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Am gestrigen Donnerstag schrieb der Swiss Performance Index (SPI) erneut Geschichte. Die Aussicht auf eine zusätzliche Injektion billigen Geldes durch die Europäische Zentralbank (EZB) liess das hiesige Börsenbarometer im Nachmittagshandel auf 11'123 Punkte und damit auf ein neues Rekordhoch klettern. Doch der Jubel hielt nicht lange. Rasch setzte sich die Erkenntnis durch, dass es bei einer reinen Symptombekämpfung bleibt - während die Ursachen der einstigen Schuldenkrise munter vor sich hin schwelen. Folglich gerieten die Kurse im weiteren Tagesverlauf ins Purzeln.

Ungewollt Öl ins Feuer giessen heute Freitag die Autoren eines Strategiepapiers aus dem Hause Société Générale. Darin stellen sie die seit Jahresbeginn beobachtete Aktienmarkterholung grundlegend in Frage.

Entwicklung des SPI über die letzten fünf Jahre. (Quelle: cash.ch)

Bereits Ende November sorgten dieselben Strategen hierzulande für einen Aufschrei, als sie dem Swiss Market Index (SMI) in einem Zeithorizont von 12 bis 18 Monaten einen Rückschlag auf 8000 Punkte vorhersagten.

Was damals allerdings in der allgemeinen Empörung unterging: Bis zu diesem Rückschlag sollte das Börsenbarometer in der ersten Hälfte dieses Jahres zuerst noch in die Region von 9400 Punkten vorstossen.

Zumindest mit dieser Prognose lagen die Autoren des Strategiepapiers rückblickend schon mal goldrichtig. Ob der SMI bis in 12 Monaten tatsächlich wieder in die Nähe seines Dezember-Tiefs fällt, wird sich zeigen müssen.

Anders als Ende November hat die Angst der Strategen vor steigenden Zinsen spürbar nachgelassen. Gleichzeitig warnen sie jedoch vor zu hohen Gewinnerwartungen. Beides lässt sich mit der Eintrübung des Wirtschaftsumfelds erklären.

Mit diesen Ängsten steht man bei Société Générale nicht alleine da. Seit Tagen werden im ausserbörslichen Handel riesige Aktienblöcke verschoben. Für diese Blocktransaktionen gibt es denn auch nur eine naheliegende Erklärung: Mächtige ausländische Grossinvestoren sortieren sich neu.

Obwohl die französische Grossbank an ihren zugegebenermassen etwas gar pessimistischen Indexprognosen festhält, nimmt sie bei ihren Branchenpräferenzen Anpassungen vor. Sie stuft einerseits den europäischen Nahrungsmittelsektor von "Neutral" auf "Overweight" herauf und senkt andererseits den Bankensektor von "Overweight" auf "Neutral" sowie die Sektoren Chemie und Baustoffe von "Neutral" auf "Underweight".

Signalwirkung geht insbesondere von der Kapitulation bei den europäischen Bankaktien aus. Regelmässige Leserinnen und Leser wissen, dass ich die Aktien von UBS, Credit Suisse und Co. gerne als vorauseilende Indikatoren für den breiten Aktienmarkt hinzuziehe.

Gerade die Papiere der UBS sind so günstig zu haben wie noch nie in diesem Jahr. Das mag mit dem milliardenschweren Urteil gegen die Grossbank in Frankreich zu tun haben - aber eben nicht nur.

Die Rekordjagd beim SMI mit Dividenden-Korrektur (grün) werden nicht von den Aktien der UBS (rot) mitgetragen. (Quelle: cash.ch)

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Die drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis sind etwas gar gut gelaufen und scheinen mir überhitzt. Das gilt insbesondere für die Aktien von Nestlé.

Dass die Strategen der Société Générale ausgerechnet diesem Schwergewicht mit der Heraufstufung des europäischen Nahrungsmittelsektors zu einem neuen Kursrekord verhilft, entbehrt deshalb nicht einer gewissen Ironie.

Ähnliches liesse sich vom Übergewicht der Franzosen bei den Aktien aus dem Pharmasektor sagen - wobei die Strategen betonen, nicht übertrieben stark auf defensive Papiere setzen zu wollen. So richtig schlüssig sind diese Aussagen in ihrer Summe jedenfalls sind...
 

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