In China tauchte vor wenigen Tagen der zuvor unbekannte Vogelgrippe-Erreger H7N9 auf. Bisher starben bereits sechs Menschen am Virus, zahlreiche weitere erkrankten daran. Viele befinden sich in einem kritischen Zustand. Noch sind sich Experten uneinig, ob der Virus auch von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Die Meinungen vor Ort gehen diesbezüglich weit auseinander.
Es ist deshalb nur allzu verständlich, dass in Asien die Angst vor einer Pandemie um sich greift. Dies mit Folgen für die dortigen Aktienmärkte. Am späten Freitag wurden nun erstmals auch die Aktien westlicher Unternehmen mit einem hohen Ergebnisbeitrag aus der betroffenen Region für die Angst vor dem neuen Erreger in Sippenhaft genommen.
Am stärksten traf es hierzulande die Inhaberaktien der beiden Westschweizer Luxusgüterhersteller Swatch Group und Richemont. Allem Anschein nach ist den Anlegern der tumultartige Kurseinbruch im Frühjahr 2003 nur allzu gut in Erinnerung. Damals brachte die Angst vor der Lungenseuche SARS nicht nur die Reisetätigkeit sondern auch den Konsum der betroffenen Länder vorübergehend zum Erliegen. Nur wenige Jahre später hinterliess der Ausbruch des ersten Vogelgrippe-Erregers H5N1 an den Aktienmärkten ebenfalls eine Kursdelle, wenn auch in deutlich geringerem Umfang.
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein mir aus dem Berufshandel zugespielter Kommentar von Kepler Capital Markets. Darin warnt die für die europäische Luxusgüterindustrie verantwortliche Analystin vor kurzfristigen Kursrückschlägen.
Denn sollten die Ängste in Asien auf den Reiseverkehr drücken, hätte dies bei den Luxusgüterherstellern Ertragseinbussen zur Folge. Der Analystin zufolge werden weltweit rund 60 Prozent der Luxusgüter von Touristen erworben. Rund 30 Prozent der Lederwaren und gut 50 Prozent der Uhren würden an chinesische Käufer gehen. Mehr als zwei Drittel davon würden ausserhalb des chinesischen Festlandes erworben.
Darüber hinaus liefert die Analystin konkrete Zahlen zu den Umsatzbeiträgen der beiden grossen Westschweizer Luxusgüterhersteller aus den betroffenen Regionen. Richemont erzielt gemäss Kepler Capital Markets geschätzte 50 Prozent des Jahresumsatzes direkt oder indirekt mit chinesischen Käufern. Bei der Swatch Group sind es sogar deren 55 Prozent. Japanische Käufer seien bei den beiden Unternehmen für weitere 15 respektive 8 Prozent des Jahresumsatzes verantwortlich, so die Analystin.
Regelmässige Leserinnen und Leser wissen, dass ich mich nicht allzu sehr für die Aktien der beiden Luxusgüterhersteller erwärmen kann. Dennoch rate ich entschieden davon ab, zum jetzigen Zeitpunkt in Panik zu verfallen. Auch im Frühjahr 2006 wurde die Angst vor einer Vogelgrippe-Pandemie masslos übertrieben. Die Aktionärinnen und Aktionären sind allerdings gut beraten, die weiteren Entwicklungen in China und den angrenzenden Ländern in den kommenden Wochen genauestens im Auge zu behalten. Möglicherweise sehen wir in diesen Tagen vor allem eines: Eine längst überfällige und gesunde Korrektur in den betroffenen Aktien.
Dasselbe gilt übrigens auch für die Aktien von Unternehmen wie Kuoni und Gategroup, welche am Freitag ebenfalls unter den Pandemieängsten litten.
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Trotz Pandemieängsten werden am Hauptsitz von Roche in diesen Tagen wohl keine grösseren Tamiflu-Bestellungen eingehen. Gerade in Grossbritannien wird die Wirksamkeit des Grippemedikaments noch immer kontrovers diskutiert. Politiker werfen dem Basler Hersteller vor, aufschlussreiche Studienergebnisse unter Verschluss zu halten. Von den mehr als 123 in Auftrag gegebenen Studien seien deren 60 absichtlich nie veröffentlicht worden, so heisst es.
Mit diesem Vorwurf will man im Hause Roche nun allerdings aufräumen: Angeblich werden die besagten Studienergebnisse der Öffentlichkeit in den kommenden Monaten zugänglich gemacht.
In Grossbritannien fordern Politiker schon seit längerer Zeit, dass das staatliche Gesundheitssystem NHS umgerechnet 750 Millionen Franken für frühere Tamiflu-Lieferungen zurückverlangt. Das Inselreich ist nur eine von zahlreichen Nationen, welche in den letzten Jahren grössere Tamiflu-Vorräte zur Bekämpfung zukünftiger Vogel- oder Schweinegrippepandemien aufgebaut haben. Sollte Grossbritannien Schadensersatzansprüche geltend machen, könnten weitere Länder dem Beispiel folgen. Ich für meinen Teil behalte die diesbezüglichen Entwicklungen jedenfalls genauestens im Auge.
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Nach den jüngsten Kursverlusten im europäischen Bankensektor kriechen die Baissiers nach und nach aus ihren Löchern. In einer mir aus dem Berufshandel zugespielten Branchenstudie schlägt der für Barclays Capital tätige Verfasser gewohnt verhaltene Töne an. Über die letzten drei Jahre seien die Erträge geschrumpft und die Kosten gestiegen, so der viel beachtete Experte. Viele Banken hätten sich deshalb einschneidende Sparprogramme verschrieben.
Auf der Kostenseite zeichne sich zwar ein bedeutender Paradigmenwechsel ab. Bei Barclays Capital ist man sich allerdings sicher, dass die Branche die versprochenen Kosteneinsparungen nicht erreichen wird. Bei einigen Banken werde man deshalb auf Zusammenschlüsse ausweichen und so versuchen Synergien freizusetzen.
Dennoch zählt der Experte die UBS zu einer Hand voll Banken, welche die versprochenen Kosteneinsparungen einhalten dürften. Bei den Konsensschätzungen gebe es daher im besten Fall Raum für Aufwärtsrevisionen um bis zu 50 Prozent. Die Aktien der UBS werden bei Barclays Capital deshalb mit «Overweight» und einem Kursziel von 19 Franken zum Kauf empfohlen.