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"Die Flut hebt alle Boote" lautet eine alte Börsenweisheit. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) hat man sich diesem Prinzip ganz und gar verschrieben. Sie hat die Geldschleusen weit geöffnet. Monat für Monat fliessen über Wertpapierkäufe 60 Milliarden Euro in die Märkte.

Schon heute klopft man sich am Hauptsitz der EZB in Frankfurt selbstgefällig auf die Schultern. Die Wertpapierkäufe nach amerikanischem Vorbild werden, mit Verweis auf die innerhalb weniger Wochen um knapp 25 Prozent höheren europäischen Aktienmärkte, frenetisch gefeiert.

Gab es zuvor von Vorsicht geprägte Meinungen zur zukünftigen Börsenentwicklung, dann sind diese spätestens jetzt verstummt. Oder um es mit anderen Worten zu sagen: Die Liquiditätswelle ist über die letzten Baissiers hineingebrochen und hat diese elend ertrinken lassen.

Dass die Aktienkurse in unseren Breitengraden noch Luft nach oben haben, gilt mittlerweile als die gängige Meinung. Warnende Stimmen haben in diesem Umfeld nichts zu suchen. Sie sind derzeit schlichtweg nicht "en vogue".

In diesem von Zweckoptimismus geprägten Einheitsbrei wird es für die Banken und ihre Aktienstrategen immer schwieriger, auf sich aufmerksam zu machen. Vermutlich bedienen sich viele Experten gerade deshalb immer öfters der Effekthascherei.

In einer brandaktuellen Studie aus dem Hause Kepler Cheuvreux wird damit jedenfalls nicht gegeizt. Denn der für das Cross Asset Research tätige Verfasser sagt den europäischen Aktienmärkten einen Anstieg nach chinesischem Vorbild vorher. An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich die Börse in Schanghai in den vergangenen zwölf Monaten nahezu verdoppelt hat.

Während der Aktienstratege die von der dortigen Notenbank losgetretene Aktienhausse in China schon in wenigen Wochen auslaufen sieht, sagt er den hiesigen Börsen weitere Kursgewinne vorher.

Dass der unter dem starken Dollar leidende amerikanische Aktienmarkt seinen Schatten vorauswirft, glaubt der Experte nicht. Zum jetzigen Zeitpunkt hält er die Abhängigkeit Europas von Amerika für äusserst überblickbar. Darüber hinaus habe die Angst vor einer ganzen Reihe an Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank nachgelassen. Grund seien die sich abzeichnende Wachstumsverlangsamung sowie die noch immer recht zahme Teuerung in Übersee.

Der Schweizer Aktienmarkt kommt in der Strategiestudie ziemlich schlecht weg, wird er vom Verfasser doch weiterhin mit "Underweight" eingestuft. Der Experte begründet diese Empfehlung mit dem hohen Anteil der weitestgehend von der Konjunktur unabhängigen Aktien aus den Bereichen Gesundheit und Nahrungsmittel. Diese Branchen werden ebenfalls mit "Underweight" eingestuft.

Ich muss zugeben, dass ich mich selber an der Nase nehmen muss. Auch ich bediene mich gerne aufsehenerregender Strategiestudien wie derjenigen aus dem Hause Kepler Cheuvreux. Allerdings versuche ich diese jeweils differenzierter zu betrachten als ihre Verfasser.

Auch wenn der Optimismus an den europäischen Aktienmärkten ungebrochen scheint, so häufen sich die Anzeichen für eine Überhitzung nahezu täglich.

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Die Aktionäre von Nestlé müssen sich noch bis am Freitag in Geduld üben. Erst dann wird der im waadtländischen Vevey beheimatete Nahrungsmittelhersteller die Öffentlichkeit über die Umsatzentwicklung während des ersten Quartals informieren.

Bereits heute gilt als sicher, dass das organische Wachstum erneut unter dem langfristigen Zielkorridor von 5 bis 6 Prozent zurückgeblieben sein dürfte. Das Westschweizer Traditionsunternehmen stösst alleine schon aufgrund der Grösse immer mehr an Wachstumsgrenzen.

Die für J.P. Morgan tätige Analystin rechnet deshalb mit grösseren Anpassungen im Firmenportfolio von Nestlé. Im Rahmen dieser werde sich das Unternehmen von margen- und wachstumsschwachen Geschäftsbereichen im Gegenwert von bis zu 16 Milliarden Franken trennen, so ist sich die viel beachtete Expertin sicher. Dadurch lasse sich das organische Umsatzwachstum wieder auf 5,5 Prozent steigern und erst noch eine um 120 Basispunkte höhere Marge erzielen. Bei der amerikanischen Grossbank werden die Aktien von Nestlé weiterhin mit "Overweight" und einem Kursziel von 83 Franken zum Kauf empfohlen.

Eine Straffung des Firmenportfolios ist meines Erachtens nur eine mehrerer Möglichkeiten für Nestlé, Aktionärswerte zu schaffen. Da der Nahrungsmittelhersteller mittlerweile fast ohne Zinskosten an frisches Fremdkapital kommt, plädiere ich einmal mehr für ein fremdfinanziertes Aktienrückkaufprogramm in Milliardenhöhe. Mit Adecco hat ein anderes Westschweizer Unternehmen diesbezüglich bereits Pionierarbeit geleistet.

 

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