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Die Frage ist nicht ob, sondern wie die Europäische Zentralbank (EZB) am morgigen Donnerstag auf die Deflationsgefahren antworten wird. Denn spätestens seit den gestern veröffentlichten Inflationszahlen für Mai ist klar, dass das Risiko einer Deflation ernstgenommen werden muss.
Das den Währungshütern zur Verfügung stehende Massnahmenrepertoire umfasst neben einer regulären Leitzinssenkung auch negative Einlagezinsen sowie ein Rückkaufprogramm für europäische Staatsanleihen nach amerikanischem Vorbild. Welche Pfeile die Verantwortlichen am Donnerstag letztendlich aus dem Köcher ziehen werden, darüber lässt sich vorerst nur spekulieren.
In einem Kommentar warten die Währungsstrategen der Commerzbank mit drei unterschiedlichen Szenarien und jeweils einer dazu passenden Handelsempfehlung auf. Diese will ich meinen Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten.
Szenario 1: Die EZB belässt alles beim alten und hält am bisherigen Leitzins in der Höhe von 0,25 Prozent fest. Die Wahrscheinlichkeit eines Nullentscheids schätzen die Verfasser des Kommentars zwar als gering ein. Um auf einen solchen zu setzen, raten die Experten allerdings zu einem Kauf von Euro gegen Schwellenländerwährungen.
Szenario 2: Der Leitzins wird wie erwartet gesenkt und eventuell ein Negativzins auf Einlagen eingeführt. Den Währungsstrategen zufolge ändert Letzteres aus qualitativer Sicht nicht viel am Entscheid. In Erwartung, dass der Euro in diesem Szenario zur Finanzierungswährung verkommt, setzen die Experten in diesem Fall gegen die Einheitswährung und zum Kauf von polnischen Zloty oder vergleichbaren Währungen. Da sich eine Leitzinsreduktion bereits in den Terminkontrakten widerspiegle, biete sich nur der Kassamarkt für solche Wetten an.
Szenario 3: Sollte die EZB einen Schritt weiter gehen als der Markt es erwarte und ein Rückkaufprogramm für europäische Staatsanleihen ankündigen, werde sich der Euro insbesondere gegen die Schwellenländerwährungen substanziell abschwächen. Ein solches Szenario sei aufgrund des bisher graduellen geldpolitischen Kurses jedoch ebenfalls unwahrscheinlich, so die Verfasser des Kommentars.
Aus Sicht eines in Franken rechnenden Anlegers lassen sich die von der Commerzbank genannten Wetten eins zu eins umsetzen, der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und ihrem Mindestkurs sei Dank. Bleibt zu hoffen, dass unsere Währungshüter von den Märkten nach dem Entscheid der EZB nicht auf eine allzu harte Probe gestellt werden.
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Die Aktionäre von Meyer Burger erleben weiterhin eine Achterbahn der Gefühle. Ein orchestrierter Angriff der Baissiers auf die psychologisch wichtige Marke von 10 Franken konnte von den Haussiers zwar in letzter Minute vereitelt werden. Deckungskäufe liessen die Namenaktien in der Folge deutlich nach oben springen. Seit gestern scheint allerdings wieder der Wurm drin.
Und das, obschon das im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferunternehmen eigentlich als einer der Gewinner des klaren Bekenntnisses der US-Regierung zu alternativen Energiequellen gefeiert werden müsste.
Doch nach Feiern scheint den Aktionären nicht zumute zu sein. Sorgen bereitet ihnen das Ausbleiben neuer Aufträge. Konnte Meyer Burger um den Jahreswechsel herum noch solche verbuchen, ist es seither geradezu verdächtig ruhig geworden.
Das findet mittlerweilen auch die Mainfirst Bank. In einem Kommentar aus der Handelsabteilung warnt der Verfasser vor einem möglichen Rückschlag im Anschluss an die Ergebnisveröffentlichung für die erste Jahreshälfte. Schon heute zeichne sich ab, dass der Zahlenkranz kein Ruhmesblatt werde. Darüber hinaus nehme der Unternehmenswert mit 1,1 Milliarden Franken eine Verbesserung der Auftragslage weitestgehend vorweg.
Wider anders lautenden Spekulationen hat sich über die letzten Wochen weder ein strategischer Investor aus dem asiatischen Raum noch ein anderer neuer Grossaktionär zu erkennen gegeben. Kann Meyer Burger nicht bald mit weiteren Neuaufträgen aufwarten, dürften die Baissiers wieder Morgenluft wittern.
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Schon seit Tagen berichten mir Händler beim Börsendebütanten Cembra Money Bank von Verkäufen aus dem Lager institutioneller Grossinvestoren. Und das nicht ohne Grund: Ein ehemaliger Mitarbeiter macht Forderungen in Millionenhöhe gegen die ehemalige Tochter von General Electric geltend und beschuldigt sie, vertrauliche Kundeninformationen herausgegeben zu haben.
Wenig überraschend wird die Sache bei der Credit Suisse heruntergespielt. In einem Kommentar schreibt die Schweizer Grossbank, dass die Cembra Money Bank jegliche Vorwürfe entschieden zurückweise. Ausserdem habe das Unternehmen der Finanzmarktaufsicht gegenüber vollumfängliche Unterstützung zugesichert.
Für den für die Credit Suisse tätigen Experten steht denn auch einiges auf dem Spiel, empfiehlt er die Aktien des Börsenneulings doch schon seit Monaten mit "Outperform" und einem 12-Monats-Kursziel von 67 Franken zum Kauf. Die Schweizer Grossbank war beim Börsengang übrigens der sogenannte "Global Coordinator", das aber nur als Bemerkung am Rande.