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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

DocMorris, Swatch Group und weitere: Viel Lärm um herzlich wenig

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Kursfeuerwerk bei DocMorris bloss ein Strohfeuer, kurzes Gastspiel eines Substanz-Investors bei Swatch - Und: Analystin brüstet sich bei Adecco.

11.10.2024   12:01
Von cash Insider
Der Swatch-Hauptsitz in Biel.

Der Swatch-Hauptsitz in Biel.

Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Der Schweizer Aktienmarkt steuert am heutigen Freitagmittag auf eine positive Wochenbilanz zu. Der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) notiert ein gutes halbes Prozent über dem Schlussstand vom vergangenen Freitagabend.

Bei den Einzelaktien hielten sich Gewinner und Verlierer in etwa die Waage, wobei bei den grossen und mittelgrossen Unternehmen der Generikahersteller Sandoz, die Softwareschmiede Temenos, die Bank Julius Bär sowie das Pharma-Urgestein Roche die Gewinnerliste anführen. Als Verlierer dürften der Mischkonzern Georg Fischer, der Halbleiterausrüster Comet sowie der Dentalimplantatehersteller Straumann aus der Woche hervorgehen.

Allerdings waren es andere Aktien, welche in den vergangenen Tagen durch grössere Kursschwankungen auf sich aufmerksam machten. Auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle blicken etwa die Aktionärinnen und Aktionäre von DocMorris zurück. Spekulationen, wonach der übermächtige Rivale Redcare die Versandapotheke schlucken könnte, liessen deren Aktienkurs am Dienstag kräftig steigen. Das Gerüchte-Karussell in Schwung brachte ausgerechnet ein Artikel im Fachblatt Apotheke adhoc. Ich benutze das Adjektiv ausgerechnet deshalb, weil letzteres in der Vergangenheit vor allem durch seine kritische Berichterstattung über die beiden Versandapotheken von sich reden machte.

Spekulationen rund um ein Zusammengehen von DocMorris und Redcare kursierten übrigens schon, als die beiden Unternehmen noch Zur Rose und Shop Apotheke hiessen. So schrieb ich im März 2020:

Mir fehlt im Apotheke-adhoc-Artikel die Überzeugung. Wie der MainFirst-Analyst vor viereinhalb Jahren, spielt der Autor einen Zusammenschluss der beiden Erzrivalen ebenfalls nur rein hypothetisch durch – mit vielen «Wenns und Abers».

Das Kursfeuerwerk vom Dienstag dürfte denn auch grösseren Deckungskäufen aus dem Lager der Leerverkäufer und keinen Anlagekäufen geschuldet sein. Die kalte Dusche folgte umgehend, stufte die Berenberg Bank die Valoren von DocMorris doch schon tags darauf von «Buy» auf «Hold» herunter und strich das Kursziel auf 39 (zuvor 125) Franken zusammen.

Ein blosses Strohfeuer bei den Aktien von DocMorris (Quelle: www.cash.ch)

Er habe sich von der Einführung elektronischer Medikamentenrezepte in Deutschland mehr erhofft, wie der Berenberg-Analyst schreibt. Er befürchtet, dass DocMorris sogar Marktanteile an den Gegenspieler Redcare verloren hat. Angesichts der schleppenden Umsatzentwicklung glaubt Orgonas, dass früher oder später wieder die Refinanzierungsfrage auf den Tisch kommen könnte.

Ich warnte schon im März dieses Jahres bei Kursen um die 80 Franken vor einem intensiveren und dadurch deutlich kostspieligeren Wettbewerb der Versandapotheke mit ihrem Erzrivalen Redcare. Damals war mir allerdings noch nicht bewusst, mit wie harten Bandagen die beiden Unternehmen um neue Kundschaft kämpfen. Nach der Herunterstufung durch die Berenberg Bank ist von den Aktienkursgewinnen vom Dienstag jedenfalls nicht mehr viel übrig.

Das war ja ein überraschend kurzes Gastspiel: Keine zwei Wochen, nachdem der bekannte Substanzinvestor Charles Brandes in den Olymp der bedeutenden Swatch-Aktionäre aufgestiegen ist, hat er diesen auch schon wieder verlassen. Wie erst jetzt aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervorgeht, unterschritt sein Investment-Vehikel die Stimmrechtsschwelle von drei Prozent schon in den ersten Oktober-Tagen.

In hiesigen Börsenkreisen wird vermutet, dass der Amerikaner sein Aktienpaket zu Kursen um die 160 Franken je Stück geschnürt und rund 20 Kursfranken höher damit begonnen hat, erste Gewinne mitzunehmen. Das wiederum zeigt, wie opportunistisch Finanzinvestoren vom Schlag Brandes eigentlich sind. Nicht selten sind diese bloss aufs schnelle Geld aus. Trau, schau, wem...

Interessant ist, dass der Einstieg Brandes vor zwei Wochen von den hiesigen Finanzmedien ziemlich ausgeschlachtet wurde. Die überraschende Beteiligungsreduktion ist letzteren hingegen bloss eine Randnotiz wert.

