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Schon in wenigen Wochen entrichtet mit Novartis das erste Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) die Dividende fürs vergangene Geschäftsjahr. Ab dann prasselt wieder ein wohltuender Geldregen auf die hiesigen Aktienanlegerinnen und -anleger nieder. Wenn man den Schätzungen der Banken und ihrer Analysten Glauben schenken will, dann dürfte heuer über die 20 Grossunternehmen hinweg ein rekordhoher Betrag zur Ausschüttung kommen.

Konkrete Zahlen verspricht die Jahresberichterstattung. Denn neben den letztjährigen Ergebnissen formulieren die Publikumsgesellschaften auch ihre Dividendenvorschläge.

Allerdings könnten letztere gerade bei den Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe durchaus auch für das eine oder andere enttäuschte Anlegergesicht sorgen. Ich denke da etwa an Leonteq. Kürzlich sah sich der Anbieter von strukturierten Produkten zu einer Gewinnwarnung gezwungen, nachdem die Handelserträge regelrecht weggebrochen waren.

Kursentwicklung der Leonteq-Aktien über die letzten Monate (Quelle: www.cash.ch)

Der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst Daniel Regli quittiert diese Gewinnwarnung nicht nur mit einer Reduktion seiner Gewinnschätzungen um bis zu 76 Prozent. Er streicht auch seine Dividendenerwartungen zusammen und geht neuerdings davon aus, dass nur noch 75 Rappen je Aktie zur Ausschüttung kommen. Das würde nicht nur weit unter der Ausschüttung fürs vorangegangene Jahr liegen, sondern auch die Dividendenambitionen des Unternehmens selbst in Frage stellen. Eigenen Aussagen zufolge will Leonteq nämlich mehr als 50 Prozent des Jahresgewinns, mindestens aber 2 Franken je Aktie, weitergeben.

Regli warnt deshalb vor möglichen Enttäuschungen und hält die Dividendenerwartungen einiger seiner Berufskollegen bei anderen Banken für zu hoch. Er selber stuft die Aktien wie bis anhin nur mit "Marktgewichten" ein.

Eng könnte es in Sachen Dividende auch bei Oerlikon werden. Der Oberflächenbehandlungsspezialist gilt als eher hoch verschuldet. Ausserdem macht ihm das schwierigere Wirtschaftsumfeld zu schaffen.

Sollten wie fürs vorangegangene Jahr 35 Rappen je Aktie zur Ausschüttung kommen, entspräche dies zu aktuellen Kursen einer Rendite von fast 10 Prozent. UBS-Analyst Sebastian Vogel geht seit wenigen Tagen von einer Kürzung auf 25 Rappen je Stück aus – was immer noch recht stolz wäre. Darauf abgestützt stuft er die Valoren mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 3,80 (zuvor 4,35) Franken ein.

Sein Berufskollege Christian Arnold von der amerikanischen Stifel äussert hingegen die Befürchtung, dass der Oerlikon-Grossaktionär Viktor Vekselberg da nicht mitspielt und sich gegen eine Dividendenkürzung stellt. Der russische Milliardär zählt zum sanktionierten Personenkreis.

Der Stifel-Analyst würde eine grössere Dividendenkürzung bei Oerlikon sogar begrüssen. So genau werden wir das wohl erst am 20. Februar wissen. Dann nämlich will der Oberflächenbehandlungsspezialist sein letztjähriges Ergebnis präsentieren.

Die Aktien von Oerlikon kennen schon seit Jahren nur eine Richtung: Die nach unten. (Quelle: www.cash.ch)

Aus anderen Gründen vor einer drohenden Dividendenkürzung warnt Analyst Karl Green von der Royal Bank of Canada beim Warenprüfkonzern SGS. Er glaubt, dass das Genfer Unternehmen unter seiner neuen Finanzchefin Géraldine Picaud (ex-Holcim) künftig auf eine weniger grosszügige Dividendenpolitik umschwenken könnte. Darauf abgestützt strafte der Analyst die Aktien kürzlich mit einem Kursziel von 77 (zuvor 90) Franken von "Outperform" auf "Sector Perform" ab.

Zumindest von seinen Dividendenschätzungen lässt sich aber auf keine Kürzungen schliessen. Ist das Ganze also nur ein Sturm im Wasserglas...?

Es gibt neben Leonteq, Oerlikon oder SGS weitere Unternehmen aus der Schweiz, welche gezwungen sein könnten, bei der Dividende über die Bücher zu gehen. Ich denke da etwa an Mobilezone und die momentane Absatzschwäche in Deutschland oder an den Stellenvermittler Adecco nach dem erschreckend schwachen Zwischenbericht des britischen Rivalen Hays.

Grundsätzlich gilt folgende Faustregel: Je höher die Nettoverschuldung im Vergleich zum Jahresgewinn, je unvorteilhafter das Verhältnis von in Franken anfallenden Kosten zum Umsatz und je grösser die Abhängigkeit vom Wirtschaftsumfeld, desto wahrscheinlicher eine Dividendenkürzung.

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