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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Fast täglich neue Höchstkurse: Für diese fünf Schweizer Aktien gibt es kein Halten

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Fünf Schweizer Aktien im Höhenrausch, von wegen Krise bei Nestlé, selbstverschuldetes Kursdebakel bei DocMorris - Und: Roche wird spät wiederentdeckt.

aktualisiert um 11:45
Von cash Insider
Eine Packung mit Tabletten Ibuprofen 600mg von Sandoz, die gegen Schmerzen und Fieber eingesetzt werden.

Eine Packung mit Tabletten Ibuprofen 600mg von Sandoz, die gegen Schmerzen und Fieber eingesetzt werden.

Quelle: IMAGO/Andreas Haas

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.

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Die Bühne gehörte bei uns am Schweizer Aktienmarkt für einmal ganz dem Schwergewicht Nestlé. Allen Unkenrufen zum Trotz blieben gestern Donnerstag negative Überraschungen aus. Ganz im Gegenteil: Mit einem operativen Jahresgewinn von 15,7 Milliarden Franken übertraf der Nahrungsmittelmulti aus Vevey selbst die kühnsten Erwartungen.

Selbst mich überrascht, wie widerstandsfähig die Margenentwicklung in der zweiten Hälfte letzten Jahres rückblickend war. Selbst unter Berücksichtigung steigender Promotionskosten unter dem neuen Firmenchef Laurent Freixe lag die operative Gewinnmarge (EBIT) mit 17,2 Prozent nur unwesentlich tiefer als im Jahr zuvor. Analysten waren durchschnittlich «bloss» von 17 Prozent ausgegangen.

Auch die Angst vor einer Reduktion der erst im November kommunizierten Finanzziele für dieses Jahr erweist sich als völlig unbegründet. Doch nicht nur das: Dadurch, dass die operative Gewinnmarge 2024 nur leicht rückläufig war, ist die Ausgangslage bei den Margenvorgaben etwas höher.

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, wird Nestlé mittlerweile seit nahezu einem Jahr eine Krise angedichtet, welche keine ist. Wenn der Nahrungsmittelmulti im vergangenen Jahr in der Tendenz gemächlicher als vergleichbare Rivalen wie Unilever oder Danone wuchs, dann nur, weil er in den Jahren zuvor beim Wachstum die Nase vorn hatte. Dadurch ist schon die Vergleichsbasis eine ganz andere.

Die Nestlé-Aktien vollzogen nach den Zahlen einen Kurssprung (Quelle: www.cash.ch)

Beim Blick auf den seit gestern Donnerstag bekannten Zahlenkranz wollen sich mir beim besten Willen keine Anhaltspunkte für eine Krise offenbaren. Die organische Umsatzentwicklung weist positive Vorzeichen auf und auch die Bruttogewinnmarge konnte im Jahresvergleich gesteigert werden. Sollte Nestlé im kommenden Jahr die Dividende erneut erhöhen, ginge diese als die Dreissigste in Folge in die traditionsreiche Firmengeschichte ein. Das ist schon ziemlich beeindruckend.

Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich mir einen Nachfolger von ausserhalb des Unternehmens für den langjährigen Firmenchef Mark Schneider gewünscht hatte. Stattdessen entschied sich der Verwaltungsrat mit Laurent Freixe für ein «Eigengewächs». Ich lasse mich allerdings gerne eines Besseren belehren und harre nun der Dinge, die da noch kommen mögen.

Von der Börse gab es am Tag der Ergebnisveröffentlichung jedenfalls viel Beifall. In der Spitze notierten die Aktien von Nestlé um mehr als sechs Prozent höher und steuerten beim Swiss Market Index (SMI) bis zu 150 Punkte zur Tagesavance bei.

Doch auch der gestrige Donnerstag darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Musik am Schweizer Aktienmarkt eigentlich ganz wo anders spielt. So gibt es gerade für die Valoren von Richemont, Sandoz, Holcim, Swiss Life und Schindler momentan kein Halten. Schon seit Wochen reiht sich beim Luxusgüterhersteller, beim Spezialisten für Nachahmermedikamente sowie beim Lebensversicherer nahezu täglich ein Kursrekord an den nächsten und beim Baumaterialspezialisten sowie beim Aufzugshersteller immerhin ein Mehrjahreshoch ans nächste – wenn auch aus den unterschiedlichsten Gründen.

