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Cevian Capital ist es ernst mit ABB. Das lässt zumindest der Umfang des auf 2,3 Milliarden Franken geschätzten Aktienpakets erahnen. Denn dieses bindet beim neuen Grossaktionär nicht weniger als 16 Prozent der verwalteten Vermögen.
Allem Anschein nach ist man bei der schwedischen Investmentgesellschaft nicht auf das schnelle Geld aus. Erst am Donnerstag legte der in Zürich beheimatete Industriekonzern einmal mehr ein eher durchzogenes Quartalsergebnis vor. Nachdenklich stimmt vor allem der Rückgang bei den Basisaufträgen, der sich bis weit in die zweite Jahreshälfte hineinziehen dürfte. Noch immer gestaltet sich die Situation in den von Preisdruck und einem intensiven Wettbewerb geprägten Absatzmärkten schwierig.
Auch wenn das Unternehmen Zuversicht für die erst vor etwas weniger als einem Jahr kommunizierten Mittelfristziele signalisiert - so richtig Glauben schenkt diesen in Analystenkreisen niemand mehr. Mit anderen Worten: Ein Investment in die Aktien von ABB verlangt Anlegern viel Geduld und starke Nerven ab.
Schon seit Wochen wird mir berichtet, dass dem einen oder anderen langjährigen Aktionär langsam aber sicher die Geduld ausgeht. Darf man der schwedischen Tagespresse Glauben schenken, dann hat es kürzlich ein geheimes Treffen zwischen dem neuen Grossaktionär Cevian und Vertretern von Investor AB gegeben. Dabei sei die Zukunft von ABB zur Sprache gekommen, so ist nachzulesen. Gemeinsam bringen die beiden schwedischen Investmentgesellschaften einen Stimmenanteil von 14,4 Prozent auf die Waage.
Ganz abwegig ist das nicht. Schliesslich ist Cevian Capital bekannt für seine Einflussnahme bei Unternehmen, die nur allzuoft über einen Sitz im Aufsichtsrat hinausgeht. Wie die schwedische Tagespresse schreibt, wollen die beiden Grossaktionäre allerdings das Unternehmen selber ins Boot holen. Auch das überrascht nicht, liessen sich mit einer Unternehmensaufspaltung doch keine Aktionärswerte schaffen. So bleibt den Publikumsaktionären nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu üben und auf konstruktive Vorschläge seitens von Investor AB und Cevian Capital zu hoffen.
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Nur wenige Wochen nachdem Tidjane Thiam seine neuen Büroräumlichkeiten am Paradeplatz bezogen hat, durfte er der Weltöffentlichkeit am Donnerstag den Zahlenkranz präsentieren. Und dieser kann sich sehen lassen: Auf Stufe Reingewinn übertraf sein neuer Arbeitgeber, die Credit Suisse, die Erwartungen im zurückliegenden zweiten Quartal um nicht weniger als 60 Prozent. Selbst um Sonderfaktoren bereinigt sind es immerhin noch gut 15 Prozent.
Gerade im Wealth Management wusste die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken für einmal zu überzeugen. Obschon die überraschende Aufgabe des SNB-Mindestkurses der Bruttomarge im ersten Quartal zu einer Belebung verhalf, konnte diese im Folgequartal sogar noch einmal leicht gesteigert werden. Eventuell hat das besser als erwartete Abschneiden in diesem Geschäftszweig sogar Auswirkungen auf den Strategiefindungsprozess. Wird die Credit Suisse dem Vorbild der UBS folgen und sich ebenfalls aus weiten Teilen des Investment Bankings zurückziehen?
Aus Sicht von Tidjane Thiam hat der starke Zahlenkranz allerdings einen Haken: Denn dieser geht noch in die Zeit seines nicht unumstrittenen Vorgängers Brady Dougan zurück.
Wie mir Händler berichten, konnte der neue starke Mann bei der Credit Suisse an der Analystenkonferenz vom Donnerstagmorgen dennoch punkten. Stumme Zeugen waren die Namenaktien, die vorübergehend um knapp 8 Prozent nach oben schossen.
Mittlerweile schwimmen nur noch drei Vertreter dieser Berufsgilde gegen den Strom. Der für Kepler Cheuvreux tätige Experte empfiehlt die Papiere weiterhin mit "Reduce" und einem Kursziel von 22,50 Franken zum Verkauf. Er schliesst eine strategische Neuausrichtung zwar nicht völlig aus, rechnet jedoch erst einmal mit einer Kapitalerhöhung im Umfang von 10 bis 11 Milliarden Franken sowie einer längeren Durststrecke, bis die neue Strategie umgesetzt ist.
Der Berufskollege von BNP Paribas pflichtet ihm in den meisten dieser Punkte bei. Auch er schliesst eine Bezugsrechtsemission zur Stärkung der Eigenkapitalbasis nicht aus. Darüber hinaus spricht er aber auch die Gefahr von Gegenwind im Schlüsselmarkt Asien an. Die Aktien der Credit Suisse werden deshalb ebenfalls mit "Underperform" und einem Kursziel von 23,50 Franken eingestuft.
Noch einen Schritt weiter geht man bei der Berenberg Bank. Sie zweifelt das künftige Ertragspotenzial der Schweizer Grossbank an und empfiehlt deren Valoren deshalb sogar mit einem Kursziel von 16 Franken zum Verkauf.
Schon vor seinem Eintritt in die Dienste der Credit Suisse heimste Tidjane Thiam einige Vorschusslorbeeren ein. Das ist nicht völlig falsch, kann sich sein Leistungsausweis beim britischen Versicherungskonzern Prudential doch sehen lassen. Allerdings erwartet ihn bei der Credit Suisse einiges an Arbeit.
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