Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.
+++
Unser Schweizer Aktienmarkt fristet auch in den ersten Januar-Tagen wieder ein Mauerblümchen-Dasein. Einmal mehr erweisen sich insbesondere die Valoren von Nestlé, Roche und Novartis als ein Bremsklotz. Gemeinsam sind sie für fast die Hälfte der Börsenkapitalisierung verantwortlich.
In einem viel gelesenen Anlegerbrief aus Deutschland – in hiesigen Börsenkreisen auch als «Düsseldorfer» bekannt - brechen die Autoren nun ausgerechnet eine Lanze für Aktien aus der Schweiz. Sie heben einerseits die hohen Investitionen vieler Unternehmen in die Forschung und Entwicklung hervor, loben andererseits aber auch die soliden Bilanzen.
Ihre Schlüsselbotschaft: Da die Schweiz in Europa ein Einzelfall bleibe, spiele sie als Investmentland für Privatanleger im laufenden Jahr eine speziell wichtige Rolle. Ihres Erachtens sollten deshalb 20 bis 25 Prozent eines Portefeuilles in Qualitätsaktien aus der Schweiz investiert sein. Ihnen scheinen es vor allem die Valoren von Nestlé, ABB und Roche angetan zu haben.
Bilanz des SMI mit Dividenden-Korrektur (SMIC) in den letzten 12 Monaten (Quelle: www.cash.ch)
Der besagte Anlegerbrief und seine Aktienempfehlungen waren in den letzten Jahren immer mal wieder «zu Gast» in meiner Kolumne, liessen sich die Autoren doch mehrfach zu verwirrenden, wenn nicht sogar zu wenig fundierten Aussagen hinreissen. Ich versuchte dann meist für Klarheit zu sorgen.
Ganz ohne solche Aussagen geht es übrigens auch diesmal nicht. So schreiben die Autoren etwa, dass 75 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer umfangreich in Aktien investiert seien – und dies vornehmlich in solche aus der Heimat.
Dass hierzulande ein grösserer Bevölkerungsanteil in Aktien investiert ist als bei unseren nördlichen Nachbarn, ist kein Geheimnis. Dennoch erscheint mir der Anteil von 75 Prozent etwas gar hoch – selbst wenn man die Aktieninvestments der AHV und der beruflichen Vorsorge mitrechnet. Mir bekannte Umfragen lassen darauf schliessen, dass hierzulande gut jeder Vierte in Aktien investiert ist.
Nichtsdestotrotz freut es mich natürlich, wenn der Schweizer Aktienmarkt bei den Autoren des deutschen Anlegerbriefs so hoch im Kurs steht. Selber bleibe ich dabei: Wir befinden uns an den Finanzmärkten mal wieder in einer Ära, in welcher Aktien aus der Schweiz völlig zu Unrecht vernachlässigt werden.
+++
Am Freitag gab es bei uns am Schweizer Aktienmarkt ein dominierendes Thema: Die Kaufempfehlung von BNP Paribas für die Aktien der UBS. Das mag auch daran gelegen haben, dass sich die Nachrichtenlage am ersten Handelstag des neuen Jahres von einer ungewohnt dünnen Seite her zeigte.
In einer 23 Seiten starken Unternehmensstudie stuft der Autor Jeremy Sigee die Valoren der grössten Schweizer Bank mit einem überarbeiteten Kursziel von 35 (zuvor 27,50) Franken von «Neutral» auf «Outperform» herauf. Er begründet seine wiedergewonnene Zuversicht damit, dass sich die Angst vor strengeren Eigenmittelanforderungen und möglichen Folgen für die künftige Ausschüttungspolitik als übertrieben erweisen könnten. Vielmehr sieht der Analyst die Grossbank strengeren Anforderungen in der Heimat mittels einer Freisetzung von Eigenkapital bei den ausländischen Töchtern begegnen.
Die UBS-Aktien lagen zuletzt gut im Markt (Quelle: www.cash.ch)
Zudem rechnet er im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des letztjährigen Ergebnisses vom 4. Februar mit steigenden Aktienkursen, dürfte sich zwei Jahre nach der Credit-Suisse-Rettung doch langsam aber sicher die wahre Ertragskraft der neuen UBS zeigen. Dass sich von seinem Bewertungsmodell für die Grossbank ein deutlich höheres Kursziel ableiten lässt, ist nicht zuletzt auch eine Folge technischer Anpassungen. So geht Sigee neuerdings etwa von tieferen Eigenkapitalkosten als bisher aus.
An diese Stelle sei erwähnt, dass derselbe Analyst die Aktien der Grossbank erst im April von «Outperform» auf «Neutral» heruntergestuft und sein Kursziel auf 27 Franken gekürzt hatte. Kurz zuvor war der Öffentlichkeit in Bundesbern ein langer Massnahmenplan vorgestellt worden. Der Analyst schrieb damals wortwörtlich: «Die Aussagen der Vorsteherin des Eidgenössischen Finanzdepartements, wonach der UBS künftig bis zu 25 Milliarden Dollar an zusätzlichem Eigenkapital abverlangt werden könnte, wirken ernst und entschlossen. Das wiederum geht nicht ohne einschneidende Folgen für die Kapitalrückführungspläne der Grossbank einher.».
Wurden zum Zeitpunkt der Herunterstufung Kurse um die 25 Franken bezahlt, kosteten die Aktien unmittelbar vor der Heraufstufung vom Freitag mit 28 Franken einiges mehr...
Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar. |