätig...
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Renaissance Technologies hat eine Wette gegen AMS Osram aufgebaut. Der gefürchtete Leerverkäufer setzt beim Sensorenhersteller mit 0,6 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse, wie aus offiziellen Erhebungen hervorgeht.
Es ist vermutlich bloss ein Zufall, dass diese Wette nur wenige Tage nach Vollzug eines sogenannten «Reverse-Splits» im Verhältnis von 10 zu 1 bekannt wird. Ziel dieser Zusammenlegung von Aktien dürfte gewesen sein, vom Schmuddel-Image des «Penny-Stocks» wegzukommen.
Diesen Weg gingen hierzulande zuvor schon Meyer Burger, Evolva oder auch Relief Therapeutics – wobei der «Reverse-Split» bei diesen Unternehmen unter keinem guten Stern stand. Bei allen Drei gab der Aktienkurs in den darauffolgenden Wochen deutlich nach, was mich darin einst schon fast so etwas wie einen Fluch sehen liess.
Aktienkursentwicklung bei AMS Osram seit Januar (Quelle: www.cash.ch)
Was genau sich hinter der Wette von Renaissance Technologies verbirgt, lässt sich nicht abschliessend sagen. Gut möglich, dass die Leerverkaufs-Position Teil eines komplizierten Derivatkonstrukts ist. Denkbar scheint mir auch, dass sich die Amerikaner Wandelanleihen des Sensorenherstellers angelacht und die Aktienkursrisiken über einen Delta-Hedge absichert haben.
Während meines zweiwöchigen Urlaubs hat die UBS die Aktien von AMS Osram von «Neutral» auf «Buy» heraufgestuft und das 12-Monats-Kursziel – um den «Reverse-Split» bereinigt – auf 16 (zuvor 12) Franken erhöht. Der zuständige Analyst geht von einem erfolgreichen Turnaround aus.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich vor ihm schon manch anderer Berufskollege die Finger an den Valoren des Sensorenherstellers verbrannt hat. Bleibt mir nur zu hoffen, dass wenigstens ihm das erspart bleibt.
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2 Kommentare
Swiss Steel wurde beim verkappten RS noch vergessen....jetzt nur noch 1/5 Wert! Hatte mit meinen Invests bei denen ein RS vollzogen wurde noch NIE Glück - leider!!
AMS .... wenn die "spekis" dahinter sind, halt dich fern