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Die gute Nachricht zuerst: Der Swiss Performance Index (SPI) schrieb auch im Januar wieder neue Rekorde. Vor wenigen Tagen stieg das breit gefasste Börsenbarometer in der Spitze auf über 11'000 Punkte und damit auf den höchsten Stand in der Geschichte.
Der schwache Dollar sorgte dann allerdings dafür, dass Anschlusskäufe ausblieben und insbesondere die Indexschwergewichte Gewinnmitnahmen zum Opfer fielen. Letztendlich ging der SPI noch mit einem Plus von ziemlich genau 1 Prozent aus dem Januar.
Geld verdienen liess sich fast nur in den kleinsten Nebenwerten. Zumindest liest sich die Januar-Gewinnerliste an der Schweizer Börse SIX wie das "Wer ist wer" dieses schlecht handelbaren Titelsegments: Die Goldmedaille geht an Orascom (+50,9 Prozent), gefolgt von der zweitplatzierten Tornos (+42,8 Prozent) und der gewohnt spekulationsgetriebenen Schweizerischen Nationalbank (+40 Prozent) auf dem dritten Rang.
Weit oben auf der Gewinnerliste standen auch die Aktien von Cicor Technologies, was insbesondere die Anlagekunden der Bank Vontobel freuen dürfte (siehe "Eine nicht ganz unumstrittene Kaufempfehlung für einen schlecht handelbaren Nebenwert" vom 20. Dezember).
Wo Licht ist, da ist für gewöhnlich auch Schatten. Die Aktionäre des Backwarenherstellers Aryzta (-36 Prozent) sowie jene des Pharmaunternehmens Santhera (-24,8 Prozent) dürften wissen, wovon ich spreche. Doch auch bei Leonteq, Bachem oder Roche hatten Anleger in den vergangenen Wochen nur wenig zu lachen.
Immer öfter wird das Handelsgeschehen von Spekulationen und Mutmassungen bestimmt (siehe "Das Gerüchte-Karussell dreht sich auch 2018 kräftig" vom 3. Januar, "Von Ergebnisspekulationen und sonstigen Gerüchten" vom 8. Januar, "Spekulationen heizen die Stimmung künstlich auf" vom 11. Januar, "Eine weitere Spekulations-Welle rollt heran" vom 16. Januar oder "Clariant, AMS und Co. Ziel von Spekulationen" vom 23. Januar). Harte Fakten rücken dabei in den Hintergrund und scheinen - zumindest für den Moment - nur noch von untergeordneter Bedeutung.
Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, während meinen knapp 15 Jahren als Wirtschaftsjournalist und Börsenkolumnist schon jemals so dicht bepackt über Spekulationen unterschiedlichster Couleur berichtet zu haben.
Es bereitet mir zwar auch nach 15 Jahren noch immer sehr viel Freude, über Gerüchte und Spekulationen zu schreiben. Allerdings müssen wir Börsenkolumnisten auf der Hut sein, nicht von irgendwelchen Marktakteuren für deren Sache instrumentalisiert zu werden. Umso wichtiger scheint es mir, die mir zugetragenen Informationen nach bestem Wissen und Gewissen zu kommentieren.
Doch nicht nur das immer schneller drehende Gerüchtekarussell spricht dafür, dass das Endspiel an den Aktienmärkten neun Jahre nach Durchschreiten der Talsohle vom März 2009 begonnen hat. Gut in dieses Bild passt auch das bereits einführend erwähnte Interesse an immer kleineren und schlecht handelbaren Nebenwerten (siehe "Eine nicht ganz unumstrittene Kaufempfehlung für einen schlecht handelbaren Nebenwert" vom 20. Dezember), die geradezu euphorische Stimmung unter Fondsmanagern und Vermögensverwaltern (siehe "Euphorie unter Fonds-Managern - das Endspiel hat begonnen" vom 17. Januar) oder dass aus den hiesigen Indexschwergewichten Nestlé, Roche und Novartis in gut laufende Titelsegmente umgeschichtet wird (siehe "Julius Bär rät zum Verkauf von Schweizer Aktien" vom 18. Januar).
Mag die Welle bei den Nebenwerten reiten, wer will. Ich habe bei diesem Titelsegment - in Erwartung, dass die Welle bald einmal bricht - über die letzten Wochen vorsorglich erste Gewinne realisiert.
