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Die Verantwortlichen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind nicht zu beneiden. Erst in den letzten Wochen dürfte ihnen so richtig bewusst geworden sein, in welche Abhängigkeit zur Europäischen Zentralbank (EZB) sie sich mit dem Mindestkurs für den Euro eigentlich hineinmanövriert haben.
Denn alleine schon die Möglichkeit eines Rückkaufprogramms für europäische Staatsanleihen und verbriefte Hypothekarkredite nach amerikanischem Vorbild liess die europäische Einheitswährung gefährlich nahe an das im September vor drei Jahren errichtete Verteidigungsbollwerk fallen.
Mit der erneuten Leitzinsreduktion und der Ankündigung eines Rückkaufprogramms für verbriefte Schuldforderungen setzten die Kollegen der EZB am vergangenen Donnerstag ein unmissverständliches Zeichen: Wenn es darum geht, die eigene Wirtschaft vor einem Rückfall in die Rezession zu bewahren, ist ihnen mittlerweile jedes Mittel recht.
Seither hat sich die Lage rund um den Mindestkurs etwas entspannt. Nur deshalb war unsere SNB noch nicht wieder zu Offenmarktinterventionen gezwungen.
Darf man dem Währungsstrategen von J. Safra Sarasin Glauben schenken, dann steht auch kein unmittelbarer Angriff auf das Verteidigungsbollwerk bevor. Die Angst vor einem Euro-Crash hält er für unbegründet. Anders als im Sommer 2012 sei heute ein Auseinanderbrechen der Europäischen Währungsunion kein Thema mehr. Stattdessen stehe die Divergenz in der globalen Geldpolitik im Mittelpunkt. Mit anderen Worten: Während sich in den USA und Grossbritannien ein Ende der Nullzinspolitik abzeichnet, rückt es in Europa in weite Ferne.
Ausserdem sei das jetzige Phänomen keine Franken-Stärke, sondern eine Euro-Schwäche. Andere Währungen wie der amerikanische Dollar oder das britische Pfund seien vom Zinsgefüge her sehr viel attraktiver als der Franken, so der zumindest hierzulande viel beachtete Experte.
Der Mindestkurs sei daher nicht in Gefahr, weshalb eine massive Devisenmarktintervention nicht wahrscheinlich sei. Der Währungsstratege hält alleine schon die Glaubwürdigkeit der SNB für eine starke Waffe, obschon er einen weiteren Ausbau der Devisenreserven als nicht unproblematisch erachtet. Denn je höher die Reserven, desto höher auch das Risiko bei einem späteren Abbau Verluste auf den Devisenbeständen einzufahren. Darüber hinaus gebe es auch politischen Widerstand gegen eine weitere Bilanzausweitung. Analog der EZB könnte die SNB die Einlagezinsen senken und so die Renditedifferenz zu deutschen Anleihen am kurzen Ende der Zinskurve wieder umkehren, was die Attraktivität des Frankens schwächen würde.
Der langen Rede kurzer Sinn: Bei J. Safra Sarasin stellt man sich auf einen weiterhin schwachen Euro und dank dem Mindestkurs auf einen aus Schweizer Sicht festeren Dollar ein.
Die Währungsreserven unserer SNB liegen noch immer bei knapp 80 Prozent unseres Bruttoinlandprodukts. Sollten die Währungshüter über die nächsten Wochen zu weiteren Offenmarktinterventionen gezwungen sein, könnte auf politischer Ebene wieder die Forderung nach einem Staatsfonds wach werden. Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich schon vor Jahren ein vehementer Verfechter dieser Idee war und es noch immer bin.
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Vergangene Nacht blickte die Weltöffentlichkeit gespannt nach Cupertino. Das amerikanische Kultunternehmen Apple stellte dort seine Produktneuheiten vor. Neben zwei neuen Modellen des Verkaufsschlagers iPhone mit deutlich grösseren Bildschirmen und einem mobilen Bezahlsystem wartete Konzernchef Tim Cook endlich mit der lange erwarteten Apple Watch auf. Grössere Überraschungen blieben für einmal allerdings aus.
Aus Schweizer Sicht hat die Produktoffensive gleich für mehrere Unternehmen direkt oder indirekt Auswirkungen auf die zukünftige Geschäftsentwicklung.
Entgegen anders lautenden Erwartungen kommt bei den beiden neuen iPhones kein Saphirglas zum Einsatz. Gerade bei Meyer Burger dürfte man sich im Vorfeld der gestrigen Produktpräsentation insgeheim schon auf einen neu zu erschliessenden Markt für Schneidemaschinen gefreut haben. Doch obschon zumindest die als teuer geltende Apple Watch über ein Saphirglas-Display verfügt, rechnet zumindest der für Helvea tätige Experte vorläufig nicht mit Aufträgen für das im bernischen Gwatt beheimatete Unternehmen. Es überrascht deshalb nicht, dass die in diesem Zusammenhang mit Vorschusslorbeeren ausgestatteten Aktien heute im Angebot liegen.
Ähnlich ergeht es auch den Valoren der Swatch Group. Wie mir Händler berichten, trennen sich angelsächsische Marktkreise aus Angst vor einem intensiveren Wettbewerb im tiefen und mittleren Preissegment von den Inhaberaktien des Westschweizer Uhrenherstellers. Dieser erzielt in diesem Segment einen geschätzten Fünftel des Jahresumsatzes. Im Windschatten davon werden auch die Papiere des Rivalen Richemont in Sippenhaft genommen.
Freude herrscht hingegen bei den Aktionären von AMS. Einem ebenfalls aus dem Hause Helvea stammendem Kommentar lässt sich entnehmen, dass zumindest betragsmässig mehr Komponenten in die neuen Versionen des iPhones eingebaut worden sind. Apple werde der sogenannten Near Field Communication (NFC) und der Signalverstärkertechnologie von AMS vermutlich zum Durchbruch verhelfen.
Zu einer zusätzlichen Nachfrage dürfte auch die Apple Watch sorgen. Der Verfasser des Kommentars sieht Anwendungsmöglichkeiten für optische Sensoren, das Si-Mikrofon und die NFC-Signalverstärkertechnologie von AMS.
In den letzten Jahren trug der amerikanische Grosskunde beim Zulieferunternehmen geschätzte 20 Prozent zum Jahresumsatz bei. Noch lässt sich nur erahnen, ob und in welchem Ausmass sich AMS an zusätzlichen Bestellungen erfreuen kann. Das wird wohl erst die Zeit zeigen.