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Das Aktionariat von ABB gilt als stark zersplittert. Grösster Aktionär ist die Familie Wallenberg, welche über die Beteiligungsgesellschaft Investor AB 7,9 Prozent der Stimmen kontrolliert. Ansonsten setzt sich das Aktionariat aus unzähligen kleineren institutionellen und privaten Einzelaktionären zusammen.

Für den in Zürich beheimateten Industriekonzern ist diese starke Zersplitterung Fluch und Segen zugleich. Fluch deshalb, weil sich bei einem unfreundlichen Übernahmeversuch nur schwer ein Abwehrdispositiv errichten lässt und Segen, weil sich im Aktionariat nur schwer Druck auf die Firmenverantwortlichen aufbauen lässt.

Derweil zieht sich die Durststrecke der Aktionäre in die Länge. Da sich die letzten fünf Jahre aus ihrer Sicht als Nullsummenspiel erwiesen haben, macht sich verständlicherweise Unmut bemerkbar. Es ist vermutlich dieser Unmut, welcher in Handelskreisen mittlerweile seltsame Blüten treibt. Denn
gerüchtehalber heisst es, Finanzinvestoren seien dabei, sich beim Unternehmen einzunisten.

Über mögliche Motive lässt sich nur spekulieren. Da wäre zum einen die äusserst solide Bilanz, welche gewinnverdichtende Übernahmen oder ein Aktienrückkaufprogramm zulassen würde. Doch auch unter CEO Ulrich Spiesshofer macht ABB keine Anstalten, eigene Aktien zurückzukaufen. Zum anderen hadert das Unternehmen noch immer mit dem spätzyklischen Strominfrastrukturgeschäft. Mit einer Abspaltung oder einem Verkauf dieses Sorgenkindes liesse sich für die Aktionäre ebenfalls ein beträchtlicher Mehrwert schaffen. Auf einen strategischen Befreiungsschlag wartete man bisher allerdings vergeblich.

Konkrete Anhaltspunkte für einen Einstieg von Finanzinvestoren gibt es meines Erachtens nicht. Weder in den Basiswerten selber, noch in den zahlreichen Derivaten waren über die letzten Wochen auffällige Handelsaktivitäten auszumachen. Sind wirklich Finanzinvestoren am Werk, dann gehen sie äusserst behutsam vor.

Dennoch bleibe ich dabei: Die Verantwortlichen von ABB werden die derzeitige Konzernstruktur früher oder später überdenken müssen. Entweder aus eigenen Stücken, oder aber aufgrund eines Vorstosses von am schnellen Geld interessierten Finanzinvestoren.

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Die Hausse ist tot – lang lebe die Hausse. Allen Unkenrufen zum Trotz schliesst der amerikanische Aktienmarkt zu den in der zweiten Hälfte März erklommenen Rekordständen auf. Und auch an den europäischen Märkten steht man dem Ganzen in Nichts nach.

Ein Grund mehr für die Aktienstrategen von JP Morgan, den zuvor beobachteten Rückschlag nachträglich herunterzuspielen. Unsicherheit sei für die Märkte vor allem von den politischen Unruhen in der Ukraine ausgegangen, so die Experten. Für gewöhnlich seien geopolitische Einflüsse auf längere Sicht jedoch vernachlässigbar.

Es gebe weitere Unsicherheitsfaktoren, doch auch diese seien nicht sonderlich besorgniserregend. In den USA seien seit Ende Februar insbesondere die bei Anlegern populärsten Aktien unter Druck. Börsengehandelte Fonds auf den Biotechnologie- oder den Internetsektor hätten mittlerweile gut 20 Prozent eingebüsst. Für den breiten Markt sei dies allerdings nicht zwingend negativ zu beurteilen. In der Vergangenheit habe es ähnliche Beobachtungen gegeben und nur selten habe an den Aktienmärkten davon ausgehend eine Korrektur eingesetzt.

Auch von der flacher werdenden Zinskurve und vom Rückschlag beim Kupferpreis zeigen sich die Strategen unbeeindruckt. Sie bleiben bei ihrer optimistischen Haltung für die Märkte und raten der eigenen Anlagekundschaft insbesondere bei europäischen Aktien zum Zukauf. Das Schwergewicht legen die Experten auf die europäischen Peripherieländer und dort auf Bankaktien, Substanzaktien sowie jene konjunkturabhängiger Unternehmen.

Schon seit Wochen stehe ich mit meiner vorsichtigen Haltung für die Aktienmärkte ziemlich alleine da. Die in den letzten Handelstagen beobachtete Erholung macht die Sache nicht besser. Dennoch lässt sich die mittlerweile riesige Lücke zwischen den stagnierenden Unternehmensgewinnen und den haussierenden Märkten nicht von der Hand weisen. Die bisher für das zurückliegende erste Quartal veröffentlichten Ergebnisse lassen darauf schliessen, dass die Geduld der Anleger weiterhin auf eine harte Probe gestellt wird.

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In den Namenaktien von Logitech spielen sich heute tumultartige Szenen ab. Händlern zufolge zünden aggressive Deckungskäufe aus dem angelsächsischen Raum ein regelrechtes Kursfeuerwerk.

Auslöser ist, so vermute ich zumindest, ein Kommentar aus dem Hause Morgan Stanley. Darin schlägt der Verfasser überraschend positive Töne an. Obschon der Experte die Papiere offiziell mit «Equal-weight» und einem Kursziel von 15 Franken einstuft, traut er ihnen im Hinblick auf die Jahresergebnispräsentation vom kommenden Donnerstag eine überdurchschnittliche Entwicklung zu.

Obschon das Westschweizer Unternehmen davor warne, die in der Vergangenheit erzielten Kosteneinsparungen in die Zukunft zu extrapolieren, bestehe bei den Konsensschätzungen Aufwärtspotenzial.

Für gewöhnlich zählt das Schlussquartal des Ende März auslaufenden Fiskaljahres bei Logitech zu den saisonal schwächeren. Ich bin mir deshalb nicht sicher, ob eine weitere Ergebnisüberraschung denselben Effekt wie in der Vergangenheit haben wird. Darüber hinaus bleibt ein sich abzeichnender Vorstoss des US-Kultunternehmens Apple mit seinen als sehr loyal geltenden Kunden in den Markt für Peripheriegeräte ein nicht zu unterschätzender Gefahrenherd.