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Gewagte Aktienwetten: Bank of America setzt neuerdings auf «Fallen Angels»

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Die Bank of America bleibt pessimistisch für die Aktienmärkte. Das hält sie allerdings nicht von gewagten Einzelwetten ab. - Und: Analystin mit geradezu erschreckender Kursprognose für die Aktien der Swatch Group.

10.11.2022   11:46
Von cash Insider
Led-Produktion bei AMS Osram.
Led-Produktion bei AMS Osram.Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Erst vor wenigen Tagen verliehen die Strategen der Bank of America ihrer pessimistischen Haltung für die europäischen Aktienmärkte nochmals Nachdruck. Sie sehen den viel beachteten Stoxx Europe 600 Index bis in den nächsten Frühsommer hinein um mehr als 10 Prozent fallen. Beim Börsenbarometer mit an Bord: Auch zahlreiche Aktien aus der Schweiz.

Da überrascht mich der Inhalt eines mir zugespielten Kommentars aus den Handelsräumen der amerikanischen Investmentbank doch sehr. Denn darin preisen die Autoren um Jack Sullivan gleich mehrere sogenannte "Fallen Angels" zum Kauf an. Darunter versteht man einst gefeierte Vorzeigeunternehmen, welche an der Börse in Ungnade gefallen sind.

Dies sind die ersten Aktienempfehlungen der UBS fürs Börsenjahr 2023


In der Hoffnung, dass die Aktienmärkte ihre Talsohle im zweiten Quartal nächsten Jahres durchschritten haben dürften, setzen die Autoren in New York auf die Aktien von Boeing, Farfetch, Intuitive Surgical, Illumina, Nvidia, Rocket Lab und Zoetis. In Europa haben es ihnen hingegen jene von ASML, BE Semiconductor, Oxford Nanopore Technology und Vestas Wind Systems angetan. Diese Valoren haben vier Dinge gemeinsam: Sie alle haben über die letzten 12 bis 18 Monate mehr als 30 Prozent an Börsenwert eingebüsst, sind in strukturell bedingt wachsenden Absatzmärkten tätig, verfügen über eine dominante Marktstellung und werden bei der amerikanischen Investmentbank mit "Buy" eingestuft.

Dass keine Aktien aus der Schweiz bei dieser Aufzählung zu finden sind, dürfte damit zu tun haben, dass Sullivan und seine Mitautoren in Hongkonger Büros der Bank of America sitzen. Dabei liest sich die diesjährige Verliererliste am Schweizer Aktienmarkt wie das "Wer-ist-Wer" früherer Börsenüberflieger. Ich denke da etwa an die Versandapotheke Zur Rose, den Pharmazulieferer PolyPeptide, die Halbleiterunternehmen AMS Osram, Comet und VAT Group oder aber die beiden einstigen Industrieperlen Dätwyler und Bystronic.

Kurszerfall beim einstigen Börsenüberflieger PolyPeptide seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Das macht die diesjährige Verliererliste aber noch lange nicht zur Empfehlungsliste. Zwar haben alle diese Unternehmen in den letzten 12 bis 18 Monaten 30 Prozent oder mehr von ihrem Börsenwert eingebüsst. Doch längst nicht alle sind in strukturell bedingt wachsenden Absatzmärkten tätig, verfügen über eine dominante Marktstellung und werden bei der amerikanischen Investmentbank mit "Buy" eingestuft.

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Die Verkaufsempfehlung der Credit Suisse für die Inhaberaktien der Swatch Group schlug ein wie eine Bombe. Mich überrascht das nicht, verlieh die Luxusgüteranalystin Natasha Brilliant ihrer Abstufung von "Outperform" auf "Underperform" mit der Halbierung des Kursziels auf 180 (zuvor 360) Franken doch den nötigen Nachdruck.

Ausserdem war der Zeitpunkt der Verkaufsempfehlung gut gewählt. Kurz zuvor hatte sich nämlich jemand aus der Geschäftsleitung des Bieler Uhrenherstellers von Aktien des eigenen Arbeitgebers getrennt. Zugegeben, mit einem Verkaufserlös von etwas mehr als 90'000 Franken fällt die Transaktion nicht allzu stark ins Gewicht.

Dennoch scheint sie den Vorbehalten der Credit-Suisse-Analystin rechtgeben zu wollen, die da denn wären: Die hohe Abhängigkeit der Swatch Group vom Tiefpreissegment sowie jene vom zuletzt ziemlich launischen chinesischen Markt.

Beides mache das Tagesgeschäft der Bieler besonders anfällig für einen Wirtschaftsabschwung. Trotz tiefer Bewertung – selbst auf den tiefen diesjährigen Schätzungen Brilliants errechnet sich bloss ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 – sieht die Analystin nochmals Raum für deutlich tiefere Kurse.

Die Verkaufsempfehlung der Credit Suisse bremste die Inhaberaktien der Swatch Group in den letzten Tagen aus (Quelle: www.cash.ch)

Aufhorchen lässt dabei insbesondere ihr sogenanntes "Grey-Sky-Szenario". Unter der Annahme, dass sich das Tagesgeschäft im kommenden Jahr wie unmittelbar nach der Covid-19-Pandemie von 2020 eintrübt und im darauffolgenden Jahr nochmals eine Verschlechterung erfährt, sieht sie den Aktienkurs auf 26 (zuvor 207) Franken fallen.

Wir sprechen hier wohlverstanden von den Inhaberaktien (aktueller Kurs um die 240 Franken) und nicht von den "leichteren" Namenaktien (aktueller Kurs um die 45 Franken).

Im vorliegenden Fall grenzt der Begriff "Grey-Sky-Szenario" schon fast ein bisschen an Verharmlosung, malt die Credit-Suisse-Analystin doch ziemlich "schwarz" und nicht nur "grau". Ob man ihr in diesem Zusammenhang blosse Effekthascherei vorwerfen kann oder nicht, wird wohl erst die Zeit zeigen...

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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1 Kommentar

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anuswiss

Swatch und die Banken sind etwa gleich Spinnefeinde wie damals Donald
Trump und die Presse. Mache mir daher meinen eigenen Reim.

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