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Heute vor zwei Wochen sprach die UBS eine Kaufempfehlung für die Aktien von Georg Fischer aus – und zündete damit ein Kursfeuerwerk. Die Vorlage hierzu lieferten in den Tagen zuvor Vontobel bei den Valoren des Vermögensverwalters VZ Holding und Helvea bei jenen von Huber + Suhner.

Dabei bedienten sich die drei Banken ein und demselben Rezept: Man nehme eine im Kurs zurückgebliebene Aktie und hauche ihnen mit einer aggressiven Kaufempfehlung neues Leben ein. Je enger der Markt und je höher das Kursziel, desto grösser das Kursfeuerwerk (siehe "Den Letzten beissen die Hunde" vom 23. Mai).

In den vergangenen 48 Stunden übernahmen mit Goldman Sachs und der Credit Suisse zwei weitere Banken dieses eigentlich ziemlich simple Rezept:

Mit u-blox stufte gestern die Credit Suisse die Aktien eines seit nunmehr drei Jahren vernachlässigten Halbleiterherstellers von "Neutral" auf "Outperform" herauf. Seither veranschlagt die Grossbank ein Kursziel von 227 (zuvor 190) Franken für den einzigen reinen Schweizer Vertreter des "Internets der Dinge".

Die Kursreaktion liess nicht lange auf sich warten. Nachdem die für ihren engen Markt bekannten Valoren bereits tags zuvor fast 4 Prozent höher aus dem Handel gingen, schoss ihr Kurs gestern um weitere 8 Prozent nach oben. Wechseln an gewöhnlichen Tagen um die 16'000 Titel die Hand, waren es in den letzten zwei Tagen jeweils fast 120'000.

Mit einer Kaufempfehlung durch Goldman Sachs im Rücken ging es auch für die Partizipationsscheine von Schindler kräftig nach oben. Bei Börsenschluss resultierte immerhin ein Kursplus von 4 Prozent.

Kurssprung bei den Valoren von U-blox (rot) und Schindler (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Die vermutlich mächtigste Investmentbank der Welt hält die Angst vor einem intensiveren Wettbewerb und steigenden Rohmaterialkosten genauso für fehl am Platz wie die jüngsten Zweifel an der Nachhaltigkeit der Nachfrage nach Aufzügen in China.

Goldman Sachs zufolge könnte Schindler die Belegschaft um bis zu 20 Prozent reduzieren und dadurch bei der operativen Marge zu anderen Rivalen wie Kone aufschliessen. Die amerikanische Investmentbank erhofft sich in diesem Zusammenhang zusätzlichen finanziellen Spielraum für neue Aktienrückkäufe. Mit anderen Worten: Der Hersteller von Aufzügen und Rolltreppen soll Personal entlassen, um eigene Aktien zurückkaufen zu können.

Mit diesen Planspielen rechtfertigt Goldman Sachs auch die Erhöhung des Kursziels auf 252 (zuvor 229) Franken.

Trittbrettfahrer seien allerdings gewarnt: Der enge Markt kann bei den betroffenen Aktien in beide Richtungen "kurstreibend" sein. Nicht selten gilt hier die Devise: Den Letzten beissen die Hunde.

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Der Schulterschluss von Holcim und Lafarge zum Weltmarktführer LafargeHolcim bleibt den Erwartungen auch vier Jahre nach dessen Bekanntgabe vieles schuldig.

Das gilt insbesondere für die Aktienkursentwicklung. War seinerzeit grossspurig von einem Aktienkurs von 100 oder mehr Franken die Rede, gibt man sich heute ziemlich kleinlaut.

Erst im November letzten Jahres versuchte der einstige Lafarge-Grossaktionär Nassef Sawiris den Valoren mit einer Derivatwette neues Leben einzuhauchen (siehe "Mysteriöse Wette eines LafargeHolcim-Ankeraktionärs" vom 21. November).

Wie heute einer Beteiligungsmeldung an die Schweizer Börse SIX entnommen werden kann, stand die Derivatwette des Bruders des bekannten Andermatt-Investors Samih Sawiris allerdings unter keinem guten Stern.

Ziemlich ernüchternde Kursentwicklung der LafargeHolcim-Aktien über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Die Beteiligungsreduktion von 5,8 auf 4,99 Prozent lässt darauf schliessen, dass die im November erworbenen Derivate wertlos verfallen sind. Ob und wieviel Geld Nassef Sawiris damit in den Sand setzte, darüber lässt sich bestenfalls spekulieren.

Sawiris dürfte mit seinem Ärger über die Aktienkursentwicklung bei LafargeHolcim in guter Gesellschaft sein. Grösster Aktionär bleibt Thomas Schmidheiny mit knapp 12 Prozent, gefolgt von der Groupe Bruxelles Lambert mit 9,4 Prozent und dem Substanzinvestor Harris Associates mit rund 5 Prozent.

Rückblickend müssen sich die einstigen Entscheidungsträger bei Holcim den Vorwurf gefallen lassen, von den Franzosen über den Tisch gezogen worden zu sein. Viele der hausgemachten Probleme von LafargeHolcim gehen auf die ehemalige Lafarge zurück.

Bleibt bloss zu hoffen, dass der neue Konzernchef Jan Jenisch auch weiterhin unermüdlich mit dem Besen kehrt...

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