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Als wenn die letzten Tage am Schweizer Aktienmarkt nicht schon turbulent genug gewesen wären, mischen sich heute einmal mehr gleich mehrere Spekulationen ins Handelsgeschehen.

Ins Zentrum von Übernamegerüchten rücken die Aktien des Vermögensverwalters GAM. Die ehemalige Julius-Bär-Tochter könnte einem finanzkräftigen ausländischen Rivalen in die Hände fallen, so ist zu hören. Nach den jüngsten Kursverlusten halten sich die Anleger allerdings gerade bei den Warrants noch etwas zurück.

Vermutlich stehen die Spekulationen im Zusammenhang mit einer Aufnahme der Aktien auf die Liste möglicher Übernahmekandidaten durch das Event-Driven-Desk bei Kepler Cheuvreux. Begründet wird die Aufnahme mit der Häufung von Zusammenschlüssen anderer Vermögensverwalter sowie der fehlenden kritischen Grösse von GAM bei den Kundenvermögen.

Eine Branchenschwäche setzte den GAM-Aktien in den letzten Tagen sichtlich zu (Quelle: www.cash.ch)

Offiziell werden die Valoren bei Kepler Cheuvreux mit einem Kursziel von 16,80 Franken zum Kauf empfohlen. Wie es heisst, könnte der Vermögensverwalter gegebenenfalls sogar für 19 Franken je Aktie über die Ladentheke gehen.

Als heisser Übernahmekandidat wird auch Clariant gehandelt. Öl ins lodernde Spekulationsfeuer giesst Peter Clark von Société Générale. Er erhöht heute das 12-Monats-Kursziel für die Valoren des Spezialitätenchemiekonzerns aus dem Baselbiet auf 29,50 (bisher 25) Franken und bekräftigt einmal mehr die Kaufempfehlung.

Der Chemieanalyst hält die kürzlich von Konzernchef Hariolf Kottmann genannten 35 Franken je Aktie, welche es zumindest für eine Prüfung eines Angebots bedürfe, für nicht völlig unrealistisch. Clark sieht die Papiere von Clariant aber aus eigener Kraft auf die von ihm errechneten 29,50 Franken vorstossen.

Mit einer plausiblen Erklärung für die mehrwöchige Kursflaute bei den Valoren von Logitech wartet der für die MainFirst Bank tätige Michael Leacock auf. Er vermutet, dass das erfolgreiche Börsendebüt des Rivalen Razor dem Peripheriegerätehersteller aus Lausanne zuletzt das Wasser abgegraben hat. Alleine am ersten Handelstag schossen die Aktien auf Gaming-Equipment spezialisierten Unternehmens um mehr als 40 Prozent nach oben.

Gerüchteweise machten amerikanische Grossinvestoren im Vorfeld des Börsengangs bei Logitech Kasse, um Aktien von Razor zeichnen zu können. Aus New York wird mir gar von Leerverkäufen in den dort gehandelten American Deposit Receipts berichtet.

Bei den Valoren der Credit Suisse befinden sich die Leerverkäufer im Vorfeld des diesjährigen Investorentages hingegen auf dem Rückzug.

Die Heraufstufung von Underperform auf Neutral durch Piers Brown von Macquarie scheint diese Spekulationen bestätigen zu wollen. Nach einer ergebnisbedingten Aufwärtsrevision seiner Gewinnschätzungen um gerademal 4 Prozent errechnet er neu ein Kursziel von 15,50 (zuvor 13) Franken.

Dass die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken die Leerverkäufer anlässlich des letztjährigen Investorentags eiskalt auf dem falschen Fuss erwischte, sitzt bei letzteren noch immer tief. Anders als damals sind die Erwartungen an die Credit Suisse diesmal ziemlich hoch (siehe "Winkt den Credit-Suisse-Aktien auch dieses Jahr ein Kursfeuerwerk?" vom 9. November).

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Hin und her macht Taschen leer, pflegte die Börsenlegende André Kostolany stets zu sagen. ...und die Taschen der Banken voller, so liesse sich im übertragenen Sinn ergänzen.

Diesen gutgemeinten Rat wollen sich gerade die Momentum-Investoren so gar nicht zu Herzen nehmen. Sie sind auf das schnelle Geld aus und lassen einige vielversprechende Nebenwerte von einem Rekordhoch zum nächsten steigen (siehe "Diese sieben Schweizer Aktien sind nicht zu bremsen" vom 18. Oktober).

Dass es auch anders geht, zeigt die Ernst Göhner Stiftung. Ihre Beteiligung an Panalpina geht gar ins Jahr 1969 zurück. Noch heute hält die Ankeraktionärin knapp 46 Prozent der Stimmen.

Wie einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX entnommen werden kann, kaufte die Familienstiftung in den vergangenen Wochen bei Huber+Suhner weitere Aktien zu. Mittlerweile bringt sie 5,23 (zuvor 3,01) Prozent an Stimmen auf die Waage.

Anstieg und Rückschlag der Aktien von Huber+Suhner in den vergangenen 12 Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Der Zeitpunkt für einen Beteiligungsausbau scheint günstig, sind die Valoren des Elektrokomponentenherstellers aus Herisau im Zuge einer enttäuschenden ersten Jahreshälfte doch gut 30 Prozent unter die Jahreshöchststände von Mitte Juni gefallen. Seit Anfang Januar errechnet sich immerhin ein Minus von 10 Prozent, den Dividendenabgang vom April nicht aufgerechnet. Der Grund: Preisdruck im Telekommunikationsmarkt.

Dieser Preisdruck dürfte Huber+Suhner noch eine ganze Weile begleiten. Doch obwohl die Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19 auf Basis der nächstjährigen Konsensschätzungen noch immer kein Schnäppchen sind, hat der Beteiligungsausbau durch die Ernst Göhner Stiftung durchaus Signalwirkung.

Die gestrige Offenlegungsmeldung reiht sich übrigens in eine Abfolge vergleichbarer Beteiligungsveränderungen ein (siehe "So positionieren sich bedeutende Aktionäre in der Schweiz" vom 13. November).

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