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Aufatmen bei denjenigen Aktionären von Actelion, die ihre Titel der amerikanischen Johnson & Johnson noch immer nicht angedient haben: Seit Freitagabend ist bekannt, dass auch sie Aktien der unter dem Namen Idorsia in ein eigenständiges Unternehmen ausgelagerten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zugeteilt erhalten (siehe Kolumne vom 2. Mai).

So weit, so gut. Doch wenn Idorsia diesen Freitag erstmals an der Schweizer Börse SIX gehandelt werden, droht dem Börsendebütanten möglicherweise ein Kursdebakel. Denn seit dem Bekanntwerden der umgerechnet 30 Milliarden Franken schweren Barofferte für Actelion tummeln sich ausländische Arbitrageure in den Titeln des Mutterhauses aus dem Baselbiet. So brutal das auch sein mag: Für diese Marktakteure sind die zugeteilten Idorsia-Aktien bloss unnötiger Ballast. Sie werden sich bei der erstbesten Gelegenheit davon trennen - egal zu welchem Preis.

Noch bis vor wenigen Tagen hiess es im hiesigen Berufshandel, Johnson & Johnson könnte die direkt und indirekt an Idorsia gehaltene Beteiligung über den offenen Markt ausbauen. Doch die europäischen Wettbewerbshüter machen den Amerikanern quasi in letzter Minute einen dicken Strich durch die Rechnung, sollte es tatsächlich solche Pläne gegeben haben.

Um Interessenskonflikten im Geschäft mit Schlafmitteln entgegenzuwirken, darf sich Johnson & Johnson nicht mit mehr als 10 Prozent am Börsendebütanten beteiligen. Ein Ausbau des Aktienpakets auf 16 Prozent ist dann möglich, wenn es die Amerikaner nicht zum bedeutendsten Aktionär macht. Auch eigene Kandidaten dürfen sie nicht zur Wahl in den Verwaltungsrat von Idorsia aufstellen.

In Analystenkreisen wird der faire Wert für die einstigen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten irgendwo zwischen 2 und 17 Franken angesetzt - je nachdem welche Erfolgsprognosen bei den jeweiligen Entwicklungsprojekten zur Anwendung kommen.

Erst am vergangenen Donnerstag musste das Mutterhaus Actelion einen Rückschlag mit dem Antibiotikum Cadazolid einräumen. Von zwei klinischen Studien verfehlte die eine das primäre Studienziel. Dadurch schmälert sich das kommerzielle Potenzial des Wirkstoffs, was letztendlich negative Folgen für den Börsenwert haben könnte.

Ich bleibe dabei: Sollte es bei den Aktien von Idorsia aufgrund von Glattstellungen aus dem Lager ausländischer Arbitrageure zu einem Ausverkauf kommen, fasse ich im Rahmen meiner Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2017 einen Einstieg ins Auge.

Und auch wenn das Partnerunternehmen Johnson & Johnson als ein möglicher Sammler zusätzlicher Titel wegfällt - nach dem Verkauf von Actelion verfügt das Gründerehepaar Jean-Paul und Martine Clozel über umfangreiche finanzielle Mittel für eine Erhöhung ihres Aktienpakets.

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Schon seit Tagen liefern sich Haussiers bei der Lonza Group einen Schlagabtausch mit den Baissiers. Dabei erwies sich der erst vor wenigen Tagen bekannt gewordene Ausstieg des Grossaktionärs Viking Global für Letztere als glückliche Fügung.

Wer firmenspezifische Gründe hinter dem Rückzug der Amerikaner vermutet, wird allerdings enttäuscht. Auch mein naheliegender Verdacht, das kurze Gastspiel könnte im Zusammenhang mit Arbitragetransaktionen stehen (siehe Kolumne vom letzten Freitag), erweist sich rückblickend als falsch.

Heute früh sackten die Lonza-Aktien kurzum auf 189,80 Franken ab (Quelle: www.cash.ch).

Denn wie ein Artikel in der "New York Times" verrät, will der für seine Vorliebe für Momentum-Aktien bekannte Hedgefonds nach dem Abgang einer wichtigen Führungsperson rund 8 Milliarden Dollar an seine Investoren zurückzahlen. Die Kundenvermögen von Viking Global werden im Artikel auf 32 Milliarden Dollar geschätzt.

Retten sich die Aktien der Lonza Group nicht rasch wieder auf über 200 Franken, könnten mächtige ausländische Momentum-Investoren vermehrt versucht sein, ihre Gewinne mitzunehmen und sich solche Ausverkaufswellen wie heute früh (siehe obige Grafik) häufen.
 

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