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Der Swiss Leaders Index (SLI) schreibt seit wenigen Tagen zwar neue Rekorde. Davon abgesehen ist das hiesige Handelsgeschehen allerdings ziemlich launisch. Man muss schon die richtigen Aktien im Portefeuille haben, um überhaupt noch Geld zu verdienen.

Glücklich darf sich schätzen, wer auf die Valoren von ABB, Julius Bär, Kühne+Nagel, Partners Group und Schindler setzt. Bei dieser Handvoll Unternehmen aus dem prestigeträchtigen SLI reiht sich momentan ein Mehrjahreshoch ans nächste.

Die Aktien von ABB konnten den ewigen Fluch der 25 Franken endlich ablegen. Seit der frühere Sandvik-Chef Björn Rosengren das Ruder beim schweizerisch-schwedischen Industriekonzern übernommen hat, ist Aufbruchsstimmung zu verspüren – nicht nur bei der Belegschaft, sondern auch bei den Aktionären. Fantasie geht zudem von einem möglichen Infrastrukturpaket der amerikanischen Regierung unter dem demokratischen Präsidenten Joe Biden aus. Wie die Spatzen von den Dächern Washingtons pfeifen, arbeitet die dortige Regierung unter Hochdruck an einem 4000 Milliarden Dollar schweren Investitionen in die Infrastruktur – was das mit 1900 Milliarden Dollar dotierte Rettungspaket fast wie ein Almosen aussehen lässt. Auch in einer abgespeckten Form verspräche ein solches Infrastrukturpaket wohl den einen oder anderen Auftrag für ABB. Den Analysten von Merrill Lynch zufolge häufen sich schon jetzt die Anhaltspunkte für eine Belebung im Nordamerikageschäft. Sie fühlen sich deshalb in ihrer Kaufempfehlung bestärkt und erhöhen das Kursziel für die Aktien auf 31 (zuvor 29) Franken.

Dass es auch ohne ein solches Paket geht, beweist Schindler. Wie seit gestern Dienstag bekannt ist, darf der Aufzug- und Rolltreppenhersteller für den Bau des Salt Lake City International Airport 169 Anlagen beisteuern. Das ist mehr als bloss ein Apropos. Doch auch für Schindler geht von möglichen Infrastrukturinvestitionen Washingtons durchaus Fantasie aus. Als Spielverderberin erwies sich gleichentags die Berenberg Bank. In einer 64 Seiten starken Branchenstudie stufte sie die Valoren von "Buy" auf "Hold" herunter. Trotz einer Erhöhung der Gewinnschätzungen um bis zu 3 Prozent hält Autor Joel Spungin am Kursziel von 270 Franken fest.

Ebenfalls mit guten Neuigkeiten konnte jüngst die Partners Group aufwarten. Mit einem operativen Jahresgewinn in Höhe von fast 914 Millionen Franken stellte der Spezialist für Risikokapitalanlagen im letzten Jahr nicht nur die bei 861 Millionen Franken liegenden Analystenerwartungen in den Schatten. Selbst die kühnsten Schätzungen gingen bloss von 883 Millionen Franken aus. Dass die Differenz zwischen dem effektiven Gewinn und den Erwartungen auf höhere erfolgsabhängige Erträge und ein starkes Finanzergebnis zurückzuführen ist und beide Faktoren üblicherweise starken Schwankungen unterliegen, scheint kaum jemanden zu irritieren. Vontobel-Analyst Andreas Venditti sieht den Kurs der mit "Buy" angepriesenen Papiere neuerdings sogar auf 1280 (zuvor 1200) Franken klettern.

Die Aktien von Julius Bär profitieren hingegen von Spekulationen, wonach die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht schon bald ihr gegen das Unternehmen verhängtes Verbot für grössere Firmenübernahmen aufheben könnte. Die Zürcher Bank muss in der irischen Tagespresse denn auch als finanzkräftiger potenzieller Käufer für die Finanzboutique Davy herhalten.

Wenn Firmenchef Philipp Rickenbacher ein Ehrenmann ist, dann lässt er seinem Gegenspieler Thomas Gottstein von der Credit Suisse in den nächsten Tagen eine Kiste guten Jahrgang-Weins zukommen. Schliesslich wurden die Aktien von Julius Bär gestern Dienstag sogar mit stärkeren Kursgewinnen für die Aussagen der Grossbank zum Tagesgeschäft – auch zu jenem im Wealth Management – belohnt, als deren eigene Aktien.

Für Grossinvestoren wohl am schmerzhaftesten ist der jüngste Höhenflug der Valoren von Kühne+Nagel. Angeblich ist das Transportunternehmen in den grossen Aktienportefeuilles noch immer ziemlich untervertreten. Punkten konnte Kühne+Nagel zuletzt nicht nur mit einem soliden Zahlenkranz für das Schlussquartal, sondern auch mit der milliardenschweren Übernahme von Apex in China. Dank des günstiger als ursprünglich gedachten Kaufpreises trägt diese Übernahme gleich von Beginn weg unter positiven Vorzeichen zur Gewinnentwicklung bei.

Wie selektiv das Handelsgeschehen momentan ist, habe ich in den letzten Tagen am eigenen Leib erfahren müssen. Seit der Lancierung des Tracker Zertifikats verspüren meine neun Schweizer Aktienfavoriten für 2021 etwas Gegenwind. Grund hierfür ist, dass das Pendel zuletzt wieder etwas von den Substanzwerten in Richtung von Wachstumsaktien umgeschlagen hat.

 

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