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Als die Bank Vontobel kürzlich ihre 15 Schweizer Aktienfavoriten für 2023 kürte, waren die dividendenstarken Valoren von Zurich Insurance nicht darunter. Mit reichlich Verspätung meldet sich nun Analyst Simon Fössmeier zu Wort, und erklärt, weshalb es die Versicherungsgruppe und ihre Aktien nicht auf die nächstjährige Favoritenliste geschafft haben.
Wie er unmissverständlich klar macht, dreht sich dabei alles um die überzogen hohe Bewertung. Ihm ist vor allem der Aufschlag von mehr als 30 Prozent beim Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2024 ein Dorn im Auge. Schwachstellen in der Investmentthese findet Fössmeier hingegen nicht. Und auch die Dividendenrendite in Höhe von 6 Prozent erachtet der Analyst eigentlich als attraktiv, wenn auch nicht als eben ungewöhnlich.
Kursentwicklung der Zurich-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Apropos Dividende: Im Zuge höherer Dividendenerwartungen und unter Berücksichtigung seiner neuen Schätzungen für die kommenden Jahre errechnet er neuerdings ein Kursziel von 512 (zuvor 489) Franken. Doch obwohl Fössmeier die Zurich-Aktien als ein "Kerninvestment" eines jeden Schweizer Aktienportefeuilles bezeichnet, stuft er diese weiterhin bloss mit "Hold" ein – eben der vergleichsweise hohen Bewertung wegen. Trotzdem kommt das Ganze einer verkappten Kaufempfehlung gleich.
Wird das Dividendenwachstum bei der diesjährigen SMI-Gewinneraktie völlig unterschätzt? |
Keine zwei Wochen ist es her, dass mit Michael Huttner von der Berenberg Bank ein Veteran unter den Versicherungsanalysten Klartext sprach. In einem Kommentar verlieh er seiner Kaufempfehlung sowie dem Kursziel von etwas mehr als 522 Franken noch einmal Nachdruck. Auf Basis der erst kürzlich kommunizierten neuen Mittelfristziele rechne er bei der Versicherungsgruppe mit einer Beschleunigung des Dividendenwachstums, wie er damals festhielt. Ihm scheint es insbesondere der Inhalt auf Seite 60 der Präsentationsunterlagen für den diesjährigen Investorentag angetan zu haben, kommt er darauf abgestützt doch sogar auf eine mögliche Dividende in Höhe von 35 Dollar je Aktie für das Jahr 2025. Zum Vergleich: Sein Kollege bei Vontobel geht nur von umgerechnet 32 Dollar aus.
Die Aktien von Zurich Insurance werden auch 2023 ein fester Bestandteil meiner Schweizer Aktienfavoriten bleiben, soviel kann ich schon mal vorwegschicken.
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In den letzten Jahren standen die Aktien von Lonza regelmässig weit oben auf der SMI-Gewinnerliste. Nicht so im laufenden Jahr: Mit einem Minus von fast 40 Prozent seit Januar zählt das Vorzeigeunternehmen aus Basel zu den diesjährigen Börsenschlusslichtern. Nur die Valoren von Partners Group und Credit Suisse schneiden noch schlechter ab.
Vergangene Woche wurde der Pharmazulieferer für eine einschneidende Reduktion der Finanzziele durch den deutlich kleineren Rivalen Euroapi in Sippenhaft genommen, nachdem dieser in Budapest die Herstellung von Prostaglandin aussetzen musste. Obwohl es sich durchaus auch um firmenspezifische Gründe handeln könnte, reagierte die Börse ziemlich unterkühlt.
Auch die Nachricht, dass Biontech gemeinsam mit Branchenprimus Pfizer eine Gegenklage gegen den Lonza-Partner Moderna eingereicht hat und eine Abweisung der Klage von Moderna sowie die Ungültigerklärung der Moderna-Patente für den Covid-19-Impfstoff verlangen, sorgte für Verunsicherung. Ausgang ungewiss.
Die Lonza-Aktien sind in die Nähe ihrer Jahrestiefstkurse zurückgefallen (Quelle: www.cash.ch)
Mit an Bord war bis zuletzt auch die Credit Suisse mit einer kurzfristigen Kaufempfehlung für die Valoren von Lonza mit einem Kursziel von 550 Franken. Die Empfehlung aus den Handelsräumen der Grossbank geht auf Anfang Oktober zurück, als die Aktien noch um die 500 Franken kosteten. Nun wurde sie bei 460 Franken etwas gar unglücklich darauf ausgestoppt.
An dieser Stelle sei gesagt, dass die Aktien bei der Credit Suisse offiziell wie bis anhin mit "Outperform" angepriesen werden. Das Kursziel lautet mittlerweile noch 580 (zuvor 700) Franken, nachdem Analyst Matthew Weston seine Gewinnschätzungen um bis zu 8 Prozent nach unten angepasst hat. Seine neuen Annahmen liegen um durchschnittlich 10 Prozent unter jenen seiner Berufskollegen. Letztere dürften bei ihren Schätzungen folglich noch Anpassungsbedarf haben...