Dass der Substanzinvestor das schnelle Geld ausgerechnet dem Swatch-Chef Nick Hayek zu verdanken hat, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn Hayek war es, welcher in einem Interview mit den Kollegen der Bilanz eine Spekulationswelle rund um einen Rückzug des Uhrenherstellers von der Börse anstiess – auch wenn er seine Aussagen in einem späteren Medieninterview wieder relativierte.

Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, wenn am Hauptsitz in Biel in den nächsten Tagen eine Kiste guten Cabernet Sauvignon aus dem kalifornischen Napa Valley, begleitet von einer persönlich von Brandes unterschriebenen Dankeskarte, einträfe.

Was genau Nick Hayek mit seinen Aussagen zu einem möglichen Rückzug von der Börse erreichen wollte, will sich mir nicht so recht erschliessen. Wollte er bloss die vielen Leerverkäufer in Panik versetzen? Wenigstens das mag ihm gelungen sein – der eigenen Glaubwürdigkeit geholfen haben dürfte es hingegen nicht.

Sowohl für die Spekulationen um DocMorris als auch für jene um die Swatch Group gilt folglich: Viel Lärm um herzlich wenig.

Die Aktien von Adecco haben seit Jahresbeginn deutlich an Wert verloren (Quelle: www.cash.ch)

Kommen wir an dieser Stelle auf Adecco zu sprechen. Diese Woche nahm die Bank of America eine einschneidende Kurszielreduktion vor. Analystin Simona Sarli brüstet sich im Kommentar regelrecht, mit 26 (zuvor 33) Franken neuerdings das tiefste Kursziel für die von ihr mit «Underperform» eingestuften Aktien ausstehend zu haben.

Ich will Sarli ja nicht zu nahe treten – aber ihr Berufskollege Rory McKenzie von der UBS senkte sein 12-Monats-Kursziel schon im August auf 25 (zuvor 30) Franken. Auch bei der grössten Schweizer Bank werden die Valoren des Stellenvermittlers übrigens zum Verkauf empfohlen.

Die Bank-of-America-Analystin rechnet in wichtigen Märkten wie Frankreich oder den Benelux-Ländern bis weit ins kommende Jahr hinein mit einer schwachen Beschäftigungslage. Darauf abgestützt kürzt sie ihre Gewinnschätzungen für Adecco um bis zu sieben Prozent. Ihre neuen Annahmen liegen auf Stufe EBITA um bis zu 12 Prozent unter den momentanen Markterwartungen. Dieser Umstand spiegelt sich folglich auch im Kursziel der Analystin wider.

In hiesigen Börsenkreisen sorgte die Bank of America in den letzten Tagen auch mit einer Unternehmensstudie zu Sika für Gesprächsstoff. Darin strafte ihr Autor Arnaud Lehmann die Valoren des Bauchemiespezialisten von «Neutral» auf «Underperform» ab und strich das Kursziel auf 220 (zuvor 280) Franken zusammen.

Wie Lehmann schreibt, dürfte die Schwankungsanfälligkeit beim Gewinn durch die Übernahmen der letzten Jahre gestiegen sein. Ausserdem rechnet er angesichts der schwachen Nachfrage im Automobilzuliefergeschäft und in China mit einer längeren Wachstumsflaute. Seine überarbeiteten operativen Gewinnschätzungen (EBIT) liegen daher um durchschnittlich acht Prozent unter jenen seiner Berufskollegen bei anderen Banken.

Ich muss einräumen, dass auch mir die Abhängigkeit Sikas vom Automobilzuliefergeschäft etwas Sorgen bereitet. Wichtige Erkenntnisse erhoffe ich mir in diesem Zusammenhang von den Neunmonatsumsatzzahlen vom 25. Oktober.

Nachdem Givaudan gestern Donnerstag bei den hiesigen Unternehmen die Berichterstattung für das dritte Quartal eingeläutet hat, stehen kommende Woche weitere Ergebnisse zur Veröffentlichung an. In sich dürfte es vor allem der Donnerstagmorgen haben, legen dann mit ABB, Nestlé, Schindler und der VAT Group gleich vier Grossunternehmen ihre Zahlen vor. Gerade jene von Nestlé haben das Zeug, den SMI zu bewegen.

Mehr dazu nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
 

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1 Kommentar

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plutos

"Was genau Nick Hayek mit seinen Aussagen zu einem möglichen Rückzug von der Börse erreichen wollte, will sich mir nicht so recht erschliessen." Nick Hayek verliert leider seine emotionale Contenance dann, wenn man ihn für sein Verhalten als CEO kritisiert. Er nimmt solche Kritik oft als Kritik an seiner Person wahr - was in der Art und Weise, wie er seine CEO Rolle lebt, durchaus nachvollziehbar ist - und reagiert emotional. Und dann sind die Worte ab und an schneller als der Gedanke. Genau das haben wir hier erlebt - er hatte "genug" und dann genau das gesagt, was er am liebsten tun würde, weil er sich davon verspricht, nicht mehr kritisiert zu werden. Einen Tag später, als der Gedanke wieder Herr über die Emotionen war, hat er dann seine Aussage "korrigiert". Unter dem Strich hat er weder Swatch noch sich einen Dienst damit getan - professionelle Anleger werden in Zukunft einen noch grösseren Bogen um Swatch machen und die bestehenden Aktionäre noch vehementer einen Wechsel in der Unternehmungsführung fordern.

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