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Mit Pierer Mobility sah sich am späten Freitag eines der Vorzeigeunternehmen der letzten Jahre zu einer erneuten Reduktion der diesjährigen Finanzziele gezwungen. Es ist bereits die zweite Gewinnwarnung innerhalb weniger Monate. Da überrascht es mich nicht, wenn die Börse ungehalten reagierte und die Aktien alleine am Montag mit einem Minus von knapp 20 Prozent abstrafte.
Heute Dienstag erwischt es nun mit Komax ein weiteres Vorzeigeunternehmen. Auch der Automobilzulieferer dämpft die Erwartungen an die diesjährige Umsatz- und Gewinnentwicklung, nachdem der Umsatz und die Bestellungen in den letzten fünf Monaten regelrecht weggebrochen sind. Für das ganze Jahr stellt man den Aktionärinnen und Aktionären auf Stufe EBIT neuerdings nur noch einen leicht positiven operativen Gewinn in Aussicht. Mit anderen Worten: Die Analysten müssen bei ihren Schätzungen wohl oder übel den dicken Korrekturstift ansetzen. Das wiederum setzt den Aktien zu. Sie verlieren zeitweise mehr als 7 Prozent.
Kursdebakel bei den Aktien von Pierer Mobility (Quelle: www.cash.ch)
In Börsenkreisen geht nun die Angst um, dass weitere Schweizer Unternehmen knapp zwei Wochen vor Ende des zweiten Quartals ebenfalls die Flucht nach vorn ergreifen und ihre diesjährigen Finanzziele nach unten anpassen könnten – mit entsprechenden Folgen für die jeweiligen Aktien.
Ein Name der in diesem Zusammenhang fällt, ist jener von SIG. Die Analysten bei Stifel schliessen nicht aus, dass der Verpackungsmaschinenhersteller zu einer Offenlegung der aktuellen Situation gezwungen sein könnte. Sie stützen sich dabei auf die kürzlich durchgeführte "Swiss Equity Conference" ab. Anlässlich der Investorenkonferenz trafen rund 160 Anlegerinnen und Anleger auf 125 Entsandte von 59 börsenkotierten Unternehmen aus der Schweiz.
Auch der Halbleiterausrüster Comet könnte veranlasst sein, bei seinen diesjährigen Finanzzielen zurückzukrebsen. Während sich die Aktien von SIG schon seit Wochen auf Talfahrt befinden, stünde bei Comet eine Reduktion der Vorgaben in argem Widerspruch zur jüngsten Kursentwicklung. Denn die Valoren des Flamatter Unternehmens konnten in den letzten Tagen zum bisherigen Rekordhoch von Mitte November 2021 bei 383 Franken aufschliessen. Mit einem Plus von mehr als 40 Prozent seit Januar zählt der Halbleiterausrüster zu den diesjährigen Börsenüberfliegern.
Wie ich einem Kommentar aus der Feder von Stifel-Chefanalyst Christian Arnold und seinen Mitautoren entnehmen kann, schlugen an der Investorenkonferenz auch der Landmaschinenhersteller Bucher, der Verpackungshersteller Dätwyler, der Verbundstoffspezialist Schweiter, der Laborausrüster Tecan sowie der Heizungshersteller Zehnder eher vorsichtige Töne an. Sollte sich das Tagesgeschäft bei diesen Firmen nicht beleben, müssten auch sie bei den Jahresvorgaben über die Bücher gehen.
Höhenflug der Comet-Aktien in den letzten 12 Monaten (Quelle: www.cash.ch)
Wo Schatten ist, da ist allerdings auch Licht. So traut man etwa Givaudan bei Stifel gar eine Erhöhung der diesjährigen Margenvorgaben zu. Erst kürzlich stufte die britische Barclays die Aktien von "Underweight" auf "Equal Weight" herauf. Gleichzeitig erhöhte der zuständige Analyst Alex Sloane das Kursziel auf 4000 (zuvor 3500) Franken. Auch er geht davon aus, dass der Aromen- und Duftstoffhersteller die operative Gewinnmarge im laufenden Jahr ans obere Ende der Zielbandbreite von 22 bis 24 Prozent steigern kann.
Doch nicht nur Givaudan, auch der Gebäudetechnikspezialist Belimo, der Stromanbieter BKW, der Flughafen Zürich, der Pumpenspezialist Sulzer, die Online-Bank Swissquote sowie das Sorgenkind Vetropack haben bei ihren diesjährigen Finanzzielen noch Luft nach oben, wenn man den Aussagen der für Stifel tätigen Analysten Glauben schenken will.
Und wenn wir schon beim Thema Licht und Schatten sind: Es zeichnet sich ab, dass die Quartalsberichterstattung – diese läuft hierzulande ab Mitte Juli an – für die eine oder andere Überraschung gut sein könnte. Diese Vermutung scheint die Rückmeldung von der diesjährigen "Swiss Equity Conference" bestätigen zu wollen...
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