Was mich als Aktionär auf lange Sicht interessiert, sind die dem Unternehmen unter dem Strich zufliessenden Barmittel - im amerikanischen Sprachgebrauch "Free Cash Flow" genannt. In investitionsintensiven Wachstumsphasen darf der "Free Cash Flow" durchaus auch mal für ein paar Jahre negativ sein. Danach muss aber wieder Geld ins Unternehmen fliessen. Denn der "Free Cash Flow" entscheidet letztendlich darüber, wie viel an Dividende über die Zeit nachhaltig an mich als Aktionär ausgeschüttet werden kann. Und noch etwas: Der "Free Cash Flow" lässt sich nicht mit Buchhaltungskniffen manipulieren.
Lag die langfristige Free-Cash-Flow-Rendite bei Schweizer Nebenwerten bis vor wenigen Jahren noch zwischen 8 und 12 Prozent, weisen viele dieser Aktien mittlerweile gerade mal noch Renditen im tiefen einstelligen Prozentbereich auf. Mit anderen Worten: Dieses bei Anlegern beliebte Titelsegment ist substanziell überbewertet.
Selbst auf die Gefahr hin als Spielverderber verschrieen zu werden oder kurzfristig ein paar Kursgewinne zu verpassen, fühle ich mich deshalb bei meinen Schweizer Aktienfavoriten für das Börsenjahr 2018 mit einer taktischen Barmittelquote von mittlerweile gut 40 Prozent ziemlich wohl.
Mit der Hilfe der mittlerweile verkauften Aktien von Burckhardt Compression liess sich der seit dem Tag der Bekanntgabe meiner Aktienfavoriten um 0,4 Prozent höhere SPI mit einem Plus von 0,6 Prozent knapp schlagen.
Bilanz der letzten Jahre:
Jahr | Aktienfavoriten | SPI |
2013 | +40,1 Prozent | +23,9 Prozent |
2014 | +11,4 Prozent | +15,2 Prozent |
2015 | + 4,1 Prozent | + 2,4 Prozent |
2016 | - 3,7 Prozent | - 1,7 Prozent |
2017 | +23,6 Prozent | +20,1 Prozent |
2018* | + 0,6 Prozent | + 0,4 Prozent |
* Schlusskurse vom 31. Januar 2018
Mit Ausnahme der Valoren von LafargeHolcim weisen alle übrigen Favoriten nach den ersten paar Wochen eine negative Kursentwicklung auf.
Einen Durchhänger haben insbesondere die Genussscheine von Roche. Spätestens als der Konzernchef Severin Schwan Mitte Januar in der britischen Finanzpresse um "realistische Erwartungen" für 2018 bat, war klar, dass dem Basler Pharma- und Diagnostikkonzern ein Übergangsjahr droht. Seit dem frühen Donnerstag haben wir nun Klarheit. Obwohl sich das Brustkrebsmedikament Rituxan nach Verlust des Patentschutzes im Schlussquartal wie erwartet verkaufte, fiel der Ausblick für 2018 überraschend vorsichtig aus. Angestrebt wird ein im tiefen einstelligen Prozentbereich liegendes Umsatzplus. Dasselbe gilt - sofern man die Steuerersparnisse der amerikanischen Unternehmenssteuerreform ausklammert - auch für den Kerngewinn.
Bleibt zu hoffen, dass Roche mit diesem Ausblick absichtlich tiefstapelt und sich die günstigeren Nachahmerpräparate für Rituxan und Co. nicht im befürchteten Ausmass in die Umsatzentwicklung fressen. Zuversichtlich stimmen mich die im Schlussquartal beobachtete Absatzentwicklung bei jungen Medikamenten wie Ocrevus oder Tecentriq.
Aktuelle Positionen Aktienfavoriten:
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Wert* | Erfolg | G/V |
Barmittel | 41'467,90 | ||||
ABB N | 385 | 26,00 | 9'990,75 | -19,25 | -0,20 Prozent |
LafargeHolcim N | 182 | 54,95 | 10'374,00 | +373,10 | +3,73 Prozent |
Nestlé N | 120 | 83,40 | 9'860,40 | -369,60 | -3,69 Prozent |
Roche GS | 40 | 246,80 | 9'178,00 | -694,00 | -7,03 Prozent |
Basilea N | 132 | 75,50 | 9'959,40 | -6,60 | -0,07 Prozent |
Dufry N | 69 | 144,80 | 9'984,30 | -6,90 | -0,07 Prozent |
Total | 100'604,75 | +0,60 Prozent |
* Schlusskurse vom 31. Januar 2018
Zuversichtlich bleibe ich für die Valoren von LafargeHolcim. Anlässlich der Jahresergebnispräsentation vom 2. März dürfte der Konzernchef Jan Jenisch der Weltöffentlichkeit seine neuen strategischen Pläne präsentieren. Jenischs Vergangenheit bei seinem früheren Arbeitgeber Sika lässt eine vorwärts gerichtete Wachstumsstrategie erwarten. Das wiederum käme einer 180-Grad-Wende zur Strategie seines eher erfolgsarmen Vorgängers gleich, die in erster Linie auf kostenseitigen Einsparungen beruhte. Wird LafargeHolcim von der Börse in Zukunft als Wachstumsunternehmen bewertet, verspreche ich mir deutlich höhere Kurse.
