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Am gestrigen Mittwoch berichtete ich in meiner Kolumne von fünf Schweizer "Gipfelstürmer-Aktien" die schlichtweg nicht zu bremsen sind – darunter jene des Pharmazulieferers Lonza. Schon seit Wochen tummeln sich nicht nur angloamerikanische Momentum-Investoren, sondern auch die üblichen Trittbrettfahrer in diesen Papieren.

Ich warnte bei dieser Gelegenheit:

Angesichts des momentanen Kurs- und Bewertungsniveaus scheint es auch UBS-Analyst Patrick Rafaisz nicht mehr ganz wohl zu sein. Er erhöht sein 12-Monats-Kursziel für die Aktien von Lonza zwar auf 460 (zuvor 440) Franken, stuft die Papiere gleichzeitig jedoch von "Buy" auf "Neutral" herunter.

Rafaisz bleibt überzeugt von den längerfristigen Wachstumsaussichten des Pharmazulieferers und sieht im Verkauf des Sorgenkinds Specialty Ingredients einen möglichen Kurstreiber. Die Euphorie rund um die Zusammenarbeit mit der amerikanischen Moderna bei der Impfstoffentwicklung gegen Covid19 hält er hingegen für übertrieben. Selbst wenn der Impfstoff ein voller kommerzieller Erfolg wird, rechnet der UBS-Analyst mit einem Umsatzbeitrag von nicht einmal 10 Millionen Franken.

Impfstoff-Fantasien lassen den Aktienkurs bei Lonza in ungeahnte Sphären steigen (Quelle: www.cash.ch)

Sein Abteilungskollege Fabian Haecki macht seine im Januar 2019 ausgesprochene Verkaufsempfehlung für die Aktien von Geberit rückgängig und stuft diese von "Sell" auf "Neutral" herauf. Das 12-Monats-Kursziel gibt er mit 435 (zuvor 390) Franken an.

Wer der seinerzeitigen Verkaufsempfehlung mit einem 12-Monats-Kursziel von gerade mal 330 Franken Folge leistete, dürfte rückblickend ziemlich das Nachsehen haben. Kosteten die Papiere des Sanitärtechnikspezialisten aus Rapperswil-Jona damals 366 Franken, so waren es zuletzt gut 60 Franken mehr.

Haecki begründet die Abkehr von der Verkaufsempfehlung mit dem widerstandsfähigen Geschäftsmodell von Geberit und sieht das Unternehmen sogar gestärkt aus der momentanen Krise hervorgehen.

Mit ihrer neutralen Haltung für die beiden Aktien aus dem Swiss Market Index (SMI) befindet sich die UBS übrigens in guter Gesellschaft. Sowieso wagt sich angesichts des von Unsicherheiten geprägten Börsenumfelds kaum noch jemand weit aus dem Fenster zu lehnen.

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Drei Wochen ist es mittlerweile her, dass die Credit Suisse ihren Zahlenkranz für das erste Quartal vorlegte – gefolgt von der Erzrivalin UBS einige Tage später. Rückblickend musste die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken einen ziemlichen Batzen für mögliche Verluste im Kreditgeschäft zurückstellen. Genauer gesagt 568 Millionen Franken. Das ist fast dreimal so viel wie Analysten vorausgesagt hatten und gut das Doppelte von dem, was die UBS zurückstellte.

Beide Grossbanken liessen am Tage der Ergebnisveröffentlichung gegenüber Analysten durchblicken, dass es womöglich nicht bei diesen Beträgen bleiben bleibt. Angesichts der schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen von Ausgangsbeschränkung und Co. dürfte das wohl niemanden wirklich überrascht haben.

Kursentwicklung der Aktien der UBS (rot) und Credit Suisse (grün) während den letzten zwei Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Erhebungen der britischen Barclays zufolge stehen die beiden Schweizer Grossbanken im europäischen Vergleich weiterhin gut da. Wie Analyst Amit Goel schreibt, nimmt die Börse mit dem Kurszerfall der letzten Tage schon heute weitere Rückstellungen vorweg.

Von seinen Verkaufsempfehlungen für die Aktien von UBS und Credit Suisse will der Barclays-Analyst allerdings partout nicht abweichen. Für die grösste Schweizer Bank veranschlagt er ein Kursziel von 9 Franken, für jene der etwas kleineren Erzrivalin sogar bloss eines von 7 Franken.

 

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