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Gestern dürfte im Laufe des Vormittags kurz Hektik in den Handelsräumen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ausgebrochen sein, kam der Euro dem im September vor drei Jahren eingeführten Mindestkurs doch gefährlich nahe. Mit 1,2021 Franken fiel die europäische Einheitswährung auf den tiefsten Stand seit über zwei Jahren.
In diesen zwei Jahren waren unsere Währungshüter nie mehr zu grösseren Interventionen zugunsten des Euro gezwungen. Das könnte sich allerdings schon in den nächsten Tagen ändern, sollte der Franken seine Muskeln weiter spielen lassen.
In der Gold-Initiative, über die Ende Monat in der Schweiz abgestimmt wird, haben die Medien bereits einen Schuldigen für den zuletzt erstarkten Franken gefunden. Denn würde die Initiative entgegen allen Erwartungen angenommen, müsste die SNB entweder im grossen Stil Gold kaufen oder aber den Mindestkurs für den Euro aufgeben. Wie sich die Verantwortlichen auch immer entscheiden würden, es ginge so oder so mit einem festeren Franken einher.
Vermutlich ist die jüngste Frankenstärke allerdings eher das Ergebnis einer Umwandlung von Fremdwährungshypotheken durch die ungarische Notenbank. Alleine gestern stellte sie ihren Geschäftsbanken in diesem Zusammenhang umgerechnet knapp acht Milliarden Euro zur Verfügung, damit diese in Euro und Franken aufgenommene Kredite in die Heimwährung Forint überführen können.
Aufgrund des deutlich tieferen Zinsniveaus standen Franken-Hypotheken in Osteuropa und insbesondere in Ungarn vor der Finanzkrise hoch in der Gunst dortiger Eigenheimbesitzer. Der starke Franken führte dazu, dass diese Kreditengagements nicht nur für die Eigenheimbesitzer, sondern auch für die jeweiligen Banken in einem finanziellen Desaster endeten.
Für die jetzige Intervention stellte die ungarische Zentralbank einen Teil ihrer in Euro gehaltenen Fremdwährungsreserven zur Verfügung. Es liegt deshalb nahe, dass sie selber oder die Geschäftsbanken Franken in Milliardenhöhe kaufen mussten. Und das erst noch in einem dem Euro gegenüber feindlich eingestellten Marktumfeld.
Denn spätestens seit dem vergangenen Donnerstag ist klar: Für die Europäische Zentralbank (EZB) ist selbst ein Kauf von Staatsanleihen nach amerikanischem Vorbild kein Tabuthema mehr, lässt sich damit doch eine Deflation abwenden.
Diese Androhung und die mittlerweile negativen Einlagezinsen der EZB für Geschäftsbanken haben in den umliegenden europäischen Nachbarländern erste Banken dazu veranlasst, auch von ihrer Kundschaft Negativzinsen auf Spareinlagen einzufordern.
Wie mir berichtet wird, versuchen ausländische Hedgefonds im Rahmen sogenannter "Carry-Trades" zugunsten des Frankens Nutzen aus der entstandenen Zinsdifferenz zu ziehen. Ob diese Wetten auf Zeit aufgehen werden, wage ich allerdings zu bezweifeln. Dennoch verstärken sie auf kurze Sicht den Druck auf den von der SNB eingeführten Mindestkurs.
Es bleibt unseren Währungshütern wohl nichts anderes übrig, diesen Spekulanten mit gezielten Offenmarkttransaktionen einen Schuss vor den Bug zu setzen. Schliesslich schreien die jüngsten Verschiebungen an den Devisenmärkten geradezu danach.
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Schon seit Wochen bekunden die Namenaktien der Credit Suisse sichtlich Mühe. Der besser als erwartete Zahlenkranz für das dritte Quartal kann nicht über die vergleichsweise dünne Eigenkapitaldecke hinwegtäuschen. Bei der Kernkapitalquote befindet sich die in Zürich beheimatete Grossbank zwar auf Kurs. Nicht so jedoch beim sogenannten Leverage Ratio, bei dem sie anderen Rivalen hinterher hinkt.
Dass vermehrt wieder Spekulationen rund um eine von der Finma verlangte Stärkung der Eigenkapitalbasis mittels einer vermutlich stark verwässernden Kapitalerhöhung laut werden, überrascht deshalb nicht. In dieselbe Kerbe schlagen die nicht verstummen wollenden Stimmen, die mit einer Dividendenkürzung rechnen.
Um solches Ungemach in letzter Minute noch abzuwenden, bleibt der Credit Suisse wohl nur eine strategische Neuausrichtung nach dem Vorbild der UBS. Die Erzrivalin hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich aus weiten Teilen des kapitalintensiven Investment Bankings zurückgezogen. Anstalten für einen strategischen Befreiungsschlag machen die Entscheidungsträger der kleineren der beiden Grossbanken bislang jedoch nicht.
Positiv gestimmte Analysten sehen sich immer mehr in Erklärungsnot. In einer aktuellen Studie zum europäischen Bankensektor hält der für Nomura tätige Verfasser an seiner Kaufempfehlung für die Aktien der Credit Suisse fest. Die Papiere werden mit einem geradezu atemberaubenden Kursziel von 36 Franken als Branchenfavorit bezeichnet.
Auf kurze Sicht sei die Wahrscheinlichkeit einer grundlegenden Neubewertung und –beurteilung durch den Markt zwar sehr gering. Die Bewertung sei allerdings sehr tief und das Risiko von teuren Rechtsstreitigkeiten vergleichsweise gering, so der Experte.
Ich hingegen bleibe bei meiner vorsichtigen Einschätzung für die Credit Suisse. Daran würde nur ein strategischer Befreiungsschlag grundlegend etwas ändern.