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Ende März schien die Welt der Aktionäre von Holcim in bester Ordnung. Alleine schon die Absicht des in Jona beheimateten Zementkonzerns, sich mit dem französischen Rivalen Lafarge zusammenzuschliessen, liess die Namenaktien vorübergehend um gut 14 Prozent nach oben springen.

Darf man gut informierten Kreisen Glauben schenken, dann waren damals panikartige Eindeckungstransaktionen für das zweitägige Kursfeuerwerk verantwortlich. Namhafte Baissiers seien vom geplanten Zusammenschluss des Weltmarktführers mit der weltweiten Nummer zwei eiskalt auf dem falschen Fuss erwischt worden, so wird auch heute noch behauptet.

Die anfängliche Euphorie musste mittlerweile jedoch einer sehr viel nüchterneren Betrachtungsweise weichen. Spätestens die beiden in der zweiten Juli-Hälfte veröffentlichten Zahlenkränze lassen die Vermutung zu, dass es sich bei den Hochzeitsplänen gar um eine Zwangsheirat handeln könnte. Und auch die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden ist den beiden führenden Zementherstellern alles andere als gewiss oder zumindest an strenge Vorgaben gebunden.

Das alles würde auch erklären, weshalb Holcim seit Anfang April mehr als drei Milliarden Franken an Börsenkapitalisierung eingebüsst hat und jetzt wieder auf dem Stand vor der Ankündigung des Zusammenschlusses mit Lafarge notiert.

Mit Ausnahme einer umfassenden Unternehmensstudie aus dem Hause MainFirst Bank wartete man bislang vergebens auf verteidigende Kommentare aus dem Analystenlager. Diese Studie hat es allerdings in sich, bricht der Verfasser darin doch eine Lanze für die mit "Outperform" und einem Kursziel von 82 Franken empfohlenen Holcim-Aktien.

Das neu aus dem geplanten Zusammenschluss hervorgehende Unternehmen bewertet der Experte bis Ende 2017 auf 103 Franken je Aktie. In diese Berechnung lässt er weder Umsatzsynergien, noch übertrieben hohe Annahmen für die zum Verkauf stehenden Geschäftsaktivitäten einfliessen. Das Ergebnis entspreche weniger als dem Sechsfachen EBITDA und einer Dividendenrendite von gut 4 Prozent, was für einen Weltmarktführer äusserst attraktiv sei.

Da Holcim fundamental besser als Lafarge aufgestellt ist, rät der Studienverfasser der eigenen Anlagekundschaft, sich über die Aktien des Schweizer Partnerunternehmens am neu entstehenden Zementkoloss zu engagieren. Bei den Papieren von Lafarge würden risikofreudige Anleger hingegen mit einem Abschlag von 5 Prozent zur rechnerischen Parität entschädigt, so schreibt er weiter.

An dieser Stelle sei gesagt, dass die Gewinnschätzungen der MainFirst Bank für die nächsten Jahre teilweise deutlich unter den jeweiligen Konsensschätzungen liegen. Der vom Experten auf 103 Franken bezifferte faire Wert bis Ende 2017 sollte damit selbst im Falle erneuter Abwärtsrevisionen durch andere Berufskollegen ziemlich realistisch sein.

Nicht zuletzt auch in Erwartung einer substanziellen Nachfragebelebung in Schlüsselmärkten wie Indien halte ich an meiner positiven Einschätzung der Aktien von Holcim fest. Die Papiere bleiben ein wichtiger Bestandteil meiner Ende Dezember kommunizierten Schweizer Aktienfavoriten.

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In den Namenaktien von Nobel Biocare tobt schon seit Tagen ein erbitterter Kampf zwischen Haussiers und Baissiers. Für Wasser auf die Mühlen letzterer sorgt der gestrige Zahlenkranz von Straumann, welcher Zweifel am Erfolg der Premiumstrategie weckt.

Es erstaunt deshalb nicht, dass mir Händler heute von grösseren Umschichtungen aus den Papieren von Nobel Biocare in jene des erklärten Erzrivalen berichten.

Öl ins Feuer giesst der für Jefferies tätige Medizinaltechnikanalyst. In einer Unternehmensstudie erhöht er das Kursziel zwar auf 13,50 (12,60) Franken. Das Anlageurteil nimmt der Experte allerdings von "Hold" auf "Underperform" zurück, was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt.

Nobel Biocare habe es verpasst, das Geschäftsmodell an die grundlegenden Veränderungen in der Dentalimplantateindustrie anzupassen. Deshalb werde der Mitbewerber Straumann dem Unternehmen in Zukunft wohl Marktanteile streitig machen. Das gelte insbesondere für die USA. Dort müsse kommenden Frühling ein Vertrag mit einem Schlüsselkunden neu ausgehandelt werden.

In seiner Studie spricht der Experte auch die schon seit zwei Jahren stark rückläufigen Ausgaben für Marketing und Vertrieb an. Dieser Rückgang berge aufgrund des weiterhin auf das Premiumsegment ausgerichteten Geschäftsmodells gewisse Risiken. Alleine schon die nur leichte Erhöhung der diesjährigen Zielsetzungen lasse Zweifel an der Nachhaltigkeit der Kosteneinsparungen aufkommen.

Das derzeitige Kurs- und Bewertungsniveau nehme eine Übernahme von Nobel Biocare mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent vorweg. Er schliesse eine solche nicht aus, schätze die Wahrscheinlichkeit jedoch als geringer ein, so der Experte.

In Anbetracht der Anstrengungen des Premiumimplantateherstellers, sich ins Ausland zu verkaufen, halte ich die Verkaufsempfehlung von Jefferies für mutig. Bleibt für die Aktionäre bloss zu hoffen, dass der Experte mit seiner Befürchtung falsch liegt und das Unternehmen bald einen konkreten Erfolg verbuchen kann. Denn Straumann fällt als Interessent für Nobel Biocare jedenfalls schon mal weg.