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Noch knapp vier Wochen, dann wird das erste Spiel der diesjährigen Fussball-Weltmeisterschaft angepfiffen. Obschon der brasilianischen Seleção nicht zuletzt dank des Heimvorteils die besseren Chancen auf einen Sieg eingeräumt werden, ist die kroatische Nationalmannschaft immer wieder für Überraschungen gut.

Ein Sieger steht allerdings schon heute fest: Dufry. Der Betreiber von Zollfreiverkaufsstellen an Flughäfen erzielt gut 40 Prozent des Jahresumsatzes in Südamerika und davon gut einen Drittel in Brasilien. Wenn ein Schweizer Unternehmen von der Fussball-Weltmeisterschaft profitieren kann, dann Dufry.

Dennoch konnten sich die Aktien des Börsenlieblings in den letzten Wochen alles andere als in Szene setzen. Zum einen wurde das Handelsgeschehen von den Turbulenzen in den Schwellenländern überschattet, zum anderen aber auch von einem wenig inspirierenden Zahlenkranz für das erste Quartal.

Eine einigermassen plausible Erklärung liefert ein Kommentar der UBS Investmentbank. Darin befürchtet der Verfasser, dass die Zunahme bei der internationalen Reisetätigkeit durch eine geringere Reisetätigkeit der heimischen Bevölkerung wettgemacht werden könnte. Immerhin sei diese bei Dufry für geschätzte 70 Prozent des Jahresumsatzes in Brasilien verantwortlich.

Durch die Fussball-Weltmeisterschaft und die olympischen Sommerspiele von 2016 sei mit einem weiteren Ausbau der brasilianischen Flughafeninfrastruktur zu rechnen. Für Anbieter wie Dufry sei die dadurch steigende Verkaufsfläche mittelfristig ein wichtiger Wachstumstreiber. Sollte sich die Weltmeisterschaft als Erfolg erweisen, könne Brasilien zu einer beliebten Reisedestination werden. Auch das spreche für die mit einem 12-Monats-Kursziel von 160 Franken empfohlenen Aktien von Dufry, so der Experte.

An dieser Stelle sei gesagt, dass die Papiere des Betreibers von Zollfreiverkaufsstellen an Flughäfen mittlerweile stolz bewertet sind. Das sind viele andere Schweizer Aktien mit deutlich verhalteneren Wachstumsaussichten allerdings auch.

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Seit gestern ist bekannt, dass der Anbieter MSCI seine viel beachteten Aktienindizes auf Ende Monat grundlegenden Anpassungen unterzieht. Die Umstellungen betreffen auch die einen oder anderen hierzulande gehandelten Aktien, wenn auch nur am Rande.

Insgesamt lassen die Anpassungen für den Schweizer Aktienmarkt einen Kapitalabfluss von umgerechnet gut 42 Millionen Franken erwarten, was vernachlässigbar ist.

Nicht so bei den Namenaktien von Adecco, bei welchen die Gewichtung in den Indizes steigt. Auf Berechnungen von MSCI abgestützt werden indexorientierte Marktteilnehmer zum Kauf von 1,06 Millionen Titel im Gegenwert von rund 78 Millionen Franken gezwungen. Das entspricht 1,2 durchschnittlichen Tagesvolumen.

Bei den Valoren von Roche und Novartis müssen sie sich hingegen von Titeln im Gesamtwert von gut 58 Millionen Franken trennen. Es darf davon ausgegangen werden, dass der Markt diese Verkäufe problemlos wegstecken kann. Dasselbe ist bei Nestlé zu erwarten. Beim Westschweizer Nahrungsmittelhersteller müssen sich indexorientierte Marktteilnehmer bis Ende Monat von Aktien im Gegenwert von 36 Millionen Franken trennen.

Wenn es hierzulande einen Gewinner der Umstellungen gibt, dann sind dies die Aktien von Adecco. Für gewöhnlich sind indexbedingte Kursverschiebungen jedoch nicht von Nachhaltigkeit geprägt.

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Das letzte Wort im Übernahmekampf um den französischen Industriekonzern Alstom ist zwar noch nicht gesprochen. Dennoch sieht alles danach aus, als wenn Siemens dem Rivalen General Electric unterliegen könnte.

Darf man Marktspekulationen Glauben schenken, dann haben die Deutschen für diesen Fall aber bereits einen "Plan B" in der Schublade. Einen solchen braucht auch ABB. Probleme im Energietechnikbereich bescheren dem in Zürich beheimateten Unternehmen eine Ergebnisenttäuschung nach der anderen und stellen die Geduld der Aktionäre auf eine harte Probe.

In einem Kommentar macht sich der für die Investmentbank tätige Verfasser deshalb für einen strategischen Befreiungsschlag stark. ABB solle das Sorgenkind Energietechnik mit den ähnlich ausgerichteten Geschäftsaktivitäten von Siemens verschmelzen und in ein eigenständiges Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 10 Milliarden Euro einbringen, so lautet die Forderung des Experten. Seinen Berechnungen zufolge sollten die offiziell mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 21 Franken eingestuften Aktien von ABB in der Folge in die Region von 23 Franken vorstossen.

Auch wenn es die Firmenverantwortlichen von ABB nicht gerne hören werden: Unter den Aktionären hat die Unzufriedenheit mit der derzeitigen Konzernstruktur zuletzt spürbar zugenommen. Noch ist der Druck aufgrund des stark fragmentierten Aktionariats nicht gross genug. Spätestens wenn die Karten im europäischen Strominfrastrukturgeschäft mit einer Übernahme von Alstom durch General Electric neu gemischt werden, müssen die Firmenverantwortlichen über die Bücher gehen. Oder um es aus Sicht der Aktionäre zu sagen: Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende.