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Zwei Schritte vor und wieder zwei zurück - besser liesse sich das Geschehen der letzten vier Wochen am Schweizer Aktienmarkt kaum umschreiben. Die Nachrichtenlage im Handelsstreit zwischen Washington und Peking ändert sich gefühlt alle paar Stunden. Und als ob das nicht schon genug wäre, erweist sich der nicht enden wollende Schlagabtausch der beiden Wirtschaftssupermächte immer mehr als Brandbeschleuniger für die Rezessionsängste der Marktakteure.

Dass der August für den Swiss Performance Index (SPI) unter dem Strich ein Nullsummenspiel war, verdankt das breit gefasste Börsenbarometer vor allem dem Schwergewicht Nestlé. Knapp 200 Indexpunkte steuerten die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns aus Vevey im vergangenen Monat bei. Von den 2300 Punkten, um die der SPI seit Jahresbeginn zulegen könnte, ist alleine das Schwergewicht für mehr als die Hälfte verantwortlich.

Was die Aktionäre von Nestlé freuen dürfte, ist für alle anderen Marktakteure höchst ärgerlich. Denn wer gar keine Aktien des Traditionsunternehmens besitzt oder ihnen im Aktienportfolio bloss ein geringes Gewicht beimisst, der hinkt den hiesigen Aktienindizes weit hinterher.

Angesichts der unsicheren Nachrichtenlage und der nicht weniger unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kann man es den Marktakteuren nicht verübeln, dass sie in diesem defensiven Schwergewicht Zuflucht suchen.

Dieser geballte Zufluss ausländischer Milliarden in nur eine einzige Aktie birgt allerdings auch Gefahren. Nicht auszudenken, was das für die hiesigen Aktienindizes - und insbesondere für den Swiss Market Index (SMI) - bedeuten würde, sollten die mächtigen Grossinvestoren schon nur Teile davon wieder abziehen wollen.

Diese Flucht in sichere Häfen zeugt von einem tiefen Misstrauen der Marktakteure. Nicht nur von einer tiefen Verunsicherung in Bezug auf die zukünftige Weltwirtschaftsentwicklung, sondern vielmehr von einem Misstrauen in die Geldpolitik. In dieses Bild passt übrigens auch der erstarkte Franken. Selbst die auf eine Laufzeit von 50 Jahren negative Rendite bei Anleihen der Schweizerischen Eidgenossenschaft erweist sich als abschreckend genug.

Bilanz der letzten Jahre

JahrAktienfavoritenSPI
2013+40,1 Prozent+23,9 Prozent
2014+11,4 Prozent+15,2 Prozent
2015+4,1 Prozent+  2,4 Prozent
2016-3,7 Prozent-   1,7 Prozent
2017+23,6 Prozent+20,1 Prozent
2018-19,1 Prozent-   8,8 Prozent
2019*+12,7 Prozent+22,7 Prozent

* Schlusskurse vom 30. August 2019

Rückblickend hatten wir diesen Sommer - zumindest gefühlt - so viele Tropennächte wie noch nie. Doch obschon die kühlere Jahreszeit naht, wache auch ich nachts immer mal wieder schweissgebadet auf. Nicht etwa der Hitze wegen, nein, ich spreche von Angstschweiss.

Mit Ausnahme der amerikanischen Notenbank haben es die übrigen führenden Zentralbanken in den letzten Jahren völlig verschlafen, ihre Geldpolitik auch nur im entferntesten einer Normalisierung zu unterziehen. Und nun, da der nächste Wirtschaftsabschwung vor der Tür steht, sind in Europa die Leitzinsen bereits negativ und in den Notenbankbilanzen türmen sich vor allem staatliche Schuldtitel in Milliardenhöhe auf. Da fragt sich doch, mit was für Massnahmen die Europäische Zentralbank (EZB) in knapp einer Woche überhaupt noch nachlegen und wie unsere Schweizerische Nationalbank (SNB) auf diese antworten will.

Je extremer die Massnahmen, desto grösser der Kollateralschaden. Nehmen wir beispielsweise die Negativzinsen. Wenn Schuldner von den Gläubigern noch Geld fürs Schuldenmachen erhalten, entbehrt das jeglicher kaufmännischer Logik. Die Folge ist, dass das Kapital innerhalb einer Volkswirtschaft dann nicht mehr dorthin fliesst, wo es den grösstmöglichen Nutzen entfaltet. Im Fachjargon spricht man in diesem Zusammenhang auch von Fehlallokationen. Diese wiederum schmälern die langfristigen Wachstumsperspektiven beträchtlich.