Die Aktien von Richemont kennen seit der Veröffentlichung geradezu beeindruckender Umsatzzahlen fürs Weihnachtsquartal nur eine Richtung: Die nach oben. Dass sich insbesondere das Geschäft mit Modeschmuck als krisenresistent zeigt, spielt der Cartier-Mutter in die Hände. Händler berichten mir von nicht abebben wollenden Käufen seitens ausländischer Momentum-Investoren. Öl ins lodernde Kursfeuer goss gestern Donnerstag die britische HSBC mit einer Kaufempfehlung und einer Erhöhung des Kursziels auf 220 (zuvor 200) Franken. Es ist das höchste mir bekannte Kursziel überhaupt.

Bei Holcim und Schindler erweist sich hingegen die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs als treibende Kraft hinter den Kursgewinnen. Die Gleichung ist denkbar einfach: Der Wiederaufbau der durch den Krieg zerstörten Infrastruktur verspricht den beiden Bauzulieferern – etwas empathiearm betrachtet - auf Jahre hinaus volle Auftragsbücher. Hinzu kommen bei Holcim Neubewertungsfantasien im Zusammenhang mit der anstehenden Abspaltung und Verselbständigung des Nordamerika-Geschäfts.

Während die Valoren von Swiss Life im Zuge von Dividendenfantasien und der anhaltend freundlichen Finanzmärkte gefragt sind, gilt Sandoz als möglicher Profiteur dringend notwendiger Reformen im amerikanischen Gesundheitswesen unter der neuen Regierung in Washington. Der Lebensversicherer profitiert zudem von den zuletzt stark gefallenen Franken-Zinsen und den davon ausgehenden Impulsen für den heimischen Immobilienmarkt.

Interessant erscheint mir, dass alle fünf Aktien in den vergangenen 12 Monaten bereits sehr gut gelaufen sind. Die beste Kursbilanz weist Sandoz (+59 Prozent) auf, dicht gefolgt von Holcim (+54 Prozent), Richemont (+42 Prozent), Swiss Life (+31 Prozent) und Schindler (+25 Prozent).

Den Aktionärinnen und Aktionären von DocMorris bietet sich derweil ein ganz anderes Bild: Am Dienstag kurz vor Börsenschluss kosteten die Valoren der Versandapotheke zeitweise keine 19 Franken mehr – ganz zur Freude der Leerverkäufer.

Wie Erhebungen der Beratungsfirma S&P Global zeigen, gilt fast jede zweite ausstehende Aktie als ausgeleiht. Ein geschätztes Drittel davon muss für Absicherungstransaktionen seitens von Wandelanleihegläubigern herhalten. Mit den verbleibenden zwei Dritteln spekulieren Leerverkäufer auf rückläufige Kurse.

Schon seit Monaten kranken die DocMorris-Aktien an einem schmerzhaften Kurszerfall  (Quelle: www.cash.ch)

Daran, dass an der Börse überhaupt so üppige Wetten gegen DocMorris laufen, ist das Unternehmen selber nicht ganz unschuldig. Mit Blick auf die im September nächsten Jahres fällig werdende Anleihe lautet die Frage nämlich nicht ob, sondern vielmehr wann es die Aktionäre um zusätzliche Gelder bitten muss.

Will man dem für die UBS tätigen Analyst Sebastian Vogel Glauben schenken, dann fehlt für dieses und das nächste Jahr ein hoher zweistelliger Millionenbetrag. Und das, obwohl er weder von einer deutlich höheren Kapitalbindung beim Umlaufvermögen, noch von einem steigenden Investitionsbedarf ausgeht.

Anders als im Januar 2023 – damals holte man mit dem Verkauf des Schweizer Geschäfts an die Migros zum Befreiungsschlag aus – lässt sich eine Kapitalerhöhung diesmal vermutlich nicht mehr abwenden.

Während die Versandapotheke selber längerfristig einen Marktanteil im deutschen Markt für elektronische Medikamentenrezepte von zehn Prozent anstrebt, lässt der UBS-Analyst gerade mal einen Marktanteil von fünf Prozent in sein Bewertungsmodell einfliessen. Erst kürzlich verlieh er seiner Verkaufsempfehlung für die Aktien Nachdruck, als er das 12-Monats-Kursziel auf 16 (zuvor 25) Franken zurechtstutzte.

Was die Abwärtsspirale anbetrifft, in welcher sich die Aktien von DocMorris schon seit Monaten wiederfinden, müssen sich der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung an der eigenen Nase nehmen. Zum einen wurde der Wettbewerb mit dem finanzstarken Rivalen Redcare Pharmacy – etwas gar blauäugig – unterschätzt. Und zum anderen scheint man in Bezug auf eine Kapitalerhöhung zu lange auf Zeit gespielt und den richtigen Zeitpunkt für die Durchführung einer solchen völlig verschlafen zu haben...

