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Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich Ökonomen zum Börsengeschehen äussern. In einem mir aus New York zugespielten Kommentar wildern die für die UBS tätigen Autoren nun aber zum wiederholten Mal auf dem Fachgebiet ihrer Kollegen von der Aktienanalyse. Schuster bleib bei deinen Leisten, möchte man den Experten am liebsten erwidern. Dennoch muss ich den Hut davor ziehen, was sich dem Kommentar entnehmen lässt.

Wie die Ökonomen richtigerweise schreiben, lecken sich die Baissiers nach der im Oktober beobachteten Gegenbewegung ihre Wunden. Kein Wunder, schliesslich hat der breit gefasste S&P-500-Index seine Kursdelle in den vergangenen vier Wochen nahezu vollständig wieder wettgemacht. Mit einem Plus von nicht weniger als 11 Prozent seit Ende August wurde der Mutige einmal mehr belohnt.

Die Gegenbewegung werfe saisonale Verhaltensmuster völlig durcheinander, so die Experten. Nach sechseinhalb Jahren steigender Kursnotierungen und einer Verdreifachung beim S&P-500-Index sehen sie die Hausse an der amerikanischen Leitbörse in die finale Phase übergehen. Sie machen in Übersee gleich mehrere in diese Richtung gehende Anhaltspunkte aus.

Jüngstes Beispiel sind die inzwischen offiziell bestätigten Gespräche zwischen Pfizer und Allergan. Werden sich beide Lager einig, entstünde der weltweit grösste Pharmahersteller mit einem geschätzten Börsenwert von 333 Milliarden Dollar. Bei der Schweizer Grossbank wird die sich abzeichnende Hochzeit schon mit der Übernahme von AOL durch den Medienkonzern Time Warner von 2000 oder dem Zusammenschluss der Royal Bank of Scotland mit ABN Amro verglichen.

Den Verfassern des Kommentars zufolge haben alle diese milliardenschweren Firmentransaktionen eines gemeinsam: Sie alle stehen am Ende einer über mehrere Jahre dauernden Sektorenstärke, die sich ihrerseits als treibende Kraft hinter der Hausse an den Aktienmärkten erwies. Was die Ökonomen nicht schreiben: Dasselbe lässt sich von grossen Börsengängen in beliebten Sektoren sagen.

Wie dem Kommentar weiter zu entnehmen ist, passen auch die heftigen Kursausschläge der letzten Wochen und Monate bestens in dieses Bild. Solche Ausschläge werden irgendwann zur Zwangsliquidation von fremdfinanzierten Aktien-Engagements führen, so sind sich die Autoren sicher. Noch ist die Hausse ihrer Meinung nach jedoch nicht zu Ende. Denn was fehle, sei ein letzter starker und die Bewertungen aufblähender Kapitalzufluss. Darf man den Experten Glauben schenken, dann werden vor allem Aktien von Unternehmen mit umfangreichen Nettobarmitteln und einem zuverlässigen Umsatzwachstum während den vergangenen fünf Jahren zu den Gewinnern dieser letzten Phase zählen.

In diesem Zusammenhang nennt die UBS die Valoren von Apple, AbbVie, Akamai Technologies, Alexion Pharmaceuticals, Amgen, Amazon.com, Anthem, Avago Technologies, Celgene, Cerner, salesforce.com, Dollar Tree, EMC, Edwards Lifesciences, Expedia, Gilead Sciences, Alphabet, Medtronic, Monster Beverage, Netflix, Nike, Priceline Group, Red Hat und TJX. Was mir dabei auffällt, ist, dass sich diese Liste mehrheitlich aus Schwergewichten aus dem Nasdaq Composite Index zusammensetzt. Aus Anlegersicht dürfte sich der Kauf eines börsengehandelten Indexfonds vermutlich als einfacher herausstellen als der mühsame Aufbau von Einzelpositionen.

Ich muss den Verfassern des Kommentars wirklich ein Kränzchen winden, habe ich doch schon eine ganze Weile keine so fundierten Aussagen mehr gelesen. Das nicht nur, weil ich die amerikanische Leitbörse ebenfalls in einem weit fortgeschrittenen Stadium der Hausse wähne und auf kurze Sicht eine letzte Übertreibung nach oben erwarte. Vermutlich werden die Karten in New York in den ersten paar Januarwochen neu gemischt. Ich schliesse nicht aus, dass die Baissiers ab dann ein besseres Blatt in der Hand halten werden.

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Wer bei der Credit Suisse auf einen radikalen Umbau gehofft hatte, wurde bitter enttäuscht. Auch unter Tidjane Thiam konnte man sich bei der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken bislang nicht zu einem strategischen Kurswechsel nach dem Vorbild der mittlerweile ziemlich erfolgreichen Erzrivalin UBS durchringen.

Mit Ausnahme des geplanten Börsengangs von 20 bis 30 Prozent der Schweizer Universalbank deckten sich die in Aussicht gestellten Massnahmen mehr oder weniger mit dem, was schon Wochen zuvor absichtlich oder unabsichtlich in die Presse durchgesickert war.

Erstmals wird nun ein Aktienanalyst in einer Studie etwas konkreter, was die Publikumsöffnung anbetrifft. In der Schweizer Universalbank würden neben dem Retail und dem Private Banking auch Teile der Vermögensverwaltung und des grenzübergreifenden Geschäfts zusammengefasst, so schreibt der ausgerechnet für die Erzrivalin UBS tätige Experte. Er rechnet damit, dass diese Geschäftseinheit jährlich einen Vorsteuergewinn von mindestens 2 Milliarden Franken erzielen wird. Davon leitet er einen Unternehmenswert von gut 20 Milliarden Franken und einen Erlös aus dem Börsengang von 2 bis 4 Milliarden Franken ab. Mit anderen Worten: Die Publikumsöffnung spült der Credit Suisse vermutlich mehr Geld in die Kasse, als bislang angenommen.

Mit der Platzierung von 58 Millionen neuen Namenaktien im Gegenwert von 1,32 Milliarden Franken hat die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken die Eigenkapitalbasis in einem ersten Schritt gestärkt. In einem weiteren Schritt steht eine Bezugsrechtsemission im Umfang von bis zu 4,7 Milliarden Franken an.

Obschon diese noch einmal für Druck sorgen dürfte, erwartet man bei der UBS auf längere Sicht steigende Kurse. Offiziell werden die Aktien der Credit Suisse zwar weiterhin nur mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 28 Franken eingestuft. Der Experte schliesst allerdings nicht aus, dass die Aktien über die kommenden Jahre bis auf 40 Franken klettern könnten.

Den wenig erfolgsverwöhnten Aktionären der Schweizer Grossbank wäre das durchaus zu gönnen.
 

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