Noch am Anfang eines vermutlich mehrere Jahre andauernden Konzernumbaus steht Nestlé. Der Nahrungsmittelhersteller aus dem waadtländischen Vevey muss derzeit als zahlungskräftiger Käufer für Geschäftsbereiche von Pfizer und der deutschen Merck herhalten (siehe "Spekulationen heizen die Stimmung künstlich auf" vom 11. Januar). Das kommt nicht von ungefähr, werden dem Konzernchef Mark Schneider im Geschäft mit nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten doch Ambitionen nachgesagt.
Sollte Nestlé beide Bieterrennen für sich entscheiden, wäre ein (Teil-)Verkauf der an L'Oréal gehaltenen Beteiligung die logische Folge. Damit liessen sich - als äusserst gelegener Nebeneffekt - auch gleich der für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen berüchtigte Dan Loeb und sein Hedgefonds Third Point besänftigen. Kurse von unter 80 Franken sind bei den Aktien von Nestlé auf längere Sicht eine Kaufgelegenheit. Ich bin mir sicher, dass der Westschweizer Nahrungsmittelkonzern bis in zwei, drei Jahren kaum mehr wiederzuerkennen sein wird.
Aktuelle Positionen «Dogs of the SMI»:
Titel | Anzahl | Einstand | akt. Wert* | Erfolg | G/V |
LafargeHolcim N | 185 | 53,90 | 10'545,00 | +573,50 | +5,75 Prozent |
Roche GS | 41 | 244,00 | 9'407,45 | -596,55 | -5,96 Prozent |
Swisscom N | 19 | 520,50 | 9'669,50 | -229,90 | -2,32 Prozent |
Swiss Re N | 108 | 92,20 | 9'914,40 | -42,20 | -0,43 Prozent |
Zurich N | 33 | 298,10 | 10'094,70 | +257,40 | +2,62 Prozent |
Total | 49'621,15 | -0,37 Prozent |
* Schlusskurse vom 31. Januar 2018
Einen schweren Stand hatten zuletzt die Aktien von Dufry. Man ahnt, dass sich der Grossaktionär HNA längst über das Derivatkonstrukt durch die Hintertür verabschiedet hat. Wirklich sicher ist man sich allerdings noch nicht, wie die negative Kursreaktion auf Berichte rund um kurzfristige Liquiditätsprobleme des chinesischen Mischkonzerns zeigen.
Fragen wirft auch der der Teilbörsengang der amerikanischen Tochter Hudson auf. Ich hege Zweifel daran, dass sich mit diesem Manöver Aktionärswerte schaffen lassen – und das nicht erst, seit die Minderheitsbeteiligung am ganz unteren Ende der erwarteten Preisspanne im Publikum platziert werden konnte (siehe "Wird der Börsengang von Hudson für Dufry zum Nullsummenspiel?" vom 22. Januar).
Nach akquisitionsreichen Jahren dürften bei Dufry andere Prioritäten in den Vordergrund rücken und zu einer grundlegenden Neubeurteilung und -bewertung der Aktien führen.
Bisherige Transaktionen:
Datum | Titel | Anzahl | Kurs | Total | ||
29.12.2017 | Burckhardt N | Kauf | 32 | 315,50 | Franken | 10'096,00- |
29.12.2017 | Roche GS | Kauf | 40 | 246,80 | Franken | 9'872,00- |
29.12.2017 | Basilea N | Kauf | 132 | 75,50 | Franken | 9'966,00- |
29.12.2017 | Nestlé N | Kauf | 120 | 83,50 | Franken | 10'020,00- |
29.12.2017 | Dufry N | Kauf | 69 | 144,80 | Franken | 9'991,20- |
29.12.2017 | ABB N | Kauf | 385 | 26,00 | Franken | 10'010,00- |
29.12.2017 | LafargeHolcim N | Kauf | 182 | 54,95 | Franken | 10'000,90- |
24.01.2018 | Burckhradt N | Verkauf | 32 | 364,25 | Franken | 11'656,00+ |
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