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«Sell in May and go away – but remember to come back at the end of September». Das zumindest besagt eine mittlerweile etwas gar abgegriffene Börsenweisheit.
Der für die Bank Julius Bär tätige Markttechnikexperte Mensur Pocinci unterlegt die besagte Börsenweisheit nun aber mit ziemlich beeindruckendem Zahlenmaterial. Er stützt sich dabei auf Erhebungen für den MSCI Equity Switzerland Index ab. Dieses Börsenbarometer erfreut sich insbesondere bei institutionellen Grossinvestoren grosser Beliebtheit.
Wäre man als Anlegerin oder Anleger seit dem Jahr 1970 immer nur in der Zeit von Anfang November bis Ende April investiert gewesen, hätte sich aufs Jahr hochgerechnet durchschnittlich eine Rendite von 13,2 Prozent erzielen lassen. Für die Zeit von Anfang Mai bis Ende Oktober errechnet sich aufs Jahr hochgerechnet ein durchschnittliches Plus von einem Prozent. Wer im Januar 1970 in den MSCI Equity Switzerland Index investierte und das ganze Jahr über investiert war, darf sich immerhin über eine jährliche Rendite von 6,9 Prozent freuen.
Alleine schon diese Diskrepanz ist gewaltig. Doch sind die Unterschiede bei den Einzeltiteln noch viel deutlicher. Pocinci nimmt nämlich auch die 20 Aktien aus dem Swiss Market Index (SMI) genauer unter die Lupe.
Kursentwicklung der Valoren der Partners Group über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)
So kommt er beispielsweise zum überraschenden Schluss, dass die Kursentwicklung bei ABB, UBS und Holcim während den Sommermonaten im langjährigen Vergleich negative Vorzeichen aufweist. Das überrascht insofern, als dass nicht nur das schweizerisch-schwedische Industrie-Urgestein, sondern auch die Schweizer Grossbank sowie der Weltmarktführer unter den Baumaterialherstellern zu den hiesigen Börsenlieblingen zählen – ganz unabhängig von der Jahreszeit.
Gleich in zweifacher Hinsicht stechen die Aktien der Partners Group hervor. Einerseits weisen sie seit dem Börsengang von 2006 mit 19,2 Prozent über das ganze Jahr gemessen die höchste Durchschnittsrendite auf. Andererseits schneiden die Valoren des Risikokapitalspezialisten auch in den Sommermonaten überdurchschnittlich gut ab. Obenaus schwingen in den Winter-Monaten auch Valoren wie etwa Sonova, Logitech oder Swiss Re.
Obwohl der Julius-Bär-Experte auch zu den Einzeltiteln mit konkreten Zahlen aufwartet, verzichte ich an dieser Stelle darauf, diese detailliert weiter vorzutragen. Denn während er sich bei Nestlé, Roche und Novartis auf Statistiken für die Jahre seit 1989 abstützt, sind Unternehmen wie Givaudan (seit 2000), Partners Group (seit 2006) oder Alcon (seit 2019) noch nicht so lange an der Börse. Folglich könnten die Unterschiede beim Betrachtungszeitraum zu Verzerrungen führen.
An den Erkenntnissen ändert sich dadurch allerdings nichts. Was Pocinci übrigens nicht schreibt: Mitunter ein Grund für die Renditeunterschiede ist, dass nicht eben wenige Unternehmen ihre Jahresdividenden jeweils im Frühjahr entrichten und die betroffenen Aktien den Dividendenabgang meist rasch wieder wettmachen. Auch das erklärt zumindest einen Teil der saisonalen Divergenzen. Aufschlussreich sind die Erhebungen der Bank Julius Bär allemal.
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Seit der Veröffentlichung der Neunmonatsumsatzzahlen ist es an der Börse ruhig um Roche geworden. Gespenstisch ruhig sogar. Ein Kommentar aus der Feder des UBS-Analysten Matthew Weston unterbricht diese Ruhe nun aber. Der Autor bezieht sich darin auf Aussagen der Pharma-Chefin Teresa Graham anlässlich einer Investorenkonferenz der Grossbank.
Die Bons von Roche konnten in den letzten Wochen nicht allzu viel reissen (Quelle: www.cash.ch)
Interessant erscheinen mir gleich zwei Erkenntnisse: Da wäre einerseits die Aussage, dass Roche in den USA zu den grössten Steuerzahlern überhaupt zählt und sich die Steuerrate der Basler während der ersten Amtsperiode Trumps deutlich verringerte. Andererseits sollte das Pharma-Urgestein dank umfassenden Produktionskapazitäten vor Ort nicht gross von handelspolitischen Massnahmen unter der neuen Regierung in Washington betroffen sein. Auch in Sachen Medikamentenpreise rechnet die Pharma-Chefin nicht mit bösen Überraschungen. Wenn das alles die Genussscheine nicht zum «Trump-Trade» macht.
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2 Kommentare
Lonza hat etliche Auftraggeber aus den USA. Auch wenn mit Kennedy ein Impfgegner ins Amt ernannt wurde, sehe ich da kein Problem. Das wird viel zu heiss gekocht. Lonza ist vielleicht kein Trump Trade aber wird sich auch unter Trump weiter gut entwickeln.
Ich schätze die Situation recht ähnlich ein. Die Wogen werden sich wieder legen. Aber vielleicht braucht es doch noch ein bisschen Geduld, bis das passiert. Nichts scheut die Börse so sehr wie die Ungewissheit. Folglich heisst es: Abwarten, bis RFK konkret wird.