Bei Adecco wirft mit Steve Woolf von der Deutschen Bank ein weiterer Analyst den Bettel hin. In einer mehrere Seiten starken Studie zu den europäischen Stellenvermittlern stuft er die Valoren von «Buy» auf «Hold» herunter. Gleichzeitig streicht der Analyst das Kursziel auf 25 (zuvor 36) Franken zusammen. Woolf befürchtet, dass Handelsstreitigkeiten zwischen Washington und Brüssel die Wirtschaft in Frankreich und Deutschland besonders hart treffen könnten. Ihm ist die hohe Abhängigkeit Adeccos von Frankreich deshalb ein Dorn im Auge.

Zur Erinnerung: Derselbe Analyst stufte die Adecco-Aktien erst Ende Oktober bei Kursen um die 28 Franken von «Hold» auf «Buy» herauf und hielt diese damals für sträflich unterbewertet. Jetzt – wenige Monate später und fast sechs Kursfranken tiefer – zieht er in unmittelbarer Nähe zu den langjährigen Tiefstständen die Reissleine.

Wie sich Adecco im Schlussquartal geschlagen hat, zeigt sich erst am Mittwoch in einer Woche. Erste wertvolle Anhaltspunkte liefert der seit dieser Woche bekannte Zahlenkranz des Rivalen Randstad. Die Niederländer hatten beim operativen Gewinn im Jahresvergleich zwar einen Rückgang um 24 Prozent zu beklagen. Dennoch übertrafen sie mit 200 Millionen Euro die bei 194 Millionen Euro liegenden Analystenschätzungen. Auch die Halbierung der Jahresdividende könnte für Adecco wegweisend sein.

Kommen wir an dieser Stelle noch kurz auf Roche zu sprechen. Gestern Donnerstag stufte die UBS die Genussscheine der Pharma- und Diagnostikgruppe aus Basel – für Beobachter wie mich überraschend – von «Neutral» auf «Buy» herauf. Um seiner neugewonnenen Zuversicht den nötigen Nachdruck zu verleihen, veranschlagt der zuständige Analyst Matthew Weston ein Zwölf-Monats-Kursziel von 338 (zuvor 300) Franken. Den Inhaberaktien traut er sogar einen Vorstoss auf 360 (zuvor 286) Franken zu.

Urplötzlich wähnt der UBS-Analyst die Basler dank dem Augenmittel Vabysmo und dem MS-Medikament Ocrevus vor einer dauerhaften Wachstumsphase. Darauf abgestützt liegen seine Gewinnerwartungen für die nächsten fünf Jahre um bis zu neun Prozent über den durchschnittlichen Annahmen seiner Berufskollegen bei anderen Banken. Darüber hinaus macht Weston bei den fortgeschrittensten Entwicklungsprojekten ein zusätzliches Umsatzpotenzial von bis zu 16 Milliarden Dollar aus, sollten sich die besagten Projekte als erfolgreich erweisen.

An Roche lässt sich eindrucksvoll zeigen, wie prozyklisch sich die Banken bei ihren Anlageempfehlungen eigentlich verhalten. Als im Frühsommer letzten Jahres Kurse von 220 und weniger für die Genussscheine bezahlt wurden, interessierte sich kaum jemand für die Pharma- und Diagnostikgruppe – ganz im Gegenteil. Und erst jetzt bei Kursen um die 280 Franken werden die Valoren langsam wiederentdeckt.

Kommende Woche warten gleich mehrere Unternehmen aus meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2025 mit ihren Jahresergebnissen auf. Mein Interesse gilt deshalb vor allem den Zahlenkränzen von Sika, Oerlikon und SoftwareOne. Mehr dazu am nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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2 Kommentare

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monsoon

da sieht man wie mutlos viele Analysten sind. Ich habe bei Roche bei Kursen unter 220.00 nochmals zugeschlagen und wenn dann bei hohen Kursen wieder abstrus hohe Kursziele rausgegeben werden, ist dann wieder Zeit um zu verkaufen.

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neu-orakel

Der Cash-Insider sollte bei DocMorris den Analysten nicht so ganz das Vertrauen schenken. Es sind Grossbanken dahinter, die selber mit der Aktie Geschäfte machen. Richtig ist, dass der Insider erwähnt, dass fast jede zweite Aktie ausgeleiht ist. Schaut man auf die Grossbanken die DocMorris besitzen und rechnet alles zusammen, kommt man auf mehr als 50 %, womit die Banken ganz klar mit am Kursdrücken sind. Die gleichen Banken haben mit den Analysten dann aber auch die Macht den Kurs auch zu lenken. Ein eigentlich verwerflicher Kreislauf

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