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In meiner Kolumne von gestern Mittwoch berichtete ich, dass es im Aktionariat des Sensorenhersteller AMS zu und her geht wie im Wilden Westen. Prominente Aktionäre kommen, namhafte Aktionäre gehen. So etwa der berüchtigte amerikanische Milliardär Israel Englander mit seinem Hedgefonds Millennium.
Bei anderen am Schweizer Aktienmarkt kotierten Unternehmen ist deutlich weniger Bewegung im Aktionariat. Und dennoch bin ich in den letzten 24 Stunden über Offenlegungsmeldungen gestolpert, die es zu kommentieren gilt.
Signalwirkung geht vor allem von der Meldung aus, wonach sich bei Stadler Rail die Aktionärsgruppe um Firmenpatron Peter Spuhler aufgelöst hat. Im Wissen, dass sich die Publikumsöffnung des Herstellers von Zugkompositionen in diesen Tagen jährt, überrascht nicht, dass die Aktionäre zukünftig "eigene Wege" gehen. Das bedeutet gleichzeitig aber: Ab jetzt könnten einige dieser Aktionäre - unter ihnen Verwaltungsräte, Geschäftsleitungsmitglieder sowie die deutsche RAG-Stiftung - der Versuchung erliegen, sich von Aktien zu trennen. Verübeln könnte man es ihnen nicht. Schliesslich notieren die Papiere noch immer über dem seinerzeitigen Zuteilungskurs von 38 Franken, was Stadler Rail zu einem der wenigen erfolgreichen Börsengänge der letzten Jahre macht.
Kursentwicklung der Stadler-Rail-Aktien seit dem Börsengang von Mitte April 2019 (Quelle: www.cash.ch)
Eher etwas merkwürdig mutet hingegen der Einstieg der Bantelon Bank beim Vermögensverwalter GAM an. Im März gab sich die neue Grossaktionärin mit 3,17 Prozent der Stimmen zu erkennen. Mittlerweile hält sie sogar 5,23 Prozent.
Was genau die Bantleon Bank im Schilde führt, bleibt unklar - ist sie als Vermögensverwalter eigenen Angaben zufolge doch auf Kapitalerhalt spezialisiert. Und sich als solcher bei einem Turnaround-Kandidaten einzukaufen, scheint mir ziemlich mutig. Fragt sich, ob sich dahinter nicht strategische Gründe verbergen könnten. Denn auch GAM gilt als Spezialist für sogenannte Total-Return-Strategien.
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Der Ölpreiszerfall zwingt die grossen Mineralölkonzerne, ihre Investitionsbudgets zusammenzustreichen. Das dürfte früher oder später auch Sulzer schmerzhaft zu spüren bekommen. Der UBS zufolge erzielte der Pumpenspezialist aus Winterthur zuletzt nämlich rund 28 Prozent des Umsatzes mit Kunden aus der Öl- und Gasindustrie.
In Erwartung einer geringeren Produktionsauslastung streicht Analyst Fabian Haecki seine Gewinnschätzungen um bis zu 25 Prozent zusammen. Dadurch fällt das 12-Monats-Kursziel für die von ihm zum Kauf empfohlenen Papiere auf 118 (zuvor 130) Franken.
Seit wenigen Tagen setzt der rückläufige Ölpreis den Sulzer-Aktien wieder sichtlich zu (Quelle: www.cash.ch)
Ein Vergleich mit den durchschnittlichen Markterwartungen zeigt: Viele seiner Berufskollegen bei anderen Banken müssen den Rotstift wohl erst noch ansetzen. Neuerdings liegen die diesjährigen Gewinnschätzungen Haeckis rund 15 Prozent unter den besagten Markterwartungen.
Erst vor wenigen Tagen schrieb die UBS in einem Strategiepapier, dass Sulzer nach der Finanzkrise der Jahre 2008/09 selbst dann noch mit einer rückläufigen Umsatzentwicklung zu kämpfen hatte, als das Tagesgeschäft bei anderen kleinen und mittelgrossen Schweizer Unternehmen längst wieder anzog. Der Pumpenspezialist gilt nicht ohne Grund als "Spätzykliker". Allerdings haben die Winterthurer ihr Service- und Après-Vente-Geschäft seit damals kräftig ausgebaut. Das dürfte sich in der aktuellen Krise durchaus auszahlen...
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