Der Zinseszins-Effekt bildlich dargestellt (Quelle: Wertpapierdepot.net)

Für die Altersvorsorge sind die Negativzinsen ebenfalls pures Gift. Auch bei uns in der Schweiz stützt sich die Altersvorsorge auf das Prinzip des Zinseszins-Effekts ab. Gerade deshalb gelten die altersmässig letzten Beitragsjahre als die wichtigsten im Erwerbsleben. Doch ohne Zinsen auch kein Zinseszins-Effekt. Damit fällt der "dritte Beitragszahler " - neben dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer - weg.

Folglich zwingt der Renditedruck die Vorsorgeeinrichtungen zu immer mehr Risiko - egal ob über eine höhere Aktienquote, längere Laufzeiten oder schlechtere Schuldner bei den Anleihen oder über einen Vorstoss in neue Anlageklassen wie etwa ins Geschäft mit Risikokapital.

Aktuelle Positionen Aktienfavoriten

TitelAnzahlEinstandakt. Wert*ErfolgG/V
Barmittel    30'935,96  
ABB N500  19,73    9'375,00-    490,00 -   4,97 Prozent
Bâloise N75134,00  12'652,50+ 2602,50+25,90 Prozent
LafargeHolcim N25040,10  11'692,50+ 1667,50+16,63 Prozent
Sika N85123,00  12'078,50+ 1623,50+15,53 Prozent
Swatch Group I37266,70    9'919,70+      51,80+  0,52 Prozent
Georg Fischer N17790,00  13'778,50-    131,50-   0,95 Prozent
Siegfried N30332,00  12'240,00+ 2280,00+22,89 Prozent
      
Total  112'672,66 +12,67 Prozent

* Schlusskurse vom 30. August 2019

Ich nehme diesen immensen Renditedruck auch bei den Vorsorgewerken, die ich auf Seiten des Stiftungsrats in beratender Funktion begleite, wahr. Als Vorsorgewerk mehr Risiken einzugehen zahlt sich allerdings nur so lange aus, wie immer neues Kapital in eine höhere Aktienquote oder in Anleihen mit längeren Laufzeiten oder schlechteren Schuldnern fliesst.

Man muss kein Experte sein, um zu ahnen, dass sich diese Risiken irgendwann rächen werden. Für ein Gros der (Wirtschafts-)Medien ist das selbstverständlich kein Thema. Ich weiss allerdings nicht, ob aufgrund fehlenden Wissens oder nur aus blossem Zweckoptimismus.

Weltweit weisen Anleihen mit einem Nominalwert in astronomischer Höhe von 17'000'000'000'000 Dollar eine negative Rendite auf Verfall auf. Und das, obschon die Gesamtverschuldung rund um den Globus bei mehr als dem Doppelten von vor Ausbruch der Finanzkrise der Jahre 2007/08 liegt.

Die Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen bewegen sich am Rande ihrer Möglichkeiten. Und auf die Gefahr hin, dass ich als unverbesserlicher Schwarzmaler verschrieen werde: Die Geldpolitik spielt ein gefährliches Spiel. Zweifel an der Unabhängigkeit der Zentralbanken gibt es ja schon eine ganze Weile. Diesmal ist der Einsatz aber nichts Geringeres als die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik.

Verlieren die Bürgerinnen und Bürger auf der Strasse den Glauben an die Werthaltigkeit des Geldes, dann haben wir den Salat. Denn selbst wenn die offiziellen Konsumentenpreisindizes uns etwas anderes vorgaukeln, so wissen wir doch ganz genau: Angesichts ausufernder Gesundheitskosten, Krankenkassenbeiträge oder steigender Mieten bleibt Ende Monat immer weniger Geld im Portemonnaie übrig.

Aktuelle Positionen «Dogs of the SMI»

TitelAnzahlEinstandakt. Wert*ErfolgG/V
Barmittel    1'856,68  
Adecco N22045,9311'453.20+ 1348,60+13,35 Prozent
LafargeHolcim N24540,5011'458,65+ 1536,15+15,48 Prozent
Swisscom N20469,70  9'882,00+   488,00+   5,19 Prozent
Swiss Re N11090,1210'467,60+   554,40+   5,59 Prozent
UBS N81512,24  8'516,75-  1454,77- 14,59 Prozent
Zurich Insurance N35293,1012'327,00+ 2068,50+20,16 Prozent
      
Total  65'961,88 +  9,94 Prozent

* Schlusskurse vom 30. August 2019

Ich möchte angesichts dieser geballten Ladung makroökonomischer Risiken für unser Finanzsystem und für die Finanzmärkte diesen Monat gar nicht im Einzelnen auf meine Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2019 eingehen. Sowieso rücken firmenspezifische Gründe in Börsenphasen wie der jetzigen in den Hintergrund. Ausserdem liegt die Unternehmensberichterstattung für die erste Jahreshälfte bereits hinter uns und jene für das dritte Quartal noch einige Wochen vor uns.

