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Am Hauptsitz von Clariant in Basel darf man zu Recht mit Stolz auf die in den vergangenen Jahren erzielten Meilensteine zurückblicken. Der operative Turnaround sucht nicht nur hierzulande seinesgleichen und die von Branchenkennern ursprünglich als überzahlt kritisierte Übernahme von Süd-Chemie erweist sich immer mehr als Glücksgriff. Viele von ihnen bezeichnen die deutsche Tochter mittlerweile sogar als "eine Perle".

Stiller Zeuge ist die Namenaktie, welche sich seit März 2009 nahezu im Kurs verfünffacht und den breit gefassten Swiss Performance Index weit hinter sich zurückgelassen hat.

Der Mitte Februar veröffentlichte Zahlenkranz für das Geschäftsjahr 2014 legt allerdings ein grundlegendes Problem schonungslos offen: Denn obschon der freie Cash Flow gegenüber dem Vorjahr von 9 auf 34 Millionen Franken gesteigert werden konnte, wurden die diesbezüglichen Analystenerwartungen um mehr als 100 Millionen Franken verfehlt. Der Grund liegt bei der entgegen allen saisonalen Gepflogenheiten überraschend hohen Kapitalbindung beim Nettoumlaufvermögen.

Es ist an dieser Stelle unnötig zu schreiben, dass der freie Cash Flow nicht vollumfänglich für die geplante Dividende von 0,40 Franken je Aktie aufkommen kann und sich die Geschäftsleitung zumindest teilweise der Substanz bedient.

Dieser Problematik scheint sich mittlerweile auch der Verwaltungsrat bewusst zu sein. Das lassen zumindest Rückmeldungen von einer Road-Show mit verschiedenen Banken vermuten. Einem Kommentar aus dem Hause Barclays Capital entnehme ich, dass der Verwaltungsrat die Entschädigung der Geschäftsleitungsmitglieder im laufenden Jahr zu 60 Prozent von Fortschritten beim Cash Flow abhängig gemacht hat. Die jeweiligen Geschäftsbereiche hätten konkrete Zielvorgaben erhalten, so der Verfasser des Kommentars. Erklärtes Ziel sei es, saisonale Schwankungen bei der Kapitalbindung des Nettoumlaufvermögens zu reduzieren.

Tatsächlich schmälert die noch immer hohe Kapitalbindung des Nettoumlaufvermögens den ansonsten beeindruckenden Turnaround der letzten Jahre. Dasselbe gilt für die im Zusammenhang mit der erfolgreichen Neuausrichtung des Firmenportfolios und der dadurch erzielten Veräusserungsgewinne immer mal wieder wachwerdenden Spekulationen rund um eine deutlich grosszügigere Ausschüttungspolitik oder eine Sonderdividende.

Es ist allerdings ermutigend, dass sich der Verwaltungsrat diesem Problem proaktiv annimmt, der Geschäftsleitung diesbezüglich klare Ziele setzt und diese erst noch zu einem Bestandteil der erfolgsabhängigen Lohnkomponente macht.

Man darf es wirklich so sagen: Der bekannte Basler Chemiekonzern legt die Schwerpunkte im operativen Geschäft weiterhin goldrichtig und kann damit hoffentlich an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen. Vielleicht sind die Spekulationen rund um eine Sonderdividende ja doch noch nicht vom Tisch. Ich bleibe jedenfalls bei meiner Einschätzung, dass Clariant früher oder später zu einer attraktiven Dividendenperle heranreift.

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Nein, wirklich erfolgsverwöhnt sind die Aktionäre der Credit Suisse nicht. Dass die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken trotz den zukünftig deutlich strengeren Eigenmittelvorschriften am kapitalintensiven Investment Banking festhält, tut ihren Aktien alles andere als gut.

Denn obschon der breit gefasste Swiss Performance Index von einem Rekord zum nächsten kletterte, erwiesen sich die letzten zwei Jahre aus Sicht der Credit Suisse und ihrer Aktionäre mehr oder weniger als ein Nullsummenspiel.

Eine unmissverständliche Sprache spricht auch eine von der Nachrichtenagentur awp erhobene Statistik: Von 22 Analysten empfehlen nur gerade sechs die Aktien der Schweizer Grossbank zum Kauf. Ebenfalls sechs raten sogar zum Verkauf der Papiere.

Nun wirft mit RBC Capital Markets eine weitere Bank das Handtuch. Die für das kanadische Institut tätige Analystin stuft die Aktien der Credit Suisse von "Outperform" auf "Sector Perform" herunter. Das Kursziel lautet weiterhin 26 Franken.

Für die Verfasserin der mir aus London zugespielten Unternehmensstudie steht fest: Nachdem sich die Papiere weit von den Jahrestiefstständen von Mitte Januar nach oben gelöst haben, müssen die Aktionäre wieder kleinere Brötchen backen.

Einen weiteren Kursanstieg traut die Analystin den Aktien der Credit Suisse erst dann zu, wenn sich die Regulatoren auf konkrete Vorgaben für das sogenannte Leverage Ratio geeinigt haben. Es könne in diesem Zusammenhang aber gut Ende Jahr werden, so schreibt sie.

Vermutlich wird die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken und ihre Aktien auch weiterhin im Schatten ihrer Erzrivalin UBS stehen. Daran könnte nur ein strategischer Befreiungsschlag etwas ändern. Für einen solchen mache ich mich schon seit längerer Zeit stark.

 

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