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Wenn man mich nach den Gewinnern eines andauernd schwächeren Frankens fragen würde, würde ich diese spontan im Lager der Schweizer Exportunternehmen suchen.
In einem Kommentar aus dem Handel der MainFirst Bank nennt der Verfasser denn auch die Aktien von Syngenta. Der Basler Agrarchemiehersteller erziele 25 Prozent des Umsatzes bei gerademal 18 Prozent der Kosten in Euro. 39 Prozent des Umsatzes falle in Dollar an. Dem stünden nur gerade 25 Prozent der Kosten gegenüber. Deshalb seien möglicherweise schon bald währungsbedingte Gewinnschätzungserhöhungen zu erwarten.
In einem noch grösseren Ausmass profitiere die Swatch Group von einem andauernd schwächeren Franken, so der Experte. Denn der Westschweizer Luxusgüterhersteller erziele 45 Prozent des Umsatzes in Euro. Gleichzeitig würden nur gerade 4 Prozent der Kosten in Euro anfallen. Anders als die Aktien von Syngenta seien jene der Swatch Group allerdings schon monströs gestiegen.
Zu den Gewinnern zählt der Verfasser des Kommentars jedoch vor allem die Schweizer Banken. Bei Julius Bär würden nicht weniger als 33 Prozent der Bruttoerträge in Euro und weitere 32 Prozent in Dollar anfallen. Gleichzeitig mache der Anteil an den Kosten jeweils nur 5 Prozent aus.
Auch die Credit Suisse werde mit 25 Prozent der Bruttoerträge in Euro und 35 Prozent in Dollar von einem schwächeren Franken profitieren. Diesen Ergebnisbeiträgen stehen dem Experten zufolge 17 Prozent der Kosten in Euro und 22 Prozent in Dollar gegenüber.
Die UBS hingegen erziele 20 Prozent der Bruttoerträge in Euro und 45 Prozent in Dollar. Auf der Kostenseite würden hingegen 15 Prozent der Kosten in Euro und 35 Prozent in Dollar anfallen.
Aufgrund der Gefahr hoher Rechtskosten gibt man den Aktien von Credit Suisse und Julius Bär bei der MainFirst Bank gegenüber jenen der UBS ganz klar den Vorzug.
Ein Thema dürfte die weitere Entwicklung des Frankens bei den Schweizer Banken auch in Bezug auf die verwalteten Kundenvermögen sein. Denn ein nicht unbeträchtlicher Anteil dieser Vermögen sind in Fremdwährung angelegt. Ein schwächerer Franken hätte deshalb einen Anstieg der verwalteten Kundenvermögen und damit wiederum höhere Kommissionserträge zur Folge.
Ich gehe deshalb davon aus, dass die jeweiligen Aktien im Falle eines andauernd schwächeren Frankens abheben werden.
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Ursprünglich sollte der Wirkstoff für die MS-Pille Gilenya zur Unterdrückung der Abstossungsreaktion bei Nierentransplantationen zur Anwendung kommen. In der späten Entwicklungsphase hatte Novartis dann allerdings mit unerwünschten Nebenwirkungen zu kämpfen.
Das Entwicklungsprojekt wurde eingestellt, fand dann aber als erstes in Pillenform verabreichbares Präparat gegen Multiple Sklerose eine Fortsetzung. In den USA ist Gilenya seit dem Spätherbst 2010 auf dem Markt, in der Europäischen Union erhielt das Medikament im März 2011 die Marktzulassung.
Seit wenigen Tagen steht der Wirkstoff wieder im Verdacht unerwünschter Nebenwirkungen. Novartis informierte die Öffentlichkeit darüber, dass eine mit Gilenya behandelte Patientin an progressiver multifokaler Leukenzephalopathie (PML) erkrankt sei.
In der Vergangenheit wurde mit Tysabri von Biogen Idec ein anderes MS-Medikament in Verbindung mit Fällen von PML gebracht. Mittlerweile hat der amerikanische Mitbewerber mit Tecfidera ein eigenes in Pillenform verabreichbares Präparat auf dem Markt. Dieses besticht vor allem durch ein vergleichsweise vorteilhaftes Nebenwirkungsprofil.
Noch darf man die Erkrankung der mit Gilenya behandelten Patientin nicht überbewerten. Einem Kommentar der Deutschen Bank entnehme ich, dass bisher weltweit über 71'000 Patienten mit dem Medikament behandelt wurden. Ausserdem sei der vorliegende Fall aus medizinischer Sicht sehr atypisch. Dennoch werde die weitere Entwicklung in Medizinerkreisen genauestens im Auge behalten.
Mit dem Markteintritt der Konkurrenz-Pille Tecfidera hat sich der Wettbewerb im Markt für MS-Medikamente weiter verschärft. Für Novartis kommt die wieder aufkeimende Debatte rund um die unerwünschten Nebenwirkungen von Gilenya daher zu einem recht ungünstigen Zeitpunkt. Denn die Debatte könnte das kommerzielle Potenzial des Präparats unter Umständen durchaus schmälern. Und aufgrund der Patentabläufe bei den Medikamenten Diovan und Glivec sind die Basler mehr denn je auf Präparate wie Gilenya angewiesen.