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Noch gut drei Wochen müssen sich die hiesigen Marktakteure in Geduld üben, dann wird SGS bei den im Swiss Market Index vertretenen Unternehmen die Semesterberichterstattung einläuten. Erst kürzlich versuchte CEO Chris Kirk die Erwartungen zu dämpfen.

Und auch sein für Bureau Veritas tätiger Berufskollege musste vor wenigen Tagen an einer Investorenkonferenz von BNP Paribas einräumen, dass sich das Umsatzwachstum im bisherigen Quartalsverlauf weiter verlangsamt hat. In der Folge wurden auch die Namenaktien von SGS vom Markt in Sippenhaft genommen. Mit Ausnahme der UBS Investmentbank, welche bei ihren Gewinnschätzungen für den Genfer Warenprüfkonzern um durchschnittlich 4 Prozent zurückbuchstabierte, blieben weitere Abwärtsrevisionen bislang allerdings aus.

Schon etwas länger wird bei Sulzer auf eine Ergebnisenttäuschung spekuliert. Auslöser war eine Rückmeldung der Zürcher Kantonalbank von einem Treffen mit den Firmenverantwortlichen. Die unmissverständliche Botschaft des zuständigen Experten: Die Reorganisation harzt und die Neuausrichtung gestaltet sich schwieriger als erwartet.

Er vermutet viele innere Widerstände gegen das Vorhaben. Dem Experten zufolge scheint auch nicht ganz klar, wie die Produktion auf die Endmärkte ausgerichtet werden soll. Und als ob das nicht schon genug wäre, deutet er für die erste Jahreshälfte eine weitere Ergebnisenttäuschung an. Sulzer fakturiere rund 40 Prozent des Umsatzes in Dollar. Der im Jahresvergleich rückläufige Greenback werde den Umsatz daher belasten. Dennoch scheine auch die Volumenentwicklung in Lokalwährungen eher unbefriedigend zu sein. Aufgrund der tiefen Volumen, der Kosten für die Reorganisation und der Investitionen in die IT-Infrastruktur werde der Semesterausweis eher verhalten ausfallen.

Unter Druck standen in den letzten Tagen auch die Papiere von Syngenta. Die im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung durchsickernden Anhaltspunkte verheissen nichts Gutes. An derselben Investorenkonferenz von BNP Paribas äusserte sich CEO Mike Mack vorsichtig, was den noch immer hängigen Zulassungsentscheid für das Maissaatgut Viptera anbetrifft. Beim Basler Agrarchemiehersteller verlasse man sich nicht mehr länger auf eine Zulassung, was sich im Wachstum niederschlagen werde.

Der für Kepler Cheuvreux tätige Experte geht sogar noch einen Schritt weiter und warnt vor Verzögerungen beim Getreideanbau in Nordamerika und einer Nachfrageverlagerung vom zweiten ins zurückliegende erste Quartal in Europa. Dadurch sei das organische Umsatzwachstum in den letzten drei Monaten vermutlich unter 6 Prozent gefallen, so ist einem Kommentar zu entnehmen. Der Verfasser sieht sich in der Folge zu einer Reduktion seiner Gewinnschätzungen um 4 bis 5 Prozent veranlasst. Es darf vermutet werden, dass weitere Berufskollegen dem Beispiel des Experten folgen müssen.

Dass die bei Kepler Cheuvreux mit "Hold" und einem Kursziel von neu 340 (350) Franken eingestuften Aktien heute in den Genuss eines Kursfeuerwerks kommen, erklärt sich mit angeblich bis vor wenigen Wochen geführten Übernahmeverhandlungen mit dem US-Rivalen Monsanto. In Analystenkreisen werden einem solchen Zusammenschluss jedoch kaum Chancen eingeräumt. Zu hoch seien die wettbewerbsrechtlichen Hürden und die Ungewissheit in Bezug auf die steuerlichen Folgen. Vermutlich werde sich bei Syngenta auch kein anderer Interessent zu erkennen geben, so heisst es weiter.

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Mit Actelion steht heute ein weiteres bekanntes Schweizer Grossunternehmen im Zentrum von Übernahmespekulationen. Nach den überzeugenden Studienergebnissen zum PAH-Medikament Selexipag baut der Experte von Kepler Cheuvreux eine entsprechende Prämie in sein Bewertungsmodell ein. Durch die Anpassungen steigt das Kursziel für die erst seit wenigen Tagen zum Kauf empfohlenen Aktien auf 130 (115) Franken.

Actelion wird schon seit Jahren immer wieder als attraktive Braut für einen grossen Rivalen aus der Pharmaindustrie gehandelt. Zumindest wenn es nach dem Grossaktionär und Gründer Jean-Paul Clozel geht, dürfte ein Verkauf des Unternehmens jedoch kein Thema sein.

Ich bleibe deshalb vorsichtig, was solche Wortmeldungen aus der Analystengemeinde anbetrifft.

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Ebenfalls geradezu euphorisch liest sich eine Unternehmensstudie der MainFirst Bank zum Finanzdienstleister Leonteq. Darin erhöht der Verfasser das Kursziel der Namenaktien auf 310 (175) Franken, wovon sich vom gestrigen Schlussstand ein Aufwärtspotenzial von sagenhaften 70 Prozent ableiten lässt. Der Experte traut der ehemaligen EFG Financial Products über die kommenden Jahre ein jährliches Wachstum von 30 Prozent beim Gewinn je Aktie zu.

Dass Leonteq über eine einmalige und skalierbare Produktplattform verfügt, ist nicht von der Hand zu weisen. Mit der Verfünffachung des Aktienkurses seit Herbst 2012 trägt der Markt diesem Umstand allerdings zur Genüge Rechnung.

Für gewöhnlich stehen aggressive Kaufempfehlungen wie die vorliegende am Ende einer mehrjährigen Aktienhausse. Auch wenn sich die Unternehmensstudie schön liest, geht von ihr negative Signalwirkung für die Märkte aus.