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Schon wieder muss die Zurich Insurance Group Negativschlagzeilen über sich ergehen lassen. Am Rande der Vorstellung seiner neusten Biografie liess Josef Ackermann am Donnerstagnachmittag die Öffentlichkeit wissen, dass er bei seinem früheren Arbeitgeber Handlungsbedarf sehe. Solchen macht der ehemalige Verwaltungsratspräsident genauso auf strategischer Ebene wie auch im operativen Geschäft aus.
Offiziell hiess es bisher, weder der Freitod von CFO Pierre Wauthier noch der anschliessende Rücktritt Ackermanns stehe im Zusammenhang mit firmenbezogenen Gründen. Die Aussagen des früheren Verwaltungsratspräsidenten lassen allerdings das Gegenteil vermuten. Es erstaunt deshalb wenig, liegen die Namenaktien der Versicherungsgruppe seit gestern wieder im Angebot.
Die Abrechnung Ackermanns mit seinem ehemaligen Arbeitgeber weckt am Markt Ängste, Ängste in Bezug auf die Buchführungspraktiken des Unternehmens oder die Nachhaltigkeit der Dividende. Interessantes zu diesem Thema entnehme ich einem Kommentar von Bernstein Research. Das Risiko einer Dividendenkürzung sei kleiner als in früheren Jahren, so heisst es darin. Der Verfasser des Kommentars rechnet auch in Zukunft mit einer Dividende von 17 Franken je Aktie. Aufgrund der hohen Ausschüttungsquote von rund 70 Prozent beschränke sich der Spielraum für Dividendenerhöhungen in Zukunft allerdings bestenfalls auf das jährliche Gewinnwachstum von 7 Prozent.
Dass die Zurich Insurance Group nach mehreren Ergebnisenttäuschungen in Folge dringend über die Bücher gehen muss, schleckt mittlerweile keine Geiss mehr weg. Möglicherweise wollte die Versicherungsgruppe für Beruhigung sorgen, als sie in der ersten Wochenhälfte den interimistisch eingesetzten Tom de Swaan zum neuen Verwaltungsratspräsidenten ernannte. Möglicherweise hat man sich damit allerdings einen Bärendienst erwiesen.
Den Aktionären dürften über die kommenden Wochen einmal mehr gute Nerven und viel Geduld abverlangt werden. Spätestens nach der Abrechnung von Josef Ackermann mit seinem ehemaligen Arbeitgeber sind durchaus Zweifel angebracht, ob die Versicherungsgruppe ihr wahres Ertragspotenzial überhaupt eines Tages entfalten kann.
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Schon vor Wochen signalisierten die Aktionäre von Grohe Verkaufsbereitschaft. Seither buhlen Branchengrössen wie Fortune Brands, Lixil oder Duratex um die Gunst des deutschen Sanitärtechnikunternehmens.
Darf man der MainFirst Bank Glauben schenken, dann dürfte auch Geberit Ende August ein letztes Angebot für den deutschen Mitbewerber abgegeben haben. Der verantwortliche Experte sieht hinter einer solchen Grossübernahme durchaus strategischen Sinn. Die Kostensynergien zwischen den beiden Unternehmen schätzt er auf rund 3 Prozent des Umsatzes. Darüber hinaus macht der Experte Raum für eine effizientere Kapitalstruktur aus. Dadurch sei selbst unter Berücksichtigung einer Kapitalerhöhung eine Verdichtung der zukünftigen Gewinne von bis zu 28 Prozent möglich.
In der mir zugespielten Unternehmensstudie stuft der Verfasser die Aktien von Geberit von «Underperform» auf «Outperform» hoch. Neu gibt er das Kursziel mit 275 (215) Franken an. Der Experte rechnet beim organischen Umsatzwachstum mit einer Beschleunigung auf nachhaltige 4 bis 6 Prozent. Dieser Umstand spiegelt sich auch in den um bis zu 7 Prozent über den Konsensschätzungen liegenden Annahmen für die Jahre 2014 und 2015 wider. Darüber hinaus sieht der Experte auch Aufwärtspotenzial im Zusammenhang mit einer möglichen Übernahme von Grohe.
Zumindest aus strategischer Sicht macht eine Übernahme von Grohe für Geberit zwar Sinn. Allerdings wird der Sieger des Bieterrennens tief in die Tasche greifen müssen, wird der Unternehmenswert doch auf umgerechnet 5 bis 6 Milliarden Franken geschätzt. Mit Nettobarmitteln von gerade einmal 400 Millionen Franken und Bankkrediten alleine liesse sich eine solche Grossübernahme bei Geberit nicht stemmen. Eine umfassende Kapitalerhöhung wäre Geberit so sicher wie das Amen in der Kirche.
Aus Aktionärssicht bleibt deshalb abzuwarten, ob die Firmenverantwortlichen auch bei Grohe eine hohe Disziplin an den Tag legen werden. Denn sollte sich die Vergangenheit wiederholen, dann dürfte es nur zwei Gewinner geben: TPG Capital und Credit Suisse, die beiden Aktionäre aus der Private Equity Industrie.