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Am Montag brach eine kleinere Verkaufswelle über die Namenaktien von Givaudan herein. Auslöser war eine Branchenstudie aus dem Hause J.P. Morgan. Darin bekräftigte die viel beachtete Verfasserin zwar die "Overweight" lautende Kaufempfehlung. Nach einer Kürzung des Kursziels auf auf 1800 (1960) Franken hinterlässt diese jedoch einen eher halbherzigen Eindruck. Überzeugung sieht anders aus.

Dazu kommt, dass die Analystin beim Genfer Hersteller von Aromen und Riechstoffen einen rückläufigen Trend feststellt. Vermutlich sei das zweite Quartal erneut schwierig ausgefallen, so schreibt sie. Um diese Meinung zu untermauern, reduziert sie ihre Gewinnschätzungen für dieses und das kommende Jahr um bis zu 5 Prozent.

Die für die britische Liberum tätigen Berufskollegen rechnen ebenfalls mit einem verhaltenen Zahlenkranz und einem noch verhalteneren Ausblick für den weiteren Jahresverlauf. Obschon auch sie die Aktien offiziell mit einem Kursziel von 1900 Franken zum Kauf empfehlen, streichen sie diese von der Liste der Schlüsselkaufempfehlungen.

Den beiden mächtigen Investmentbanken hält seit heute die kleine aber traditionsreiche Genfer Privatbank Pictet & Cie entgegen. Aus ihrem Aktienhandel wird mir eine kurzfristige Kaufempfehlung für die Valoren von Givaudan zugespielt. Selbst vor dem Hintergrund des starken Frankens schneide das ebenfalls in Genf beheimatete Unternehmen puncto Wachstumsaussichten sehr gut ab. Pictet & Cie rät bei Kursen unter 1666 Franken zum Einstieg und rechnet mit einem baldigen Vorstoss bis auf 1830 Franken.

Hat es unseren Nationalhelden Arnold Winkelried wirklich gegeben, dann kommt er in diesen Tagen aus der Westschweiz. (Anmerkung: Arnold Winkelried wird seit der Schlacht von Sempach im Jahr 1386 als Nationalheld gefeiert, nach dem er der Erzählung nach einen Bündel Lanzen der habsburgischen Ritter gepackt und, sich selber aufspiessend, den Eidgenossen eine Bresche geöffnet haben soll.

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Am Nachmittag des 4. Juni informierte ABB die Öffentlichkeit auf ihrer Webseite über den Einstieg von Cevian Capital mit 3,1 Prozent. Innerhalb weniger Minuten schossen die Namenaktien des in Zürich beheimateten Industriekonzerns um 4 Prozent nach oben.

Das nicht ohne Grund, wie Profis wissen. Denn die schwedische Investmentgesellschaft ist kein unbeschriebenes Blatt. Nur allzu gerne macht sie bei den Unternehmen im Beteiligungsportfolio ihren Einfluss geltend.

Was die Spatzen schon Wochen zuvor von den Dächern pfiffen, ist spätestens seit gestern offiziell: Gemäss einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX hat der neue Grossaktionär munter Aktien zugekauft. Mit nicht weniger als 5,1 Prozent der Stimmen ist ihm ein Sitz im Verwaltungsrat von ABB so gut wie sicher.

Der jüngste Beteiligungsausbau strotzt geradezu vor Zuversicht, geht dieser doch mit warnenden Worten von ABB-Chef Ulrich Spiesshofer einher. Dieser wird schon seit Tagen nicht müde zu betonen, dass das einstige Vorzeigeunternehmen derzeit mit heftigem Gegenwind zu kämpfen habe. Die Lage sei schwieriger als noch zu Jahresbeginn angenommen, so Spiesshofer. Mit anderen Worten: Ohne ein Wunder in letzter Minute droht anlässlich der Quartalsergebnispräsentation vom 23. Juli abermals eine Enttäuschung.

Bislang steht die von Cevian Capital über die letzten Wochen aufgebaute Beteiligung unter keinem guten Stern. Und das obschon die Skandinavier nicht mit Kleingeld auf die "Karte ABB" setzen: Die auf 2,3 Milliarden Franken geschätzte Beteiligung bindet knapp 16 Prozent des verwalteten Vermögens.

Noch lässt sich bloss über die Pläne des zweitgrössten Aktionärs nach der legendären Beteiligungsgesellschaft Investor AB der Industriellenfamilie Wallenberg spekulieren. Zumindest eine Zerschlagung von ABB in einzelne Geschäftsbereiche lässt sich jedoch ausschliessen. Denn Berechnungen grosser amerikanischer Investmentbanken wie Goldman Sachs oder J.P. Morgan zufolge liegt die Summe der Einzelteile unter dem aktuellen Börsenwert des Unternehmens.

Ulrich Spiesshofer liegt vermutlich doch nicht so falsch, wenn er sagt, dass ABB von Synergien zwischen den verschiedenen Geschäftseinheiten profitiert. Schliesslich müsste gerade er es ja wissen.

 

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