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"Englishman in New York" bescherte Sting Ende der Achtzigerjahre zwar gerade mal Platz 84 in den amerikanischen Billboard Charts. Auch in Grossbritannien verkaufte sich das Lied nur unwesentlich besser. Heute - rund 30 Jahre später - gilt "Englishman in New York" als ein Klassiker der Rock-Geschichte und als eines der am häufigsten gecoverten Werke des ehemaligen The-Police-Frontmanns.
Als Exoten gelten in New York nicht nur die britischen Staatsangehörigen, sondern auch die Grosskonzerne aus der Schweiz. Bei Letzteren gehört es zum guten Ton, an der amerikanischen Leitbörse vertreten zu sein.
Während die New York Stock Exchange alle zwei Wochen Leerverkaufsstatistiken veröffentlicht, betrachtet es die Schweizer Börse SIX nicht als notwendig, ebenfalls solche Erhebungen anzustellen. So bleibt den hiesigen Marktakteuren - und selbst den betroffenen Unternehmen - nichts anderes übrig, als regelmässig über den grossen Teich zu blicken.
Um kräftige 77 Prozent erhöht wurden die Wetten gegen die American Deposit Receipts von Adecco, wenn auch von einem sehr tiefen Stand aus. Wir sprechen hier von gerade mal 22'900 Titeln oder einem halben durchschnittlichen Tagesvolumen.
In Zürich gehandelte Adecco-Aktien rund um die Quartalsergebnispräsentation von letzter Woche (Quelle: www.cash.ch).
Erst vergangene Woche legt der Stellenvermittler den Zahlenkranz für das zurückliegende zweite Quartal vor. Im Zuge starker Abschlüsse bei den Rivalen Manpower und Randstad hatten sich die Analysten rückblickend nicht nur ein höheres organisches Umsatzwachstum, sondern auch stabilere Margen erhofft.
Ähnliches lässt sich von den in New York gehandelten Aktien von LafargeHolcim sagen. Wenn von einer Zunahme der Leerverkäufe um 39 Prozent die Rede ist, hört sich das im ersten Moment nach viel an. Allerdings wird mit läppischen 20'100 American Deposit Receipts gegen den Weltmarktführer bei den Zementherstellern spekuliert. Überzeugung sieht anders aus.
Auch bei LafargeHolcim fanden sich aus Analystensicht jüngst Haare in der Zahlensuppe. Darüber hinaus äusserten sich die Firmenvertreter hinsichtlich der globalen Nachfrageentwicklung insgesamt etwas zurückhaltender.
Um immerhin 26 Prozent auf 141'700 American Deposit Receipts schwollen die Wetten gegen die Zurich Insurance Group an. Die von einigen Analysten aus dem angelsächsischen Raum befürchtete Ergebnisenttäuschung blieb letzten Donnerstag aus (siehe Artikel vom 10. August).
Bei der sogenannten Z-ECM-Kapitalquote wartete der traditionsreiche Versicherungskonzern aus Zürich sogar mit einer für die Beobachter überraschenden Verbesserung auf 134 Prozent auf. Mit anderen Worten: Die Zurich Insurance Group könnte geschätzte 4 Milliarden Dollar über Dividenden oder Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückführen und käme noch immer auf eine Z-ECM-Kapitalquote von 120 Prozent, was am oberen Ende der firmeneigenen Zielbandbreite von 100 bis 120 Prozent liegt.
In den vergangenen Tagen haben denn auch erste Analysten damit begonnen, ihre diesjährigen Dividendenschätzungen nach oben anzupassen (siehe gestrige Kolumne).
Umfassende Wetten laufen in New York noch immer gegen die beiden Schweizer Grossbanken. Bei der UBS entsprechen die 4,04 Millionen American Deposit Receipts 2,4 durchschnittlichen Tagesvolumen. Bei den 5,9 Millionen Aktien der Credit Suisse bräuchten die Leerverkäufer fast zwei Tage, um ihre Positionen vollständig zu schliessen. Seit der letzten Erhebung wurden die Wetten gegen die UBS um 5 Prozent, jene gegen die kleinere Erzrivalin sogar um 17 Prozent verringert.
In Zürich gehandelte CS-Aktien (rot) im 52-Wochen-Vergleich mit jenen in New York (grün) (Quelle: www.cash.ch).
Spitzenreiter aus dem Swiss Market Index (SMI) bleibt die Swatch Group. Gegen sie wird mit 1,6 Millionen Aktien spekuliert. Nur die nicht im Börsenbarometer vertretenen Valoren von Logitech haben es den amerikanischen Leerverkäufern noch mehr angetan. Mit 9,3 Millionen American Deposit Receipts setzen diese gegen den Peripheriegerätehersteller aus Lausanne. Das sind 12 Prozent mehr als noch zwei Wochen zuvor und entspricht in New York mehr als 20 durchschnittlichen Tagesvolumen.
Auffällig ist, dass die Anzahl leerverkaufter Aktien bei Nestlé um weitere 71 Prozent auf deren 16'100 geschmolzen ist. Das überrascht, scheint der oppositionelle Grossaktionär Third Point seine Beteiligung zuletzt doch nicht weiter ausgebaut zu haben. Darauf lassen zumindest die kürzlich bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC quartalsweise einzureichenden Unterlagen schliessen.
Die Vergangenheit zeigt, dass sich die Leerverkaufsstatistiken nicht selten als zuverlässiger Gegenindikator anbieten. Bei häufig leerverkauften Aktien müssen die amerikanischen Marktakteure ihre Wetten irgendwann wieder eindecken - was die Kurse für gewöhnlich kräftig anschiebt.
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