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Die Finanzpresse ist sich für einmal überraschend einig: Schuld am jüngsten Rückschlag an den Aktienmärkten ist die drohende Pleite Griechenlands.
Dass die Zinsen trotz den milliardenschweren Anleihenkäufen der Europäischen Zentralbank (EZB) schon seit Wochen steigen, wird mit keinem Wort erwähnt. Jetzt bloss keine schlafenden Hunde wecken, so lautet die Direktive. Denn schwindet erst einmal das Vertrauen in die Geldpolitik und ihre Möglichkeiten, hätte das verheerende Folgen. Der Bürger auf der Strasse müsste sich dann Gedanken darüber machen, ob und wie viel sein Papiergeld in Anbetracht der weitverbreiteten Monetarisierung der Staatsschulden überhaupt noch wert ist.
Wer kritische Fragen stellt, wird noch immer als paranoider Verschwörungstheoretiker verschrien und nicht ernst genommen. Damit liessen sich die wenigen Kritiker bislang ohne grössere Anstrengungen in Schach halten.
Anders als in den letzten Wochen ist die Ausverkaufswelle an den Anleihenmärkten auch in der neusten Strategiestudie aus dem Hause Kepler Cheuvreux kein Thema. Der für das Cross Asset Research tätige Studienverfasser macht ebenfalls den politischen Machtkampf zwischen dem hochverschuldeten Griechenland und seinen westlichen Geldgebern für die schlechte Börsenstimmung verantwortlich.
Mit einer einfachen Einigung der Schuldenprobleme sei von Anfang an nicht zu rechnen gewesen, so der Experte. Schliesslich seien weder die Gläubiger, noch das südeuropäische Land bereit, die für eine Lösung notwendigen Zugeständnisse zu machen.
Wie der Studienautor schreibt, ist die Stimmung mittlerweile so schlecht, dass "erste Anleger dabei sind, zu kapitulieren". Bislang seien das aber vor allem die "schwachen Hände". Diese stehen im Börsenjargon stellvertretend für Anleger, welche erst in einer späten Phase einer Hausse aufspringen und bei der erst besten sich bietenden Gelegenheit wieder aussteigen.
Gefahren sieht der Stratege von der amerikanischen Leitbörse ausgehen. Diese habe sich in den letzten Wochen nicht von den Problemen in Europa beeindrucken lassen. Solange der viel beachtet S&P-500-Index in New York nicht unter die Schlüsselzone von 2040 bis 2050 Punkten fällt, macht der Experte an den europäischen Aktienmärkten ein verbleibendes Rückschlagspotenzial von höchstens 3 bis 4 Prozent aus. Da aus der amerikanischen Wirtschaft schon seit Wochen wieder erfreulichere Nachrichten eintreffen und die US-Notenbank bei der ersten Leitzinserhöhung weiterhin zögert, will man bei Kepler Cheuvreux jedoch nicht so recht an einen Rücksetzer der dortigen Leitbörse glauben.
Es überrascht deshalb nicht, dass der Anlagekundschaft gerademal zu einer Barmittelquote von 2 Prozent geraten wird. Favorisiert werden die mit "Overweight" eingestuften Aktien aus Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Schweden. Keinen Gefallen findet der Experte an jenen aus der Schweiz, Grossbritannien und Dänemark. Diese drei Börsen werden in der Folge mit "Underweight" eingestuft.
Wäre Griechenland nicht, würden in der Finanzpresse vermutlich andere Faktoren für den jüngsten Börsenrücksetzer verantwortlich gemacht. Dass sich die Hausse in einer weit fortgeschrittenen Phase befindet, bleibt eine Tatsache. Kritisch wird es aber erst dann, wenn nicht nur die "schwachen" sondern auch die vermeintlich "starken Hände" bei den Aktien als Verkäufer in Erscheinung treten. Selbst wenn das Handelsgeschehen deutlich selektiver geworden ist: Noch wird mir an schwächeren Tagen von gezielten Käufen "starker Hände" berichtet - pourvu que ça dure.
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Als die Schweizerische Nationalbank (SNB) Mitte Januar überraschend den Mindestkurs gegen den Euro aufgab, brach eine Ausverkaufswelle über den Schweizer Aktienmarkt herein. Diese bescherte der Börsenbetreiberin SIX genauso wie den Banken eine Belebung der bis dahin eher lustlosen Kundenaktivitäten.
Zwar zeigen die offiziellen Statistiken nach einem starken Anschwellen im Januar eine Verlangsamung bei den Handelsvolumina. Allerdings brauchen diese den Vergleich zum Vorjahr nicht zu fürchten.
Einem Kommentar der MainFirst Bank entnehme ich, dass die indexierten Volumina im Mai um 3 Prozent tiefer als im Vormonat ausgefallen sind. Im Jahresvergleich resultiert dem Autor zufolge aber noch immer ein Plus von 19 Prozent. Die Handelsaktivitäten der ersten fünf Monate liegen sogar um 31 Prozent über dem Vorjahr.
Der bankeigene Indikator für Kundenaktivitäten lag im Mai bei 84 Punkten und damit sogar geringfügig über dem Durchschnitt von 78 Zählern während des ersten Quartals. Jener für die Bruttomarge fiel im vergangenen Monat sogar nur um 4 auf 82 Punkte. Diesbezüglich gibt der Experte den Durchschnitt der ersten drei Monate mit 81 Zählern an.
Was das Börsenumfeld anbetrifft, so hat sich dieses für unsere Schweizer Banken seit Mitte Januar deutlich aufgehellt. Bei der MainFirst Bank werden vor allem die allesamt mit „Outperform“ empfohlenen Aktien von Vontobel (Kursziel 47 Franken), EFG International (Kursziel 15 Franken), Leonteq (Kursziel 190 Franken) und Swissquote (Kursziel 34 Franken) zu den Gewinnern der Belebung bei den Kundenaktivitäten gezählt.
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