Rückblickend bin ich zwar mit einer grossen Nestlé-Position ins Jahr gestartet, habe jedoch den beiden anderen Schwergewichten Roche und Novartis keinen Platz eingeräumt. Zudem muss ich mir den Vorwurf gefallen lassen, dass ich beim Nahrungsmittelkonzern aus Vevey - wenn auch in zwei Schritten - zu früh ausgestiegen bin. Bei den Papieren der UBS bin ich hingegen zu früh eingestiegen und wurde Anfang August bei 10,80 Franken ausgestoppt.

Einem Plus von 12,7 Prozent bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2019 zwischen Ende Dezember und Ende August steht ein um 22,7 Prozent höherer Swiss Performance Index (SPI) gegenüber.

Aktuelle Positionen «Turnaround-Kandidaten»

TitelAnzahlEinstandakt. Wert*ErfolgG/V
Barmittel  12'886,30  
ABB N500  19,73  9'375,00-    490,00-   4,97 Prozent
Aryzta N8'580    1,17  6'867,43- 3132,56- 31,33 Prozent
Ascom N780  12,84  7'893,60- 2121,60- 21,18 Prozent
Autoneum N73137,30  7'935,10- 2087,80- 20,83 Prozent
DKSH N168  59,55  8'100,96- 1903,44- 19,03 Prozent
Implenia N300  33,78 10'146,00+     12,00+  0,12 Prozent
Klingelnberg N295  33,85  8'938,50- 1047,25- 10,49 Prozent
      
Total  72'142,89 + 2,85  Prozent

* Schlusskurse vom 30. August 2019

Auch mit dividendenstarken Aktien liess sich im bisherigen Jahresverlauf nicht punkten. Mit einer Performance von 9,9 Prozent hinken die Dogs of the SMI nicht nur dem breiten Markt, sondern auch den Schweizer Aktienfavoriten hinterher.

Erneut kräftig nach unten ging es in den vergangenen vier Wochen für die Mitte Dezember kommunizierten Turnaround-Kandidaten. In der Spitze um fast 30 Prozent höher, ist das Plus zuletzt auf 2,9 Prozent geschmolzen.

Bisherige Transaktionen Aktienfavoriten

DatumTitel AnzahlKurs Total
28.12.2018Sika NKauf85123,00Franken10'455,00-
28.12.2018LafargeHolcim NKauf25040,10Franken10'025,00-
28.12.2018Nestlé NKauf25078,80Franken19'950,00-
28.12.2018Bâloise NKauf75134,00Franken10'050,00-
28.12.2018Siegfried NKauf30332,00Franken9960,00-
28.12.2018Georg Fischer NKauf12790,00Franken9480,00-
07.01.2019AMS IKauf7519,795Franken1484,63-
07.01.2019Aryzta NKauf1'2301,2155Franken1495,07-
07.01.2019U-blox NKauf1979,90Franken1518,10-
07.01.2019GAM NKauf1'2303,994Franken1497,75-
07.01.2019Meyer Burger NKauf2'2000,68Franken1496,00-
07.01.2019Kudelski IKauf2605,70Franken1482,00-
07.01.2019Autoneum NKauf10153,40Franken1534,00-
28.01.2019AMS IVerkauf7527,93Franken2094,75+
28.01.2019GAM NVerkauf3754,49Franken1683,75+
01.02.2019Kudelski IVerkauf2606,46Franken1679,60+
04.02.2019Meyer Burger NVerkauf2'2000,85Franken1870,00+
04.03.2019U-blox NVerkauf1994,70Franken1799,30+
04.03.2019Nestlé NVerkauf12590,96Franken11'370,00+
06.05.2019ABB NKauf50019,73Franken9865,00-
05.06.2019Nestlé NVerkauf125100,24Franken12'530,00+
05.06.2019Autoneum NVerkauf10128,90Franken1289,00+
05.06.2019Aryzta NVerkauf1'2301,15Franken1414,50+
05.06.2019Georg Fischer NKauf5886,00Franken4430,00-
05.06.2019UBS NKauf85011,76Franken9996,00-
05.06.2019Swatch IKauf37266,70Franken9867,90-
02.08.2019UBS NVerkauf85010,80 Franken9151,00+

 

 

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