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Schon seit Tagen liefern sich Haussiers und Baissiers beim Gold einen erbitterten Schlagabtausch. Darf man den Charttechnikern von Kepler Cheuvreux glauben schenken, dann haben die Baissiers derzeit die deutlich besseren Karten als ihre Gegenspieler.

Im August des Jahres 2011 sei beim Edelmetall ein zwölfjähriger Aufwärtszyklus zu Ende gegangen. Noch sei der seither beobachtete Preiszerfall nicht ausgestanden, auch wenn sich die Gold-Unze seit Jahresbeginn fangen konnte. Die Experten fühlen sich durch die Distributionsphase der letzten Wochen und Monate sogar in ihrer negativen Haltung bestärkt.

Denn diese Distributionsphase sei Ende März vollendet worden, weshalb das Edelmetall den Abwärtstrend wieder aufgenommen habe. Längerfristig werde die Gold-Unze in die Region von 960 bis 1000 Dollar zurückfallen. Dort habe das Edelmetall vor dem ersten Anleihenrückkaufprogramm der US-Notenbank gelegen.

Nach dem jüngsten Rückschlag werde in der Region von 1265 bis 1270 Dollar eine kurze Gegenbewegung einsetzen. Danach sei allerdings mit einem Test der letztjährigen Tiefststände in der Region 1185 bis 1200 Dollar zu rechnen. Der eigenen Anlagekundschaft empfehlen die Charttechniker in der Folge, in stärkere Tage hinein als Verkäuferin in Erscheinung zu treten.

Fundamental betrachtet sind die Edelmetallmärkte nur schwer greifbar. Auch ich orientiere mich beim Gold deshalb gerne an charttechnischen Gesichtspunkten. Und obschon ich seit wenigen Wochen auch eher wieder auf der vorsichtigen Seite zu finden bin, will ich noch immer nicht so recht an dieses doch sehr negative Szenario glauben.

Anders als die Charttechniker von Kepler Cheuvreux ziehe ich den Abwärtstrend deutlich enger. In meinen Aufzeichnungen hat die Gold-Unze den Trend Ende Januar nach oben verlassen. Dabei ist knapp oberhalb von 1185 Dollar ein sogenannter «doppelter Boden» entstanden.

Gut möglich, dass das Edelmetall noch einmal in die Region von 1250 Dollar zurückfällt. Höchst wahrscheinlich wird es sich über die kommenden Wochen in einem Abstand von wenigen Prozentpunkten rund um den gleitenden Durchschnitt auf 200 Tage bewegen. Letzterer verläuft aktuell bei rund 1300 Dollar die Unze.

Für ein solches Szenario sprechen auch die Goldminenaktien. Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich diese Aktie gerne als Frühindikator für das Edelmetall hinzuziehe. Zwar ist der amerikanische Gold- und Silberminenindex von seinen Mitte März erklommenen Jahreshöchstständen zurückgefallen. Das Börsenbarometer steht jedoch noch immer substanziell über den Tiefstständen vom vergangenen Dezember. Solange diese nicht unterschritten werden, spricht auch beim Gold nichts für einen substanziellen Rückschlag.

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Aus Aktionärssicht spricht sicherlich nichts dagegen, wenn ein Unternehmen im Rahmen der sich bietenden Möglichkeiten Steueroptimierung betreibt. Gerade amerikanische Firmen haben daraus allerdings einen Sport gemacht, was immer öfter für Exzesse sorgt.

Jüngstes Beispiel ist Weatherford International. 2008 verlegte das ehemals texanische Ölserviceunternehmen seinen Firmensitz nach Zug. Die Aktien wurden an der Schweizer Börse SIX zweitkotiert und in Genf ein Büro mit ein paar Mitarbeitern eröffnet. Darüber, ob die damalige Sitzverlegung mit einem Steuergeschenk einherging, lassen sich aus heutiger Sicht nur Vermutungen anstellen.

Fakt ist, dass Weatherford International den Sitz nach nur fünf Jahren nach Irland weiterverlegen will. Und die grüne Insel gilt - wie könnte es auch anders sein - als Steuerparadies für international tätige Firmen.

Die letzten Jahre waren alles andere als ruhmreich für das Ölserviceunternehmen, hatte es doch mit Buchführungsproblemen und substanziellen Nachsteuern zu kämpfen. Wenig ruhmreich ist auch der Ruf, den Weatherford International die geplante Sitzverlegung nach Irland einbringt: nämlich den eines modernen Steuernomaden. Lassen wir uns überraschen, wie lange sich das Unternehmen in der neuen Heimat wohlfühlt. Ich vermute nur solange, bis auch dort die Steuervorteile wegfallen.