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Die Aktionäre der Zurich Insurance Group dürfen sich freuen: Innerhalb kürzester Zeit hat Konzernchef Mario Greco seinen Arbeitgeber wieder auf Kurs gebracht.

Als Greco vor vier Wochen der Weltöffentlichkeit das Jahresergebnis präsentierte, wartete er nicht nur mit der ersten Dividendenerhöhung seit sieben Jahren, sondern auch gleich noch mit einem kleinen Aktienrückkaufprogramm auf. Letzteres soll den Verwässerungseffekt des Mitarbeiterbeteiligungsprogramms auffangen.

Mit einer Rendite von 5,7 Prozent - das Aktienrückkaufprogramm noch nicht aufgerechnet - führen die Valoren der Zurich Insurance Group die Liste der dividendenstärksten Aktien aus dem Swiss Market Index (SMI) unangefochten an (siehe "Spannende Fakten rund um die Dividende" von gestern).

Für Michael Haid von der Commerzbank steht fest: Die Dividendenerhöhung trägt nicht nur den Verbesserungen im Tagesgeschäft Rechnung, sie zeugt auch von Zuversicht ins zukünftige Ertragspotenzial der Versicherungsgruppe.

In Anbetracht von so viel Zuversicht hält der Analyst seine vor etwas mehr als einem Jahr ausgesprochene Verkaufsempfehlung nicht mehr für angemessen. Er stuft die Aktien der Zurich Insurance Group mit einem neu 330 (zuvor 310) Franken lautenden Kursziel von "Reduce" auf "Hold" herauf.

Die Zurich-Aktien machen ihre Kursscharte wieder wett (Quelle: www.cash.ch)

Erst vor wenigen Wochen nahm schon sein Berufskollege vom Bankhaus Lampe die Verkaufsempfehlung zurück.

Ich bin gespannt, ob und wann auch der für Bernstein Research tätige Thomas Seidl kapituliert. Er warnt seit einer gefühlten Ewigkeit vor zu dünnen Reserven und stuft die Valoren in Erwartung schmerzhafter Nachreservierungen mit "Underperform" ein.

Die Gefahr solcher Nachreservierungen dürfte bei der Zurich Insurance Group heute ungleich kleiner sein als noch vor zwei Jahren. Dementsprechend nachhaltig scheint mir die Ausschüttungspolitik - das eigentliche Hauptargument für die Aktien.

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Gestern wartete der Backwarenhersteller Aryzta mit dem Halbjahresergebnis auf. Nach der einschneidenden Gewinnwarnung vom Januar blieben grössere Überraschungen aus.

Das Interesse galt denn auch weniger dem Zahlenkranz, als der Verschuldung. In der Medienmitteilung wartete das Unternehmen zuerst mal mit einer positiven Nachricht auf: Die Refinanzierung ist endlich unter Dach und Fach.

Wo Licht ist, ist für gewöhnlich auch Schatten. Und davon eine ganze Menge, wie der für Vontobel tätige Jean-Philippe Bertschy in einem Kommentar festhält. Nicht nur die Nettoverschuldung, auch ihr Verhältnis zum operativen Gewinn (EBITDA) liegt mit 4,21 etwas höher als von ihm prognostiziert. Ohne die Aufpolierung der Bilanz im Zusammenhang mit der amerikanischen Unternehmenssteuerreform wäre das Verhältnis mit 4,53 dem in den Kreditvereinbarungen genannten Schwellenwert von 4,75 gefährlich nahe gekommen.

Die Aktien von Aryzta notieren auf dem tiefsten Stand seit mehr als 10 Jahren (Quelle: www.cash.ch)

Zudem stösst sich Bertschy am stark rückläufigen freien Cash Flow. Denn obwohl die Investitionen um 30 Prozent zusammengestrichen worden seien, sei der freie Cash Flow im Jahresvergleich von 136 auf 31 Millionen Euro geschmolzen, so schreibt der Analyst.

Findet Aryzta einen Käufer für die Picard-Beteiligung - sie kostete den Backwarenhersteller vor drei Jahren noch 447 Millionen Euro - kann eine Verletzung des Schwellenwerts aus den Kreditvereinbarungen Bertschy zufolge noch einmal abgewendet werden. Er empfiehlt die Aktien allerdings weiterhin mit "Reduce" und einem Kursziel von 20 Franken zum Verkauf.

Gut möglich, dass die Valoren zuletzt übertrieben stark unter die Räder gekommen sind. Dennoch verlieren sie erst dann ihren spekulativen Charakter, wenn der Backwarenhersteller in den sauren Apfel einer Kapitalerhöhung beisst.

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