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Gestern Donnerstag spielten sich am Schweizer Aktienmarkt teils dramatische Szenen ab. Nach einer Umsatzwarnung des amerikanischen Kultunternehmens Apple traten mächtige ausländische Grossinvestoren auch bei den Schweizer Technologieaktien als Verkäufer in Erscheinung. Dem konnten die hiesigen Marktakteure nicht entgegenhalten. Sie wurden regelrecht "überrannt".

Besonders arg erwischte es AMS, sind die Amerikaner beim Sensorenhersteller aus Unterpremstätten Schätzungen zufolge doch für die Hälfte des Jahresumsatzes verantwortlich. Die einst bei Anlegern sehr beliebten Aktien gingen um 23 Prozent tiefer bei 18,10 Franken aus dem Handel. Das entspricht dem tiefsten Stand seit über fünf Jahren.

Doch auch Technologieaktien ausserhalb der Wertschöpfungskette von Apple gerieten am ersten Handelstag des neuen Jahres unter die Räder. So büsste U-blox als einziger reiner Schweizer Vertreter des Internets-der-Dinge 7,5 Prozent auf 73 Franken ein.

Zumindest bei den Leerverkäufern dürfte die Freude darüber gross sein. Wie Erhebungen der Beratungsfirma IHS Markit verraten, laufen grosse Wetten gegen die beiden Unternehmen. Bei AMS wurde Ende Dezember mit jeder fünften Aktie auf rückläufige Kurse spekuliert, bei U-blox immerhin mit gut jeder Siebten.

Getreu dem Motto "des einen Freud', des anderen Leid", dürfte sich die Begeisterung der Aktionäre vermutlich in Grenzen halten. Das gilt insbesondere für diejenigen unter ihnen, die in der Nähe der Höchstkurse eingestiegen sind – beispielsweise, als der Technologieanalyst von Helvea die Aktien von AMS im Februar letzten Jahres mit einem Kursziel von 130 Franken von "Hold" auf "Buy" heraufstufte. Damals wurden noch Kurse zwischen 85 und 90 Franken bezahlt.

Die Aktien von AMS (rot) und U-blox (grün) bescherten Anlegern in den letzten 12 Monaten herbe Kursverluste (Quelle: www.cash.ch)

Viel Geld verlor auch, wer sich gut ein halbes Jahr zuvor von der Heraufstufung von "Hold" auf "Buy" für die Aktien von U-blox durch denselben Analysten zum Einstieg verleiten liess.

Beide Unternehmen blieben den auch so gefeierten Wachstumsaussichten vieles schuldig, weshalb sich der Technologieanalyst kontinuierlich zu Abwärtsrevisionen gezwungen sah - wobei er sich in guter Gesellschaft bewegte. Auch bei anderen Berufskollegen kam der dicke Rotstift zum Einsatz. Zuletzt lautete das Kursziel für die Aktien von AMS noch 42 Franken, jenes für die Papiere von U-blox immerhin noch 120 Franken.

Anders als bei anderen Banken zieht man sich bei Helvea nun elegant aus der Verantwortung indem man die Mitverfolgung zahlreicher Unternehmen aus der Technologieindustrie an die Partnerfirma Alpha Value "auslagert". Ich wäre nicht überrascht, würde im Rahmen dieser Auslagerung auch gleich eine Neubeurteilung vorgenommen - sprich: Würden die Aktien nicht länger zum Kauf empfohlen.

Ob der Technologieanalyst seinen bisherigen Arbeitgeber verlässt, zu Alpha Value wechselt oder bleibt ist nicht bekannt. Ich würde mir jedenfalls wünschen, würden er und viele seiner Kollegen bei ihren Aktienempfehlungen zukünftig etwas mehr Weitsicht beweisen.

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Wenn sich da mal jemand nicht gehörig verkalkuliert hat: Zum ersten Mal seit Einführung des Verkaufsschlagers iPhone sah sich das amerikanische Kultunternehmen Apple zu einer einschneidenden Umsatzwarnung gezwungen.

Vordergründig wurde der Politik - insbesondere dem Handelsstreit zwischen Washington und Peking - die Schuld für das schleppend laufende Weihnachtsgeschäft in die Schuhe geschoben. Doch der Grund für die Absatzschwäche im Schlüsselmarkt China könnte tiefer liegen, ist die neuste Generation des legendären Smartphones den dortigen Konsumenten doch schlichtweg zu teuer.

Während sich die meisten Beobachter zumindest vom Ausmass der Umsatzwarnung überrascht zeigten, überarbeitete der Technologieanalyst der Citigroup seine Absatzprognosen für die neusten iPhone-Modelle schon Tage zuvor. Jene für die iPhones XR und XS strich er um 20 Prozent, jene für das iPhone XS Max sogar um 48 Prozent zusammen.

Die Aktien von Apple (rot) im 12-Monats-Vergleich mit jenen von AMS (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Man könnte durchaus den Eindruck bekommen, die amerikanische Investmentbank habe von der Umsatzwarnung gewusst, hätte es entlang der Wertschöpfungskette von Apple nicht schon Wochen zuvor konkrete Anhaltspunkte für ein enttäuschendes Weihnachtsgeschäft gegeben.

Anders als beim Grosskunden Apple nehmen die Aktien hiesiger Zulieferer wie SFS Group oder AMS bereits vieles vorweg.

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