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Auch in der Schweiz haben sich bei vielen Unternehmen über die letzten Jahre gewaltige Barmittelreserven angehäuft. Für die Verantwortlichen Fluch wie auch Segen.

Segen deshalb, weil sie sich unabhängig von kreditgebenden Banken oder anderen Fremdkapitalgebern auf die Geschäftsentwicklung konzentrieren können und ihnen nahezu alle Möglichkeiten offen stehen. Gleichzeitig aber auch Fluch, weil exzessive Barmittelreserven für gewöhnlich Kritik und Begehrlichkeiten aus dem Aktionariat wecken.

Aus Sicht der Aktionäre ist bei diesen Unternehmen denn auch für Fantasie gesorgt. Diese reicht von gewinnverdichtenden Firmenzukäufen über Aktienrückkäufe und Sonderdividenden bis hin zum Einstieg von am schnellen Geld interessierten Finanzinvestoren.

Bei einigen Firmen sorgen die gewaltigen Barmittelreserven schon seit Monaten öffentlich für Gesprächsstoff, bei anderen sind sie hingegen kaum ein Thema.

Die Swatch Group ist hierzulande der Inbegriff für ein Unternehmen, welches schon seit Jahren über Nettobarmittel verfügt. Dieser Umstand geht auf den verstorbenen Patron Nicolas Hayek zurück. Für Hayek stand die weitestgehende Unabhängigkeit von den Banken im Zentrum seines Unternehmertums. Das hohe organische Wachstum und der damit verbundene Investitionsbedarf verhinderten in den letzten Jahren allerdings ein Äuffnen der Nettobarmittel.

Nicht so bei Swiss Re. Erst im Frühjahr entrichtete der in Zürich beheimatete Rückversicherungskonzern den Aktionären nebst der regulären Dividende eine satte Jubiläumsdividende. Nach mehreren Ergebnisüberraschungen in Folge sind die Kassen des Unternehmens bereits wieder randvoll. An der Analystenkonferenz im Anschluss an die Quartalsergebnisveröffentlichung von vergangener Woche liessen die Verantwortlichen durchblicken, dass eine weitere Sonderdividende denkbar sei. Nebst einer regulären Dividende von bis zu 4 Franken je Aktie halten Analysten eine Sonderdividende in derselben Grössenordnung für möglich.

Bei Schindler hat man sich hingegen zu einem Rückkauf von Aktien und Partizipationsscheinen entschieden. Selbst nach Abschluss des bisherigen Rückkaufprogramms hält der Innerschweizer Hersteller von Aufzügen und Rolltreppen unter Ausklammerung von Pensionsverpflichtungen und anderen latenten Verbindlichkeiten Nettobarmittel im Umfang von 1,9 Milliarden Franken. Auf die derzeitige Börsenkapitalisierung von rund 15 Milliarden Franken betrachtet ist das kein Apropos. Die Nettobarmittel dürften aus heutiger Sicht in den Ausbau neuer Märkte sowie in weitere Aktienrückkäufe fliessen.

Sulzer ist derzeit zwar bestenfalls schuldenfrei. Der geplante Verkauf von Sulzer Metco dürfte dem in Winterthur beheimateten Industriekonzern allerdings einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in die Kasse spülen. Ab dann verfügt das Unternehmen über Nettobarmittel im Umfang von gut einem Fünftel des Börsenwerts. Aufgrund des nicht unumstrittenen Leistungsausweises der Verantwortlichen bei Firmenübernahmen, ist aus Aktionärssicht auf eine gewisse Zurückhaltung zu hoffen. Auch sonst muss Sulzer alles daransetzen, sich mit den Aktionären gutzustellen. Und wer weiss, vielleicht werden diese ja mit einer Sonderdividende oder einem Aktienrückkaufprogramm versöhnlich gestimmt.

Selbst nach der Sonderdividende von 5 Franken je Aktie verfügt Basilea noch immer über umfrangreiche Nettobarmittel aus Meilensteinzahlungen. Weitere Meilensteinzahlungen winken dem Basler Biotechnologieunternehmen, sollte es eine Vertriebsvereinbarung für das Antibiotikum Ceftobiprole abschliessen können. Basilea ist allerdings auf Barmittel angewiesen, sind Schätzungen zufolge bis Ende 2015 doch noch rote Zahlen zu erwarten. Sollte die Suche nach einem Partner für Ceftobiprole in einer Übernahme münden, liesse sich eine solche die Firmentransaktion mit den vorhandenen Barmitteln teilfinanzieren.

Auch Logitech gerät aufgrund der prall gefüllten Kriegskasse immer wieder ins Zentrum von Übernahmespekulationen. Am Markt wird nicht ausgeschlossen, dass ein Finanzinvestor das Westschweizer Traditionsunternehmen übernehmen und den Turnaround vorantreiben könnte. Als Abwehrmassnahme ist nebst der regulären Dividende eine Wiederaufnahme des in der Vergangenheit eingestellten Aktienrückkaufprogramms denkbar.

Schweiter schwimmt seit einem grösseren Spartenverkauf vor wenigen Jahren geradezu im Geld. Gleichzeitig spricht der geringe Investitionsbedarf für eine über die kommenden Jahre hohe Barmittelgenerierung. Geld in die Kasse spült auch der heute bekannt gewordene Liegenschaftenverkauf in der Westschweiz. Weitere Land- oder Liegenschaftenverkäufe dürften folgen. Die Aktionäre dürfen sich entweder auf gewinnverdichtende Firmenübernahmen oder aber auf eine weitere Sonderdividende freuen.

Es ist nicht nur die Möglichkeit von gewinnverdichtenden Firmenkäufen, Aktienrückkäufen oder Sonderdividenden, die aus Aktionärssicht für Fantasie sorgt. Adecco hat im Frühjahr Pionierarbeit geleistet, als das Unternehmen über eine Anleihe Geld am Kapitalmarkt aufgenommen und mit dem Verkaufserlös eigene Aktien zurückgekauft hat. In der Folge erfuhren die Aktien des Westschweizer Stellenvermittlers eine grundlegende Neubeurteilung- und Bewertung. Gut möglich, dass einige der zuvor genannten Firmen dem Beispiel von Adecco folgen werden. Zumindest sprechen die noch immer tiefen Zinsen für einen solchen Vorstoss.