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Die europäischen Aktienmärkte sind schon vor Wochen in eine Konsolidierungsphase übergegangen. Darf man dem Strategen von Barclays Capital Glauben schenken, dann sind im weiteren Jahresverlauf noch einmal deutlich höhere Kursnotierungen möglich.
Mir zugespielten internen Präsentationsunterlagen ist zu entnehmen, dass der Experte den breit gefassten Stoxx Europe 600 Index Ende Jahr bei 400 Punkten sieht. Vom Schlussstand vom Freitag aus betrachtet entspricht dies einem Aufwärtspotenzial von 22 Prozent, unter Miteinbezug der zu erwartenden Dividendenausschüttungen sogar noch mehr.
Der Stratege geht noch weiter und hält über die kommenden fünf Jahre eine Verdoppelung des viel beachteten Leitindex' für möglich. Denn auf Basis des Buchwerts würden europäische Unternehmen im Vergleich mit ihren amerikanischen Mitbewerbern mit einem Bewertungsabschlag von gut 30 Prozent gehandelt. Ausserdem liege der um den Wirtschaftszyklus bereinigte Abschlag zum Bewertungsdurchschnitt der letzten 30 Jahre noch immer bei 21 Prozent. In der Vergangenheit seien die europäischen Aktienmärkte in vergleichbaren Situationen innerhalb von fünf Jahren um durchschnittlich 126 Prozent gestiegen, Dividenden mit eingerechnet.
Bei Barclays Capital geht man für Europa auf Stufe des Bruttoinlandprodukts von einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent aus. Der Stratege verspricht sich davon bei vielen Unternehmen eine spürbare Entlastung für die Margenentwicklung. Auf das Gesamtjahr betrachtet sei gegenüber dem Vorjahr mit einem Anstieg der Gewinne um 12 Prozent zu rechnen.
Es erstaunt deshalb nicht, dass der Experte der eigenen Anlagekundschaft zu vollem Risiko rät. Substanzaktien sollten den Qualitätsaktien ganz klar vorgezogen werden. Einen Schwerpunkt empfiehlt er zudem bei den Aktien aus den von der Krise geschüttelten Ländern.
In Erwartung freundlicherer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen setzt der Stratege auf die Finanzwerte sowie auf solche aus den Sektoren Grundstoffe und Energie. Im Gegenzug hält er Aktien aus den Sektoren nicht-zyklischer Konsum und Gesundheit für vernachlässigbar.
Wäre der Stratege von Barclays Capital ein Pokerspieler, dann kämen die vorliegenden Empfehlungen einem klassischen «All in» gleich. Ob dieser Spielzug klug ist, werden erst die kommenden Wochen und Monate zeigen.
Einige der Argumente wirken auf mich eher gesucht. So weisen europäische Unternehmen beim Buchwert schon seit jeher einen substanziellen Bewertungsabschlag gegenüber ihren amerikanischen Mitbewerbern auf. Entgegen anders lautenden Hoffnungen und Erwartungen hat sich daran in der Vergangenheit nie etwas geändert. Ausserdem bietet der mittlerweile übertrieben teure amerikanische Aktienmarkt kaum eine zuverlässige Vergleichsbasis.
So sehr ich mir auch wünsche, dass sich der Stoxx Europe 600 Index in den nächsten fünf Jahren verdoppelt, so sehr stimmen mich solch extremen Wortmeldungen vorsichtig. Denn rückblickend hat sich Euphorie aus Anlegersicht selten ausbezahlt gemacht.
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Wenn Carl Icahn bei einem Unternehmen einsteigt, haben die Firmenverantwortlichen für gewöhnlich allen Grund dazu, nervös zu werden. Der US-Milliardär ist bekannt dafür, sich bei unterbewerteten Unternehmen einzunisten. Mit aggressiven Strategien drängt er dann auf Veränderungen, von denen vor allem die Aktionäre profitieren. Dazu gehören etwa Aktienrückkäufe, Restrukturierungsmassnahmen oder gar der Verkauf des Unternehmens. Meist ist Icahn am Ende um viele Millionen reicher, während sich die betroffenen Firmen mit den nicht immer positiven Folgen herumschlagen müssen.
Einzig bei Transocean beisst der US-Milliardär auf Granit. Das in der Schweiz niedergelassene Ölserviceunternehmen verfolgt mittlerweile zwar eine grosszügigere Ausschüttungspolitik. Von der geforderten Dividende von mindestens 4 Dollar pro Titel will es allerdings auch weiterhin nichts wissen.
Damit befindet sich Icahn mit seiner knapp 5,4 Prozent umfassenden Beteiligung in einer Patt-Situation. Hinter vorgehaltener Hand wird sein durchschnittlicher Einstandspreis auf rund 48 Dollar je Aktie geschätzt. Am Freitag gingen die in New York kotierten Titel knapp über 40 Dollar aus dem Handel.
Niederlagen ist sich der US-Milliardär nicht gewohnt. Nur allzu oft gelingt es ihm, eine Mehrheit der Aktionäre hinter sich und seine eigenen Interessen zu scharen. Ein erneuter Vorstoss im Hinblick auf die diesjährige Generalversammlung ist deshalb sehr wahrscheinlich. Und anders als vor Jahresfrist hat die Unzufriedenheit im Aktionariat spürbar zugenommen. Während der amerikanische Aktienmarkt schon seit Monaten von einem historischen Rekord zum nächsten klettert, trennen die Aktien von Transocean nur noch wenige Dollar von ihren Tiefstständen aus dem Winter 2011.
Bleibt aus Sicht der hiesigen Aktionäre zu hoffen, dass Icahn und anderen Grossaktionären der Geduldsfaden reisst. Denn ein strategischer Rundumschlag ist bei Transocean mehr als überfällig.